dodis.ch/43753

La Légation de Suisse à Berlin à la Division des Affaires étrangères du Département politique1

Es wird gemeldet, dass in Posen und Oberschlesien undisziplinierte Verbände und polnische Legionäre eingefallen sind. Militärische Gegenmassregeln sind von der deutschen Regierung angeordnet worden. Auf den Eisenbahnen der Rheinlande sind bedenkliche Verhältnisse eingetreten, die die Folge des Zurückflutens der Heeresmassen sind.

Von vertraulicher Seite vernehme ich, dass sich unter Vorsitz des Botschafters Bernstorf und des Gesandten Graf Rantzau aus Dänemark hier eine Delegation für die Friedenskonferenz bildet. Weitere Namen sind noch nicht bekannt. Botschafter Metternich, der ein persönlicher Freund von Solf und Bernstorf ist und mit beiden obgenannten schon lange auf dem Boden der jetzigen deutschen Regierung steht und sich mit beiden solcher sofort zur Verfügung gestellt hat, hat wie Solf und Bernstorf bedeutende Beziehungen zu England.

Das Auswärtige Amt hat sich folgendermassen zusammengesetzt: Ressortchef Haase, Volksbeauf/tragjte David und Bernstein, oder an Stelle Bernsteins Kautsky, Solf bleibt.

Wie ich aus sicherster Quelle vertraulich vernehme, hat die Frage Bersine seit 3 Tagen beinahe zu einer Kabinettskrisis geführt, da im Gegensatz zu den Unabhängigen Solf sein Verbleiben in der Regierung von der Verweigerung der Durchreise Bersines und der Rückkehr Joffes2, abhängig machte. Es ist der Regierung heute gelungen, die Unabhängigen zu bewegen, dass sie auf die Rückkehr Joffes verzichten. Die Durchreise Bersines ist unter militärischer Bewachung zugesichert worden3. Mit der russischen Sovietregierung will die heutige Regierung keinerlei Beziehungen haben. Dies ist im gegenwärtigen Augenblick von weittragender Bedeutung.