Im Besitze Ihres geehrten Telegrammes von heute, worin Sie mich auffordern, von München nach Bern zu kommen, beehre ich mich, Ihnen mitzuteilen, dass ich annehme, dass ich in der zweiten Hälfte der nächsten Woche in Bern sein kann. Angesichts der schlechten Zugsverbindungen und der nicht immer stimmenden Fahrpläne kann ich noch kein bestimmtes Datum angeben. Ich verlasse Berlin Pfingstmontag abends.In Beilage beehre ich mich, Ihnen eine Anzahl Zeitungsausschnitte zu übersenden, welche Sie am besten über die hiesigen Anschauungen orientieren.
In den hiesigen offiziellen Kreisen habe ich überall volles Verständnis für die schwierige Lage, in der sich die Schweiz momentan befindet, gefunden.
Allgemein wiegt man sich in der Hoffnung, das Abkommen werde trotz des rohen Eingriffs von seiten Frankreichs zustande kommen.
Militärische Kreise, welche mit den gegenwärtigen Kohlenverhältnissen in Frankreich gut vertraut sind, sollen der festen Überzeugung sein, dass es Frankreich materiell absolut unmöglich sein wird, die der Schweiz gegenüber gemachte Kohlenofferte einzuhalten. Grund: weil Frankreich selbst unter Kohlenmangel leidet. Vide beiliegenden Ausschnitt aus der Vossischen Zeitung (roter und blauer Pfeil).
Es scheint mir nicht ausgeschlossen zu sein, dass die in den letzten Tagen aufgetretene anscheinende Friedensneigung offizieller Kreise in England gerade noch im richtigen Momente gekommen ist, um Frankreich in einem für uns günstigen Sinne zu beeinflussen. Ein Frankreich, das sich nicht mehr unbedingt auf die weitere Teilnahme Englands im Kriege verlassen kann, wird notgedrungen eine konziliantere Haltung gegenüber der Schweiz einnehmen müssen. Diese Ansicht habe ich heute auch von anderer politisch meist gut voraussehender Seite äussern hören.