dodis.ch/43569
Le Ministre de Suisse à
Vienne, Ch.
Bourcart, à la Division des Affaires étrangères du Département politique
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Wien, 17. April 1917, 17.46 Uhr
Hier die Antwort auf Ihr Telegramm Nr. 752. Graf Czernin, den ich gesprochen habe, hat sich mir gegenüber folgendermassen geäussert: «In Russland müssen wir versuchen, mit denjenigen Kreisen anzuknüpfen, von denen man erwarten kann, dass sie Frieden machen können. Da wir glauben, dass dort die Sozialisten die Oberhand behalten werden, so wenden wir uns an sie. Um nicht zu riskieren, dass man es uns als Schwäche auslegt, dürfen wir aber nicht zu weit gehen und unsere Angebote nicht zu oft wiederholen. Wie wünschen gewiss Frieden zu schliessen, aber es muss dies ein ehrenvoller Friede sein. Ich kann dafür einstehen, dass wir bis zur nächsten Ernte durchhalten werden, und nachher wird dies erst recht der Fall sein. Auch militärisch sind wir gänzlich gesichert, und es wird unsern Feinden nicht gelingen, eine der deutschen oder österreichischen Fronten zu durchbrechen. Der Entente sollte durch die Schweiz begreiflich gemacht werden, dass sie jederzeit einen auf vernünftiger Grundlage aufgebauten Frieden haben kann. Von seiten Deutschland wäre die Geneigtheit vorhanden, das eroberte Gebiet herauszugeben; auch über Belgien wäre eine Verständigung möglich. Eigenes Gebiet hingegen wird nicht abgetreten werden, auch Elsass-Lothringen kann hierfür nicht in Frage kommen. Da im gegenwärtigen Krieg nicht das Geld der Hauptfaktor ist, so ist der Eintritt Amerikas nicht ausschlaggebend. Die veröffentlichten Zahlen betreffend die Ergebnisse des Unterseebootkrieges sind nicht gefälscht, daher wird binnen wenigen Monaten England nachgeben müssen. Nach dem Krieg wird die ganze Welt stark demokratisiert werden. Hier fürchten wir die Sozialdemokraten nicht, und ihre Führer, die dieser Tage alle mit mir gesprochen haben, haben sich mit der von mir befolgten Politik einverstanden erklärt. Eine Republik wollen sie nicht, und sie sind der Meinung, dass sie keinen bessern Präsidenten haben könnten als Kaiser Karl. Auch in Ungarn, wo eine bessere wirtschaftliche Lage herrscht, ist keinerlei revolutionäre Bewegung zu befürchten. Das Bündnis zwischen der österreichisch-ungarischen Monarchie und Deutschland ist heute fester denn je, dasselbe ist unerschütterlich.» Bis hierher die Äusserungen des Grafen Czernin. Meine persönliche Meinung geht dahin, dass trotz aller Friedenssehnsucht, die hier herrscht, die deutschen und österreichischen Erklärungen nicht als ein Zeichen der Schwäche gedeutet werden können. Sie sind eher als eine geschickte Ausnützung der innern Verhältnisse in Russland anzusehen.