Classement thématique série 1848–1945:
II. RELATIONS BILATÉRALES
16. Italie
16.2. Ouvriers italiens en Suisse
16.2.2. Rupture des relations diplomatiques (affaire Silvestrelli)
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 4, doc. 402
volume linkBern 1994
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2001A#1000/45#652* | |
Old classification | CH-BAR E 2001(A)1000/45 75 | |
Dossier title | Nr. 627. Silvestrelli-Handel (1900–1903) | |
File reference archive | B.252 |
dodis.ch/42812
Vorhin machte Freiherr von Richthofen bei meiner Frau Besuch, angeblich um sich von ihr zu verabschieden, da er Freitag von mir vernommen, dass wir am 1. Juli in Urlaub verreisen.
Als ich von einem Ausgang in die Stadt zurückkehrte und vernahm, dass er zugegen sei, verfügte ich mich in den Salon und nahm dann an der völlig allgemein gehaltenen Conversation teil; von Politik war dabei mit keinem Worte die Rede. Dagegen benützte von Richthofen den Moment, wo ich ihn durch den Corridor zur Ausgangsthüre begleitete, zu folgender Mitteilung:
«Was meinen Sie», sagte er, «wie würde wohl in Bern ein Versuch unsererseits, in Ihren Differenzen mit Italien zu vermitteln, aufgenommen? Es wäre doch sehr zu wünschen, dass dieser Conflikt aus der Welt geschafft würde.»
Darauf erwiderte ich, ich sei über die dermalige Situation nicht unterrichtet. Ich glaube indes annehmen zu können, dass der Bundesrat nicht abgeneigt wäre, zu einer Verständigung Hand zu bieten, falls ihm annehmbare Vorschläge gemacht werden sollten. Von der Rückkehr Silvestrellis könne natürlich keine Rede sein. Auch der Umstand, dass Prinetti denselben unbedingt gedeckt habe, müsse in Betracht gezogen werden; der Bundesrat glaube speciell diesbezüglich eine entsprechende Satisfaktion beanspruchen zu können. Was die eventuelle Vermittlung der deutschen Regierung betreffe, so komme eben alles darauf an, in welcher Weise sie stattfinden würde. Unter allen Umständen müsste sie durchaus freundschaftlich gehalten sein und den vorstehend besprochenen Umständen Rechnung tragen. Zu bemerken sei noch, dass der Bundesrat durch die neuerliche Demarche des russischen Gesandten in der Anarchistenfrage sehr unangenehm berührt gewesen sei und dass, da Deutschland und Österreich-Ungarn, wenn auch in durchaus freundschaftlicher Weise, so doch materiell das russische Verlangen unterstützt haben, in Bern eine gewisse Misstimmung Platz gegriffen habe, die vielleicht momentan Verständigungsversuchen in der Italienerfrage eher hindernd in den Weg treten könnten.
Hierauf entgegnete Richthofen, es verstehe sich von selbst, dass wie er schon bemerkt, die deutsche Vermittlung einen vertrauensvoll freundlichen Charakter haben müsste, und dass die deutschen Vermittlungsvorschläge von der Kaiserlichen Regierung als unserer Situation hinlänglich Rechnung tragend erachtet würden und zwar ganz so, als ob es sich um einen Fall handle, der Deutschland, bzw. die Kaiserliche Regierung selbst betreffe. Natürlich könne dem Bundesrat nicht zugemutet werden, Silvestrelli wieder zu acceptieren. Die Folge davon werde aber selbstredend sein, «dass Carlin ebenfalls gehe», denn ganz korrekt, wenigstens formell, sei unser Verhalten in dieser Angelegenheit auch nicht gewesen.
Damit endete unsere Conversation und Richthofen bemerkte nur noch, er werde über die Sache weiter nachdenken.
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