dodis.ch/41688 Le Ministre de Suisse à
Vienne, J. J. von
Tschudi, au Président de la Confédération,
J. Dubs1
Ich beehre mich, Ihnen mitzutheilen, dass ich heute Nachmittags um 1 Uhr S.M. dem Kaiser mein Creditiv überreicht habe. In der Erwiederung auf meine Ansprache bemerkte der Kaiser, dass er hohen Werth darauf lege, dass der Bundesrath die hiesige Geschäftsträgerstelle in einen Gesandtschaftsposten umgewandelt habe, indem er überzeugt sei, dass die guten Beziehungen zwischen beiden Staaten, die besonders in jüngster Zeit einen echt freund-nachbarlichen Character angenommen haben, dadurch immer mehr befestigt werden. Nachdem er noch bemerkt hatte, dass es ihn besonders freue, dass die Wahl des Bundesrathes mich für diesen Posten bestimmt habe, da ich schon durch meine zweijährigen Functionen als Geschäftsträger Gelegenheit gehabt habe, die Beziehungen zwischen Österreich u. der Schweiz durch Verträge freundschaftlicher zu gestalten, sagte er wörtlich: «Ich kann mir auch einiges Verdienst zuschreiben, dass der Finstermünzvertrag2 zu Stande gekommen ist, denn ich habe meine Minister ununterbrochen gedrängt, dass diese Angelegenheit zu einem befriedigenden Abschlüsse gelange.» (Diese Bemerkung stimmt genau mit dem überein, was mir im Verlaufe der Verhandlungen der Reichskanzler Baron Beust über den Einfluss des Kaisers auf diese Frage sagte). Ich bemerkte darauf wie wichtig es sei, dass nun auch die Strassenangelegenheit befriedigend gelöst werde u. dass ich hoffe, dass in derselben die kaiserl. Regierung ebenso nachbarlich die Hand bieten werde. Der Kaiser erwiederte, dass er nicht daran zweifle, dass wir auch über diesen Punkt ein zufrieden stellendes Einverständniss erzielen werden. Im ferneren Verlaufe des Gespräches sagte der Kaiser, dass ihm sein Aufenthalt in Schaffhausen vor zwei Jahren unvergesslich sei, denn man sei ihm daselbst auf eine überraschend freundliche u. herzliche Weise entgegengekommen. Er sehne sich sehr danach, die Schweiz u. insbesondere die Alpen genauer kennen zu lernen. Schliesslich sprach sich der Kaiser noch mit sehr grosser Anerkennung über das schweizerische Militärwesen, insbesondere die neuen Waffen, über die er sehr genau unterrichtet war, aus.