dodis.ch/41950
Le Président de la Confédération,
E. Welti, au Ministre d’
Allemagne à Berne, le Général von Rôder
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Nun zu einem ändern Geschäft. Ich bitte Sie, die inliegende Nummer des Berliner Tagblattes zu lesen (17. Mai 1872, no 137)2. Grösserer Unfug ist mir noch nicht vorgekommen, entweder ist der Mensch, der diese Artikel schreibt, in höchstem Masse bornirt, oder aber, was mir wahrscheinlicher scheint, er bezweckt das Gegentheil dessen, was er zur Schau trägt, er will einen Theil des Schweizervolkes und seiner Führer compromittiren. Sie werden sehen, was aus dieser Schmiererei wieder für ein Spektakel gemacht wird. Diese Art von Publicistik sät nicht bloss im Innern Zwietracht, sondern sie muss notwendig auch sehr übel auf die öffentliche Meinung der Schweiz gegenüber Deutschland einwirken. Ich behaupte, dass in der ganzen Schweiz niemand an einen frühem oder spätem Anschluss an Deutschland auch nur denkt und es ist sicher, dass man so unsinnigen Zeitungsartikeln gegenüber diesen Gesinnungen einen Ausdruck verleihen wird, der nicht geeignet ist, gute Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu schaffen. Ich weiss sehr wohl, dass Sie diese Vorfälle so gut wie ich bedauern und dass die massgebenden Kreise in Berlin weit davon entfernt sind, diesen Chauvinismus gutzuheissen. Aber es ist zu bedenken, dass die Mehrzahl der Leser diesen Unterschied nicht macht und der Sache eine weit grössere Wichtigkeit beilegt, als sie es verdient. Vielleicht findet man in Berlin ein Mittel, um diesen Leuten begreiflich zu machen, einen wie schlechten Dienst man mit solchen Artikeln dem eigenen Lande erweist. Wenn Sie etwas dazu beitragen können, so möchte ich Sie sehr darum gebeten haben. Sie würden damit sich und unserm Lande einen neuen Dienst erweisen.
Darf ich Sie bitten, mir das Blatt wieder zurückzuschicken.