dodis.ch/43155

Der schweizerische Gesandte in London, G. Carlin, an den Bundespräsidenten und Vorsteher des Politischen Departementes, L. Forrer1

Heute Abend ist Dîner bei Hof. Ich werde daher abreisen können, sobald ich vom Justizdepartement die am 5. dieses Monats erbetenen Instructionen über die Vormundschaftsübereinkunft und vom Departement des Innern eine Antwort über die Uhr für das Friedenspalais erhalten habe. Einem am 18. oder 19. bei der Königin-Mutter stattfindenden Dîner beizuwohnen, habe ich abgelehnt, um nicht hier gebunden zu sein und dem Bund keine weiteren Kosten zu verursachen.

Was mich veranlasst, Ihnen in dieser Form zu schreiben, ist die hier gemachte Beobachtung, dass eine Minierarbeit vor sich geht, vor der wir auf unserer Hut sein müssen. Man will Den Haag «à tout prix» zur internationalen Rechtshauptstadt entwickeln. Sitz des internationalen «Friedensbureaus» ist sie schon, Sitz einer «internationalen Rechtsakademie», die im besten Zuge ist, sich zu gründen, soll sie nächstens werden. Dazu kommt, dass Den Haag mehr und mehr Versammlungsort internationaler Conferenzen wird, wie z. B. der gegenwärtig hier tagenden Opiumconferenz, der übrigens ein klägliches Ende vorausgesagt wird.

Aber damit ist man nicht zufrieden. Es wird bei meinen hiesigen Collegen, natürlich hinter meinem Rücken, zielbewusst dahin gearbeitet, dass mit der Zeit und bei günstiger Gelegenheit, die in Bern bestehenden internationalen Bureaux hieher verlegt werden. Es ist gut, wenn wir uns dieses Bestreben vor Augen halten und deshalb melde ich es Ihnen. Positiv etwas dagegen zu machen, liegt gegenwärtig keine Veranlassung vor.

[...]2