dodis.ch/43578
La Légation de Suisse à Pétrograd à la Division des Affaires étrangères du Département politique
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Petrograd, 24. April 1917, 17.25 Uhr
Ihr Telegramm Nummer zweiundsiebzig.2 Ich habe heute Miliukow gesprochen. Er sagte, die Sozialisten Russlands zielen auf einen allgemeinen Frieden hin, der durch die Verständigung aller Sozialdemokratien herbeigeführt werden soll. Der in Stockholm zu eröffnende Kongress soll in dieser Hinsicht einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss ausüben. Miliukow behauptet, dass das provisorische Komitee einstimmig seine Politik unterstütze, die dahin gehe, die Freiheit der Meerengen im Sinne der Wilsonschen Erklärung zu erreichen. Einzig Kerensky drängt auf einen Frieden, der den Nationalitäten und den Bürgerlichen aufgedrängt werden soll. Die Lage der Regierung soll sich in Petrograd befestigen, ohne dass zwischen der provisorischen Regierung und dem Arbeiterkomitee grundsätzliche Abmachungen stattgefunden hätten. Die Soldaten Petrograds kehren langsam an die Front zurück. Die Vorbereitungen für die Wahlen werden energisch betrieben, damit dieselben vor der Ernte beendigt werden können. Der von Berlin aus festgestellte Waffenstillstand scheint das Resultat des beiderseitigen defensiven Verhaltens an der russischen Front zu sein. Seit der englischfranzösischen Offensive scheinen die bei Dwinsk und Molodetchno angesammelten deutschen Truppen disloziert worden zu sein. Die Regierung macht grosse Anstrengungen, um die weitere Desertion zu verhindern, die bereits einen Viertel der Effektivbestände ausmachen soll. In Kronstadt kommen die englischen Marinesoldaten, die angezeigt waren, an. In der Region der Wolga und auch anderwärts sind ernste Bauernunruhen im Gange.