Classement thématique série 1848–1945:
I. LES RELATIONS INTERGOUVERNEMENTALES ET LA VIE DES ÉTATS
I.12 FRANCE
Pubblicato in
Documenti Diplomatici Svizzeri, vol. 2, doc. 170
volume linkBern 1985
Dettagli… |▼▶Collocazione
Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
Segnatura | CH-BAR#E2300#1000/716#708* | |
Titolo dossier | Paris, Politische Berichte und Briefe, Militärberichte, Band 22 (1869–1869) |
dodis.ch/41703
Mit verehrl. Schreiben dd. 29. Décemb.2 erhielt ich die Mittheilung, dass mein bisheriger erster Sekretär Hr. Dr. Arnold Roth zum Sekretär des Eidgenössischen Politischen Departementes ernannt sey u. dass ihm der Bundesrath zugleich den erforderlichen Urlaub bewilligt habe, um sich mit mir betreffend Ersezung durch einen Nachfolger in solcher Weise in Einverständniss zu sezen, dass die Geschäftsübergabe an den leztern in einer Weise geschehen kann, welche sich für den Gang der Geschäfte als passend herausstellt. Ich habe mich rechtzeitig um einen Nachfolger für Hr. Roth umgesehen und, da die Ernennung und Besoldung der Kanzleiangestellten nach bisherigem usus Sache des Chefs der Legation ist, als ersten Sekretär für die erledigte Stelle berufen Herrn C. Lardy, docteur en droit, gegenwärtig Advokat in Neuchâtel, seinem Heimathort. Hr. Lardy, der vollständige Studien als Jurist in Deutschland durchgemacht, dort ein ausgezeichnetes Doktorexamen (in Heidelberg) bestanden hat, machte nachher einen Aufenthalt von einigen Monaten in Paris, so dass ich Anlass hatte, ihn schon vor zwei Jahren persönlich näher kennen zu lernen. Dr. Blunschli [!], bei dem er Vorlesungen gehört hat, hat ihm die Übersezung seines neuesten Werkes über Kriegsrecht ins Deutsche3 anvertraut. Er verbindet somit vollständige Kenntniss der deutschen Sprache mit seiner Muttersprache und (was bei der stets zunehmenden Zahl von Geschäften ebenfalls von Wichtigkeit ist) gründliche Rechtskenntnisse, die besonders bei den häufig auf meinem Bureau vorkommenden Informationen über Behandlung u. Gültigkeit von Rechtsgeschäften einem ersten Sekretär wohl zu statten kommen.
Ich bedaure sehr, meinen bisherigen mit dem Geschäftsgang nun völlig vertrauten vortrefflichen Sekretär zu verlieren, hoffe nun aber in Herrn Lardy einen ganz tüchtigen Nachfolger gefunden zu haben. Es war mir besonders daran gelegen, einen solchen aus der französischen Schweiz zu finden. Ich zweifle nicht, dass auch Sie, so wie der h. Bundesrath, mit dieser Wahl sehr einverstanden seyn werden. Es ist immerhin gut, dass Hr. Lardy einige Zeit auf meiner Kanzlei arbeiten kann, ehe Hr. Roth dieselbe verlässt, u. nach mit lezterem getroffener Verständigung wird derselbe seine neue Stelle Ende Merz od. jedenfalls Anfangs Aprill antreten. Hr. Lardy kömmt Anfangs Februar nach Paris.
Lezten Mitwoch hatte ich eine abermalige Conferenzsitzung bezüglich der Revision des Staatsvertrages von 1828 in Civilsachen, welcher nun statt Herrn Guy de Turis Hr. Villefort beigewohnt hat. Hr. Greffier hat es übernommen, die Redaktion der neuen Modifikationen, die verabredet wurden, zu besorgen, was sich aber etwas verzögern wird, da er nächste Woche für circa 8–10 Tage zu einer Session des Conseil Général in sein Departement reisen muss. Ich ziehe vor, über die lezten Verhandlungen erst dann zu berichten, wenn die Redaktion derselben mitgetheilt werden kann. Vorläufig nur soviel, dass ich hoffe, der Bundesrath werde die Sache zum Abschluss reif finden.
Die europäische Conferenz trit also am 9ten für den Conflictgreco-turc zusammen, u. Alles, was ich seit meinen lezten Berichten erfahren konnte, bestärkt mich in der Ihnen schon mitgetheilten Ansicht, dass die Sache ihre gütliche Erledigung finden u. die grosse orientalische Frage für einmal wieder verkleistert werden wird. Postscript:
Aus einer längeren Unterredung, welche ich am lezten Tuilerien-Ball den 6ten mit Olozaga gepflogen habe, musste ich mich überzeugen, dass er sehr besorgt auf die künftige Entwicklung der Dinge in Spanien schaut. «Wir haben es in Spanien nicht mit Republikanern zu thun, wie Ihr Schweizer seid, sagte er mir, sondern mit Sozialisten, da ist die Hauptgefahr!»
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