dodis.ch/41636 Le Chargé d’Affaires de Suisse à
Vienne, J. J. von
Tschudi, au Président de la Confédération,
C. Fornerod1
Ich beehre mich Ihnen beiliegend die vorläufige Antwort2, die Baron Beust im Reichsrathe auf die Interpellationen von Schindler u. Genossen bezüglich des Abschliessens von Handelsverträgen gegeben hat, mitzutheilen. Sie werden aus derselben ersehen, dass Baron Beust das Recht, Verträge abzuschliessen, als ein unbeschränktes Recht der Krone betrachtet und in kurzer Frist weitere, wie er hofft, befriedigende Aufklärungen verspricht.
Durch Handschreiben vom 23. Juni, dass aber erst gestern publicirt wurde, hat S. M. der Kaiser den Baron Beust unter Belassung in seinem Amte als Minister des kais. Hauses und des Äusseren zum Reichskanzler ernannt; den Minister des Innern Graf Taaffe zum Stellvertreter des Präsidenten im Ministerrathe, den Ritter von Hye (bekannt durch seine Betheiligung an den Anfängen der Revolution von 1848 und damals Prof. der Rechte an der Wiener Hochschule) zum Justizminister und interimistischen Leiter des Ministeriums für Cultus und Unterricht, während der bisherige Justizminister Ritter von Komers seiner Stelle enthoben wurde.
Nach den in den jüngst verflossenen Tagen eingelaufenen Telegrammen vom k. k. Österreich. Geschäftsträger in Mexico an die K. K. Legation in Waschington, scheint es keinem Zweifel mehr zu unterliegen, dass der Erzherzog Maximilian den 19. Juni Vormittags um 9 Uhr erschossen wurde.
Morgen werde ich die Ehre haben, Ihnen Copie eines soeben erhaltenen Promemoria3 des k. k. Ministeriums des Äusseren als Antwort auf mein Promemoria von 16. Juni4 bezüglich der Finstermünzstrasse, zu übersenden.