Da Herr Staatsminister Delbrük stetsfort durch Reichstag u. Bundesrath in Anspruch genommen ist, so konnte ich die auf letzten Sonntag erwartete Audienz zur weitern Besprechung der Gotthard-Angelegenheit nicht erhalten. Der Italienische Gesandte, Graf v. Launay, den ich ersucht hatte, den Gotthard im Bundeskanzleramte gelegentlich zur Sprache zu bringen, theilte mir vorgestern mit, dass Minister Delbrük in einer jüngst gepflogenen Unterhaltung ihm gesagt, dass die Reichsregierung hinsichtlich des Gotthards ihren Gesandten in Florenz mit den nöthigen Instruktionen versehen habe (oder versehen werde). Welche Stimmung hinsichtlich des Gotthards im Reichstag herrscht, wollen Sie aus den Anlagen ad Gotthard ersehen2.
Anlässlich der Verhandlungen über die Beschaffung der weitern Geldmittel zur Bestreitung der Kriegsausgaben hat Fürst Bismark im Reichstag bemerkenswerthe Eröffnungen gemacht. Der Kürze u. Vollständigkeit wegen erlaube ich mir, auf die daherige Debatte in Anlage zu verweisen.
Stimmung hinsichtlich der Zürchervorfälle.
Bei Vorberathung der jüngst gemeldeten Sympathiebezeugung an die Deutschen im Auslande in den sogenannten Fraktionsversammlungen wurden im Schooss der nationalliberalen Fraktion die Zürcher-Ereignisse zur Sprache gebracht, u. sollten auch im Reichstag selbst zur Sprache gebracht werden. Es ist aber hauptsächlich der Insinuation des Fürsten Bismarks zuzuschreiben, dass die nationalliberale Fraktion auf der Besprechung dieser Vorgänge im Schooss des Reichstages verzichtete. In neuerer Zeit ist die Presse u. die öffentliche Meinung ruhiger u. billiger geworden u. erlaube ich mir einen bezüglichen Artikel3 der Berliner autographirten Correspondenz von gestern beizulegen, hinsichtlich dessen man mir folgendes schreibt: «das Blatt ist Organ der nationalliberalen Parthei u. steht unter dem direkten Einfluss des Vorstandes.» Es scheint somit «Feuer einstellen» geblasen zu werden.