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Diplomatische Dokumente der Schweiz, Bd. 7-I, Dok. 163
volume linkBern 1979
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Archiv | Schweizerisches Bundesarchiv, Bern | |
Signatur | CH-BAR#E7350#1000/1104#4* | |
Dossiertitel | Frankreich (1914–1918) | |
Aktenzeichen Archiv | 1 |
Archiv | Schweizerisches Bundesarchiv, Bern | |
Signatur | CH-BAR#E7350#1000/1104#1* | |
Alte Signatur | CH-BAR E 7350(-)1000/1104 | |
Dossiertitel | Amerika (1914–1918) | |
Aktenzeichen Archiv | 1 |
dodis.ch/43908 Les Délégués du Conseil fédéral pour les Questions économiques et industrielles, H. Heer et H. Grobet-Roussy, au Chef du Département de l’Economie publique, E. Schulthess1
[...]
Es muss auch heute konstatiert werden, wie dies schon in meinem ersten Schreiben2 geschehen ist, dass die künftigen Umrisse der Weltwirtschaftsordnung bei den Alliierten selbst noch nicht feststehen. Der ganze Komplex der Wirtschaftsprobleme schwebt wohl in seiner Komplexität einigen Personen in unklaren Umrissen vor, allein es ist noch kein Versuch gemacht worden, Ordnung in dieses Chaos zu bringen. Zu viel Probleme der Übergangswirtschaft verlangen dringend nach Erledigung. Es ist typisch, dass, mit wem man auch ins Gespräch kommt, selten von der Zukunft die Rede ist, sondern bloss von allen Schwierigkeiten der Gegenwart. Es fehlt an Überblick und an Persönlichkeiten, welche wirt schaftlich zu denken im Stande sind, anstatt bloss jeder Schwierigkeit mit administrativen Massnahmen zu begegnen. Typisch dafür war die Frage, welche gleich im Anfang an uns gestellt wurde, als wir um Erleichterungen für unsern
Export einkamen:
Welche Quantitäten will denn die Schweiz exportieren im ganzen? worauf wir antworteten, dass wir keine neuen Kontingentierungen zu verlangen hierhergekommen seien, sondern um alle die Einschränkungen, welche der Grund der gegenwärtigen Lage in der Schweiz sind, zur Aufhebung zu bringen. l.J
Bezüglich der näherliegenden Monate kann nun immerhin folgendes gesagt werden:
Frankreich hat durch den Krieg am meisten gelitten und seine Finanzen sind am wenigsten geordnet; deshalb ist hier die Ängstlichkeit gross, ja nichts zu tun,
was das Wiedererstarken der Industrie verlangsamen könnte. Daraus entstehen gewisse Gegensätze zwischen Frankreich und England einerseits und Amerika
andererseits. Wir finden bei letzterem Lande, aber auch bei England, vollkommeneres Verständnis für unsere Wünsche hinsichtlich Aufhebung der Einschränkungen, deren Abschaffung wir verlangen.
Wir finden auch ein gewisses Verständnis bei Frankreich, aber es wird emsiger
Kleinarbeit und energischer Stellungnahme in den Sitzungen bedürfen, um
Erhebliches durchzusetzen. Wir denken gemäss Ihren Absichten zu handeln,
wenn wir mit äusserster Energie auf Abbau des Art. 10 c3[und Art. 13 hinsichtlich des Veredlungsverkehrs im S.S.S. Reglement hinarbeiten und anderseits die
Abschaffung der Transitformalitäten durchzusetzen versuchen.
Ich besuchte heute Vormittag den englischen Delegierten, welcher in der Kommission, mit der wir zu verhandeln haben werden, sitzt; er hat mir seine Unterstützung zugesagt. Ich werde denselben Schritt auch bei den Amerikanern unternehmen; der Italiener sind wir sowieso sicher.
Auch über das Procedere sind wir mit dem Engländer bereits einig und hoffen daher nächste Woche gegen die Zwingburg der S.S.S. Einschränkungen vorgehen zu können. l.J
Tags
Wirtschafts- und Finanzverhandlungen mit den Alliierten (Erster Weltkrieg)