Diesen Morgen besuchte mich Herr Harris und eröffnete mir, er habe soeben eine telegraphische Depesche von Lord John Russell erhalten, dahingehend: es werde berichtet, dass Herr Kern dem Baron v. Thouvenel Eröffnungen gemacht habe, welche darauf deuten, dass die Schweiz die Nichterrichtung von Festungen u. s. f. in Nordsavoyen verlange. Sobald dergleichen direkte Verhandlungen mit Frankreich statt finden, so erkläre England, dass es mit dieser Angelegenheit nichts mehr zu thun habe und sich vollständig zurükziehe. Ich erklärte Herrn Harris, dass dieser Bericht auf einem Missverständnis beruhen müsse und Herr Kern keinerlei Negotiationen mit Thouvenel betreibe, dass wohl dieser Herr Minister Herrn Kern eine gewisse Insinuation gemacht habe, dahin gehend, die Schweiz dürfte ihr Interesse besser wahren, wenn sie statt zu protestiren sich über die Punkte ins Reine setzen würde, welche sie etwa von Frankreich als Garantie für die Handhabung der Neutralität Savoyens verlangen könnte, wie z. B. Verpflichtung, keine Garnisonen in diesen Provinzen zu halten, keine Festungswerke zu errichten, keine bewaffneten Schiffe auf dem See laufen zu lassen, Zollerleichterungen zu begehren. Aber diese Eröffnung sei rein suggestiver Natur gewesen und von Herrn Kern in keiner Weise aufgenommen worden. Herr Kern habe keinerlei Instruktionen, um zu unterhandeln, und nachdem die Eidgenossenschaft an die Mächte appelirt habe, liege es auch nicht in ihrer Stellung, geheime Unterhandlungen mit Frankreich zu führen. Wir wünschen vor Allem einen baldigen Zusammentritt der Conferenz und Festhaltung des Status quo in der Zwischenzeit; das obgewaltete Missverständnis möchte er berichtigen, was zu thun er versprach.
Ich theilte ihm sodann die Erklärungen Thouvenels mit, namentlich in Bezug auf die eventuelle civile Besitznahme Savoyens, um zu zeigen, wie sehr ein beförderliches Einschreiten nöthig sei.
Es sollte nach meiner Ansicht Herrn Kern sowie Herrn de La Rive von dieser Sache Kenntnis gegeben und Herr Kern eingeladen werden, Lord Cowley genau ins Klaare zu setzen, und sich überhaupt mit diesen unsern besten Freunden über die vorzunehmenden Schritte confidentiel und so weit der Lord dazu Hand biete, ins Vernehmen zu setzen.
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