dodis.ch/42745

Le Ministre de Suisse à Rome, G. Carlin, au Président de la Confédération et Chef du Département politique, W. Hauser1

[...]2 Was zunächst die internationale Politik anbelangt, so steht selbstverständlich der südafrikanische Krieg im Vordergrund des Interesses. Der Umstand, dass die Landkräfte Englands in einer vielleicht seit den Zeiten Napoleon I nicht mehr dagewesenen Weise in Anspruch genommen werden, hat eine die ganze Weltpolitik umfassende anormale Lage geschaffen, deren Gefahren sich vermehren, je länger sie dauert. Glücklicherweise ist Deutschland, wie mir noch letzten Mittwoch Herr Visconti-Venosta, Minister des Äussern, versicherte, überall für Erhaltung des Weltfriedens tätig; die französische Regierung ist sich der relativen militärischen und besonders maritimen Schwäche des Landes, wie genügsam schon aus der Fashoda-Episode3 hervorgeht, fortgesetzt bewusst. Sodann ist die Republik durch die bevorstehende Weltausstellung in der Entfaltung einer regeren Teilnahme an der grossen internationalen Politik gehemmt. Was Russland anbelangt, für das die Versuchung, aus den gegenwärtigen Ungelegenheiten Englands Nutzen zu ziehen, am grössten wäre, so besitzt es einen Kaiser, dessen hervorragendste Charaktereigenschaften jedenfalls nicht Entschlossenheit und praktischer Sinn sind, was unter den gegebenen Verhältnissen im Interesse des Weltfriedens keineswegs zu bedauern ist. Dazu wird man sich wohl in Petersburg der Einsicht nicht verschliessen, dass Frankreich jetzt nicht handeln kann, um die Kastanien für Russland aus dem Feuer zu holen und dass, von den russischen Häfen in Europa abgesehen, die neuesten Erwerbungen des Reichs in Nord-China (Port Arthur) vor englischen Flottenangriffen nur ungenügend geschützt sind.

Unter diesen Umständen hält Herr Visconti-Venosta den Frieden Europas für nicht gefährdet, obschon die politische Lage grosse Aufmerksamkeit erheische. Den jüngsten russischen Truppenbewegungen in Mittelasien legt der Minister des Äussern keine direkte militärische Bedeutung bei: aber um einen teilweisen Mobilisations- und Truppentransport-Versuch mit dem Objektiv Afghanistan-Indien handle es sich immerhin.

[...]4