Classement thématique série 1848–1945:
I. LES RELATIONS INTERGOUVERNEMENTALES ET LA VIE DES ÉTATS
I.1 ALLEMAGNE
Pubblicato in
Documenti Diplomatici Svizzeri, vol. 2, doc. 354
volume linkBern 1985
Dettagli… |▼▶Collocazione
Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
▼ ▶ Segnatura | CH-BAR#E2300#1000/716#84* | |
Vecchia segnatura | CH-BAR E 2300(-)1000/716 46 | |
Titolo dossier | Berlin, Politische Berichte und Briefe, Militärberichte, Band 1 (1867–1873) |
dodis.ch/41887
Seit Ihrem confidentiellen Schreiben v. 11. März2 hat die Störung des deutschen Friedensfestes in Zürich die öffentliche Meinung in Deutschland in die leidenschaftlichste Erregung versetzt. Fast noch mehr als das Ereigniss selbst, hat das verhängnissvolle Sulzer’sche Schlagwort «Deutschenhass» unglükselige Missverständnisse wach gerufen, die sich jetzt in der Presse in der bittersten Weise gegen die Schweiz, ihre Institutionen, ihr Volk und ihre Presse aussprechen. Auch persönlich werde ich von Personen jeder Stellung über die Sache interpellirt, u. wenn es mir auch gelingt, die Interpellanten zu einer ruhigeren Auffassung u. Beurtheilung zu bekehren, so kann ich doch nicht übersehen, dass die Verstimmung und theilweise Verbitterung der Gemüther eine Breite und Tiefe erlangt hat, die mich nicht für die unmittelbare Gegenwart, wohl aber für Eventualitäten der Zukunft besorgt macht. Das Nationalgefühl der Deutschen ist durch die jüngste Zeitgeschichte in einer Weise gesteigert worden, dass man mit ihm in der Schweiz in der sorgfältigsten Weise wird rechnen müssen. In der letzten Zeit haben nun auch offiziöse Zeitungen, wie die Spener’sche, Norddeutsche, die Correspondance de Berlin, die sich anfänglich enthielten, an den Kundgebungen gegen die Schweiz Theil genommen. Ich lege beispielsweise No 35 der Correspondance bei.
Meine Beziehungen zum auswärtigen Amt sind zwar durchaus freundlich geblieben, u. habe ich in dieser Beziehung keine Verstimmung bisher wahr zu nehmen gehabt. Graf Bismark, den ich am 22. März (Geburtsfest des Kaisers) beim Diner sah u. dem ich mein Bedauern aussprach, dass die Zeitgeschichte, soweit sie die Schweiz betreffe, mit einem so peinlichen Zwischenfall, wie dem von Zürich, ihren Abschluss finden müsste, versicherte mich aufs verbindlichste, dass er zwischen der Haltung der Regierung u. solchen Vorfällen, die sich der Beherrschung durch die öffentliche Gewalt entziehen, zu unterscheiden wisse, u. sprach neuerdings in der wohlwollendsten Weise seine Befriedigung und Anerkennung über unsere Haltung während dem Kriege aus. Ich gebe es Ihnen anheim zu ermessen, ob Sie mich mit einer den Umständen entsprechenden Kundgebung anlässlich der Überreichung meines neuen Beglaubigungsschreiben an den Kaiser beauftragen wollen.
Zur Beruhigung der Gemüther in Deutschland wird eine ruhigere und wohlwollendere Haltung der Schweizerischen Presse u. eine prompte gerechte Urtheilsfällung in der schwebenden Strafuntersuchung3 vieles beitragen. Nicht zu unterschätzen ist auch das Verhalten der Schweizerischen Bevölkerung, soweit solche mit deutschen Reisenden in der bevorstehenden Reisesaison in Berührung treten wird. Obgleich das bundesräthliche Circular zu Anfang des Krieges unempfänglichen Boden fand, so würde ein solches heute gewiss willigere Ohren finden.
Ich fürchtete, dass anlässlich der letzten Freitag gepflogenen Adressdebatte im Reichstag die Verhandlung eine für unser Land unliebsame Wendung nehmen könnte; – ich überzeugte mich aber durch persönliche Beiwohnung, dass meine Besorgniss unbegründet war, obgleich der Adressenentwurf Anlass zu Ausfällen gegen die Zürcher Ereignisse hätte bieten können. Dagegen erzählt man sich im Publikum gewisse Äusserungen des Fürsten Bismark, die derselbe hinsichtlich des Schutzes der Deutschen gegen die Wiederholung derartiger Kränkungen gethan haben soll.
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