Es ist jüngsthin die vertrauliche Anfrage von Seite des deutschen Gesandten an uns gestellt worden, ob wir bereit wären, einen Auslieferungsvertrag mit dem deutschen Reiche abzuschliessen. Der Bundesrath hat die Frage bejaht und wir sehen nun einer daherigen Eröffnung von Seite der deutschen Regierung entgegen. In bezug auf den Niederlassungsvertrag sind wir ebenfalls jeden Augenblick bereit, die Verhandlungen zu beginnen, immerhin unter der Voraussetzung, dass Baiern im Falle sein werde, uns materielle Reciprocität zuzusichern, insofern der Vertrag auf diesen Staat ausgedehnt werden soll. Da seinerzeit ein Abschluss mit Baiern nicht zu Stande kommen konnte, weil seine Gewerbsgesetzgebung entgegenstand, so wäre es an Deutschland, zu erklären, dass das Hinderniss nun gehoben sei, wie wir denn überhaupt aus verschiedenen ändern Gründen wünschen müssen, dass die Initiative von Deutschland ausgehe, das ohnehin ein viel grösseres Interesse hat als wir. Ich ersuche Sie, von diesem Standpuncte aus Ihr Vorgehen in der Sache einzurichten. Dabei muss ich noch bemerken, dass es angemessen erscheint, dass einer der beiden Verträge hier in Bern abgeschlossen werde, wobei wir dann die Wahl völlig der deutschen Regierung anheimstellen wollen.
Von Ihrem sehr interessanten politischen Berichte haben wir Kenntniss genommen u. ersuchen Sie, den darin besprochenen Fragen auch fernerhin in gleicher Weise Ihre Aufmerksamkeit schenken zu wollen.
Vorgestern hat die Wahl des Oberingenieurs der Gotthardbahn durch den Verwaltungsrath stattgefunden und es ist Herr Oberbaurath Gerwig in Carlsruhe zu der Stelle berufen worden, was Sie gelegentlich an geeigneter Stelle mittheilen wollen. Es ist kein Zweifel, dass nunmehr die Arbeiten demnächst mit aller Energie beginnen werden.
Über den Stand der Revisionsangelegenheit2 bin ich nicht im Falle, Sie besser zu unterrichten, als diess durch die Presse geschieht; es ist wohl unzweifelhaft, dass eine erhebliche Volksmehrheit sich für die Verfassung aussprechen wird, dagegen ist eine Majorität von Standesstimmen noch keineswegs als sicher anzunehmen.