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SVSt / Interhandel C
E 7160-07 (-) 1968/54, Bd. 1050
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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Bundesanwaltschaftliche Beschlagnahme (1950-1956)


Enthält einen chronologischen Überblick, sodann viel Korr. zur geplanten partiellen Freigabe von 1953, Zustimmungserklärungen betroffener Kunden der Bank etc., eher von geringem Interesse.

26.2.1956, Bei der Aktendurchsicht festgestellte praktische Fällle, Herrn Lauper, BA, zugestellt (angefertigt von F. Hofstetter). Listet Kundenbeziehungen und Transaktionen von Greutert-Sturzenegger auf, darunter einzelne Fälle, welche die Komplexität dieser Transaktionen ahnen lassen:
«7. Die Eidg. Bank gewährt Greve-Berlin einen Kredit; hinter ihr stehen als eigentliche Kreditgeber EGr & Co. ... Ein solcher Kredit wird letztlich über EGr & Co. und die Eidg. Bank durch die IG Farben zur Finanzierung der Frankfurter Zeitung gewährt (auch der Kreditnehmer scheint nur fingiert zu sein).» (1) Weitere Bsp. s. Kopie 1.

Die ganze Sache zieht unmässig komplizierte rechtliche Betrachtungen zur Interpretation des Bankgeheimnisses nach sich.

Eine undatierte Liste der Zustimmungserklärungen, IV. Serie, nennt u.a.:
Dr. Hugo Heberlein, Zürich (ohne Agfa, Bombay);
Edit Imperatori, Baugy (f. Nachlass W.A. Imperatori).

19.5.1956, Aktennotiz Hofstetter zu hd. Kohli. Über Aktensichtung im Gespräch bei Sturzenegger. «Dr. St [sic] gab schliesslich unumwunden zu, dass er den Prozess nur als Zeitgewinn betrachten könne. Es gehe heute darum, ob die Beschlagnahme des Feindvermögens in USA innert absehbarer Zeit aufgehoben werde oder nicht, so wenig Basel an einer solchen Lösung gelegen sei. Die Angriffe in der und an den Generalversammlungen der Interhandel müssten die Position der letzteren sehr stark verschlechtert haben.» (1)

30.5.1956, Aktennotiz Hofstetter zu hd. Kohli. Über Produktion der Sturzenegger-Akten, Telefon und Besprechungen mit Dr. Vogel/BA, der seinerseits mit Dr. Wehrli Auseinandersetzungen hatte. «... dass Dr. Wehrli und offenbar auch seine Auftraggeber über die Hastur-Bank wie über eine Tochtergesellschaft zu verfügen gedenken. Dieser Punkt ist auch der Bundesanwaltschaft nicht entgangen. Die Herren Dr. Vogel und Lauper haben erklärt, dass Dr. Sturzenegger seitens der Interhandel einem ausserordentlich scharfen Druck ausgesetzt sei. Seine Haltung sei nicht klar. Er habe an der Verwaltungsratssitzung vom 25.5.1956 einige Zugeständnisse machen müssen, so wegen der Aktien Länderbank.
Im übrigen versuchte Dr. Wehrli - wenigstens bei der Bundesanwaltschaft - nicht, das brutale Vorgehen gegen Dr. Sturzenegger zu bemänteln. Er soll erklärt haben, wegen der Zustimmung von Dr. Sturzenegger zur Eingabe der Interhandel werde er nun morgen nach Basel fahren, um Dr. Sturzenegger zu geben. (...)
Bemerkung: ... Wenn Dr. Sturzenegger tatsächlich in der geschilderten Weise behandelt wird, dann müssen Bindungen an die Interhandel bestehen, die der SVSt nicht bekannt sind bzw. der Stellungnahme der SVSt im Rekursverfahren widersprechen. Kapitalmässig wird die Hastur-Bank von der Industriebank beherrscht. Die Beteiligungsverhältnisse bei der Industrie-Bank lassen jedoch nicht auf eine Beherrschung durch die Interhandel-Leute schliessen, wenn man davon ausgeht, dass die bekannten Aktionäre auch wirkliche Eigentümer der Industrie-Bank- und Rigidor-Aktien seien.» (4)

31.5.1956, Aktennotiz Hofstetter über Aktensichtung bei Hastur-Bank.
«Der Charakter der vorgelegten Akten ist sehr verschieden. Während rund 1 1/2 Tagen prüfte der Sachbearbeiter [das ist Hofstetter selbst] Bankkorrespondenzen mit der Metallbank (später Metallgesellschaft Frankfurt) und der Metallgesellschaft, die an sich überhaupt nichts aussagen, es sei denn, dass Ed. Greutert & Cie. auf Grund der ununterbrochenen Kapitalverschiebungen einen Riesenumsatz erzielt haben muss. Ab Mitte der 1930er Jahre hat die Metallgesellschaft systematisch ihre Devisenbestände in der Schweiz liquidiert, was sich darauf ergibt, dass ununterbrochen Effekten verkauft und der Erlös meistens auf Konten der Deutschen Golddiskontbank, der Dedi-Bank usw. (z.B. vor allem bei bei der Kreditanstalt Zürich) vergütet werden musste (Devisenablieferung an das Reich). Anderseits kann nicht gesagt werden, ob daneben nicht auch wieder neue Effekten angeschafft bzw. neue Einzahlungen bei Ed. Greutert & Cie. geleistet wurden. Einige Akten sind geeignet, im Prozess eine erhebliche Rolle zu spielen, sofern die politischen Gesichtspunkte die gleichen geblieben sind, wie bei den ersten Einvernahmen von Dr. Sturzenegger. Im Frühjahr 1940 hat Hastur im Auftrag der Länderbank oder von Dr. Gierlichs (IG Farben) eine Reihe kleinerer Zahlungen an nicht genannte Personen in Frankreich, England usw. ausführen müssen. Es handelt sich eventuell um ähnliche Vergütungen wie diejenigen der Bankgesellschaft in Locarno/Ascona (von der Heydt); Herr Dora hat ohne Anlass bei anderer Gelegenheit bemerkt, ob festgestellt worden sei, dass es sich um Gelder für die handeln könnte (die Akten sind nicht beanstandet worden, weil die dazugehörigen Namenlisten fehlten). Die in Rede stehenden Vergütungen erfolgten vor Juni 1940. Nach diesem Datum ist ein ziemlich reger Schriftverkehr mit der Metallgesellschaft und der Länderbank festzustellen; dies ist den Amerikanern längst bekannt und wird auch im Rekursentscheid vom 5.1.1948 erörtert (wenigstens die Geschäfte mit IG Farben; die Ausführungen der Rekursinstanz gelten aber für Geschäfte mit deutschen Firmen allgemein).» (2)
Wie man nebenbei erfährt, war Ludwig Dora ursprünglich Sekretär von Greutert. Der letztere haben sehr hohe Bezüge von der Bank bezogen, gegen 200'000 Anfang 30er Jahre. «Herr Greutert liess anscheinend den ganzen Aufwand seines Haushalts durch die Bank laufen und die Dossiers enthalten diese Akten.» (3)

16.7.1956, Aktennotiz über Aktensichtung. Interssant ist, dass eine ganze Reihe Akten auftauchen, die bei der Revision nicht vorlagen, so u.a. auch die Gesellschaftsverträge von Greutert 1926, von denen Sturzenegger seinerzeit , sie könnten mit alten Greutert-Akten verbrannt worden sein (siehe Rees, 189).
«Die eingesehenen Akten verstärken den Eindruck, dass Eduard Greutert eher als Geschäftsleiter der Bank, denn als ihr Inhaber zu betrachten ist. Wirkliche Geschäftsherren waren Euler und Merton (d.h. die Metallgesellschaft) und die Visca AG. Es scheint, dass Eduard Greutert ursprünglich sogar seine sukzessive erhöhten Kapitaleinlagen jeweils seitens der Metallgesellschaft vorgeschossen wurden, wobei noch zu prüfen wäre, wie Ed. Greutert diese Vorschüsse zurückzahlte (in ähnlicher Weise nahm später Dr. Sturzenegger die Rigidor AG in Anspruch). Daneben garantierten die Gesellschaftsverträge Ed. Greutert doch einigermassen seine leitende Stellung; sofern die Kommanditäre oder die stille Teilhaberin (Visca) nicht selbst (durch eigene Organe) als unbeschränkt haftende Teilhaber in die Gesellschaft einzutreten wünschten, konnte Ed. Greutert nicht ein beliebiger Dritter werden.» (5)
In ihren «Bemerkungen» hatte die SVSt am 13.11.1947 (S. 8) darauf hingewiesen, dass die stille Beteiligung der IG Chemie Ende 1943 von 3,5 auf 1,5 Mio reduziert wurden. «Es scheint, dass Hastur die Zahlung 1945 noch nicht endgültig geleistet hatte und dass Interhandel in der Folge die zur Beherrschung der Länderbank erforderlichen Aktien von Hastur an Zahlungsstatt übernahm. Inwieweit die entsprechenden Gesellschaftsbeschlüsse ausgeführt wurden, ergibt sich aus den vorgelegten Akten (Stichtag 5.11.1945) nicht.» (5)
Was die Kunden der Bank betrifft, sagt St. Hofstetter, gegenwärtig seien es etwa 500.
«Bei früherer Gelegenheit ist festgehalten worden, dass die Hastur-Bank in Frankfurt a/M das baute (aus steuerlichen Gründen unter den Namen ihrer Prokuristen Werder und Sutter). Inzwischen legte Herr Dora Photographien dieses Grundstücks vor, dass anscheinend mit Guthaben der Bank finanziert wurde und einen sehr hohen Wert repräsentieren muss. Im Haus selbst ist nach den Photographien die Deutsche Lufthansa untergebracht.»
Die Bank profitiere sehr vom gegenwärtigen Aufschwung in West-Deutschland. «Es scheint, dass sie demnächst auch wieder in erheblichem Masse in das Auslandsgeschäft der Metallgesellschaft Frankfurt a/M eingeschaltet wird. Sie wird auch ohne ihre amerikanischen Werte bestehen können.» (6)
Betr. Akten Dr. Schmitz siehe Kopie 2; dies mit einer kleinen Ergänzung zum Rees-Bericht betr. der Aktienemission von 1929.


Korrespondenz Interhandel-SVSt 1945/46


Der Bestand setzt ein mit der Reaktion der IGC auf die Aufforderung, sich zur Sperre vom 16.2.1945 zu äussern. Es folgt die prov. Sperre vom 30.10.1945 sowie Beschwerde dagegen vom 28.11.1945, mit den verärgerten handschriftl. Anmerkungen von Rees; darauf der «Rekurs» vom 7.12.1945.

1.2.1946, Iselin an Schwab. Ersucht um Aussprache betr. der Ergebnisse der Revision, bevor der Bericht fertig ist. Diese Besprechung findet am 7.3.1946 statt.

5.5.1949, Interhandel an Ott. Er erhält vier Schachteln mit entwickelten Filmen, nämlich das Aktionär-Register, die VR- und GV-Protokolle. - Wo sind diese Filme bzw. die erstellten Abzüge gelandet?

9.10.1952, IH an Ott. Im Juni 1952 weise IH 2214 Aktionäre mit Wohnsitz in derSchweiz aus, denen 82'411 voll einbezahlte Stammaktien gehören.

Das Dossier enthält auch noch Gb. der Interhandel u.a. uninteressante Materialien.
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