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Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 7-I, doc. 165
volume linkBern 1979
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E7350#1000/1104#1* | |
Old classification | CH-BAR E 7350(-)1000/1104 | |
Dossier title | Amerika (1914–1918) | |
File reference archive | 1 |
dodis.ch/43910 Le Chef du Département de l’Economie publique, E. Schulthess, au Délégué du Conseil fédéral pour les Questions économiques et industrielles, H. Heer1
Die zufolge der ausstehenden Antwort der alliierten Regierungen eingetretene Verzögerung hat nun in dieser Angelegenheit eine neue Situation geschaffen. Gestern abend erklärte mir Herr Ludwig Schwarz, die deutsche Regierung sei damit einverstanden, 8000 Ballen Baumwolle an die Schweiz zu verkaufen unter der Bedingung, dass wir bis spätestens 1. April die verbleibenden 22’000 Ballen Baumwolle zur Ausfuhr nach Deutschland freigeben können. Diese Bedingung müsse unter allen Umständen aufrecht erhalten werden. Bis jetzt seien die zur Textilindustrie gehörenden Arbeiterkreise ruhig gewesen; jetzt beginne sich aber auch in diesen Bevölkerungsteilen die Agitation auszubreiten und ernstliche Störungen der öffentlichen Ruhe und Ordnung stünden wegen der Arbeitslosigkeit der Textilindustrie bevor. Das könne weder der Schweiz noch der Entente genehm sein. Eine Einfuhr von 22’000 Ballen Baumwolle wäre geeignet, einer Anzahl von Etablissementen und den von ihnen abhängigen Industrien eine gewisse bescheidene Beschäftigung zu bieten und namentlich auch wieder die Hoffnung, dass nun endlich etwas ins Land komme, zu beleben und dadurch eher den Mut zu heben, durchzuhalten. Wir erklärten, auf diese Kombination natürlich nicht eintreten zu können ohne die Einwilligung der Entente.
Wir bitten Sie nun, in dieser Sache beförderlich die Ihnen gutscheinenden Schritte zu tun und dabei namentlich auch mit den Amerikanern zu sprechen. Es besteht ja wirklich an und für sich kein ernstlicher Grund mehr, um die Ausfuhr der Baumwolle nach Deutschland weiter zu verzögern. Anderseits hätten wir es vorgezogen, evtl. noch etwas mehr Baumwolle erwerben zu können, um daraus einen grössern Teil der deutschen Schuld abzutragen. Aber wir würden jedenfalls statt 8000 Bl. Baumwolle, wenn unsere Spinner bereit wären, diese zu übernehmen, mindestens lO’OOO Ballen kaufen.
Die Angelegenheit drängt, namentlich für uns; denn die italienische Baumwolle kommt trotz allen Versprechungen nicht. Wir standen vor der Frage, ob wir die in der Schweiz eingeführten Südfrüchte zur Ausfuhr nach und durch Deutschland nicht zulassen wollen, um dadurch einen Druck auf Italien auszuüben und haben uns dann schliesslich entschlossen - die Sache kam vor den Bundesrat -, für einmal die in der Schweiz vorhandenen Quantitäten herauszulassen, aber für die Folge eine Sistierung der Ausfuhren in Aussicht zu stellen, falls nicht die in Italien liegende Baumwolle und Baumwollgarne ankämen. Wir hätten also ein Interesse daran, möglichst rasch deutsche Baumwolle zu bekommen. Hätten uns die Ententeregierungen mit den Einwilligungen für den Ankauf nicht so lange hingehalten, so wäre es vor einigen Wochen möglich gewesen, ohne die jetzt gestellten Bedingungen durchzukommen. Zwingen können wir natürlich Deutschland nicht, die Baumwolle abzugeben. Sie kennen ja die bezüglichen Abmachungen.
- 1
- Lettre (Copie): EVD Zentrale 1914-1918/1-2Deutsche. Paraphe: KW.↩
Tags
Economic and financial negotiations with the Allies (World War I)