Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 7-I, doc. 208
volume linkBern 1979
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E7350#1000/1104#4* | |
Dossier title | Frankreich (1914–1918) | |
File reference archive | 1 |
dodis.ch/43953
Les Délégués du Conseil fédéral pour les Questions économiques et industrielles, H. Heer et H. Grobet-Roussy, au Chef du Département de l’Economie publique, E. Schulthess1
Gemäss unserer Depesche vom 24.1 crt. hat Herr Minister Dunant gestern ein Rendez-vous mit Seydoux für abends 7 Uhr arrangieren können.2 Kurz bevor er sich auf die Direktion des Blocus begab, wurde Ihre Depesche No . 593 dechiffriert, worauf nach kurzer Besprechung mit der Delegation beschlossen wurde, die Besprechung mit Seydoux auf alle Fälle abzuhalten, weil wir der Ansicht waren, dass dieselbe nur das Resultat, welches Sie mit Dutasta in Bern erreicht hatten, verstärken würde.
Die Unterredung hat gezeigt, dass das Missverständnis vollständig auf Seite Frankreichs lag und die Befürchtung, dass die deutsche Note4 am Vorgehen des Herrn Seydoux schuld sein könnte, nicht begründet war; im Gegenteil glaubt Herr Dunant, dass diese Mitteilung einen um so besseren Eindruck hat machen müssen, als Seydoux von dem Schritte Deutschlands Kenntnis hatte.
Der Hauptgrund zur Aufregung des Herrn Seydoux muss darin gesucht werden, dass der Zufall es so gefügt hat, dass die Redaktion des Satzes: «Il nous serait très agréable que les négociations à ce sujet aient lieu avec les Alliés ensemble et non pas avec la France seule» mit dem Text einer schon früher Frankreich übergebenen englischen Note fast wörtlich übereinstimmt. Seydoux hatte daraus ohne weiteres geschlossen, dass die Schweiz sich an England gewendet habe, um durch dessen Intervention eine Herabsetzung des Kohlenpreises zu erzwingen. Es gelang Herrn Dunant, diese ungerechte und irrtümliche Vermutung zu zerstreuen und damit das Missverständnis endgültig aus der Welt zu schaffen.
Im weitern Verlauf des Gesprächs teilte Herr Seydoux Herrn Dunant dann noch mit, dass Frankreich ganz besonders sorgfältig gewesen sei bei der Auswahl der Minen, welche für die Lieferungen an die Schweiz bestimmt worden waren, um zu vermeiden, dass, in Erwartung der Lösung der Grenzfragen, eine Intervention der übrigen Alliierten aus diesem Grunde eintrete. Zu diesem Zwecke wurden für die Lieferungen nach der Schweiz drei Minen bestimmt, welche südlich der deutsch-französischen Grenze wie sie vor’70 bestanden hat, gelegen sind. Frankreich glaubte, dass infolge des Dahinfallens des Frankfurter-Vertrages und der sichern Einverleibung Elsass-Lothringens, es ohne weiteres damit rechnen könne, dass heute schon die oben erwähnten Minen als zum französischen Gebiet gehörend zu betrachten seien.
Aus dieser Mitteilung geht hervor, dass unsere Vermutung, England habe auch aus diesem Grunde interveniert, richtig gewesen zu sein scheint. - Herr Seydoux bedauerte, dass durch diese Intervention die Verhandlungen nun eben verzögert wurden, dagegen erklärte er sich bereit, mit Ihrer Delegation heute noch in Verbindung zu treten, wobei dann die Wiederaufnahme der übrigen Verhandlungen ohne Zweifel geordnet werden wird.
Der Zwischenfall kann daher, wie wir glauben, als erledigt betrachtet werden und Ihre Delegation wird ihr Möglichstes tun, um nun rasch zum Abschluss zu gelangen.
Tags
Economic and financial negotiations with the Allies (World War I)