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24.8.1945 (venerdì)
Zusammenfassender Bericht des Spezialbüros über Vermögenswerte und Schiebungen im Rahmen des Spezialfalles No. 4
Info Commissione Indipendente d'Esperti Svizzera-Seconda Guerra Mondiale (CIE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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Aus vertraulichen und geheimen Informationen, sowie aus Unterlagen der Eidg. Fremdenpolizei und der Schweizerischen Bundesanwaltschaft und aus verschiedenen anderen Quellen geht hervor, dass bei den folgenden Firmen Revisionen durchzuführen sind:

Schweizerische Bodenkreditanstalt in Zürich (Beilage No. 20).

Der SBKA seien bei der Sperrmarkliquidation die folgenden Personen behilflich gewesen:
a) Georg Eidenschink, Bankier in München, geb. 30.8.1901
b) Hans Thierfelder, Direktor der Löwenbräu München, geb. 10.6.1901
c) Generalkonsul Rudolf Siedersleben. unbeschränkt haftender Gesellschafter der Firma Otto Wolff in Köln, geb. 20.6.1894
d) Oeding Wilhelm, Regierungsrat a.D., Berlin, geb. 13.2.1883
e) Staatsrat Dr. K. Hermann, deutsch-liechtensteinischer Doppelbürger, geb. 20.5.1888, Hotel Waldhaus, Vaduz
f) Generalkonsul Kurt Schmidt, geb. 29.5.1895, Berlin, Direktor der Maggi-Gesellschaft in Berlin
g) Philipp Moering, geb. 4.9.1900, Rechtsanwalt, Berlin Liechterfelde
h) Hans Rauch, Finanzpräsident, Müchen, geb. 18.12.1885

Zum grössten Teil seien der SVSt die Sperrmarkliquidationen bekannt, da sie ihre Genehmigung dazu gegeben habe.
2 "Es fällt immerhin auf, dass andere Firmen und Personen nie in der Lage gewesen sind, derart vorteilhafte Operationen durchzuführen [fällt das denn erst jetzt auf?]; es ist lediglich den ausgezeichneten Beziehungen von Direktor Schulthess mit den oben bezeichneten Personen zu verdanken, dass deutscherseits die entsprechenden Bewilligungen erteilt worden sind. Den verschiedenen Eingaben von Direktor Schulthess bei der Eidg. Fremdenpolizei und bei der Schweiz. Bundesanwaltschaft in Bern ist zu entnehmen, dass Dir. Schulthess durch Vermittlung der obigen Personen Eingaben beim Vierjahresplanbüro Goering, bezw. bei Ministerialdirektor Gramsch und beim Vide-Präsidenten und eigentlichen Leiter der Reichbank, Herrn Pohl machen musste. Ausserdem mussten in gewissen Fällen die obigen Personen auch noch die persönliche Zustimmung vom Reichsminister Funk einholen. Auch ein gewisser Staatssekretär Hailer im Reichswirtschaftsministerium musste über die Operationen genauestens informiert werden. Ferner musste ein gewisser kreigsdienstverpflichteter Industrieller im Reichswirtschaftsministerium, Herr Dr. Kirchfeld von den Herren Siedersleben, Thierfelder und Eidenschink eingespannt werden, um die Liquidierung der Sperrmarkansprüche der Schweiz. Bodenkreditanstalt durchfürhen zu können."

Ansich seien die Sperrmarkliquidationen unproblematisch, und vielen nicht unter die Sperre der deutschen Vermögenswerte in der Schweiz, allerdings sei im Hinblick auf die Grösenordnung zu erwarten, dass die deutschen Personen honoriert worden seien. Die Untersuchungen hätten ergeben: Fr. 400.000.- an Oeding; Fr. 100.000.- an Thierfelder und auch Eidenschink soll honoriert worden sein.

Zudem wird das Wolframgeschäft erwähnt, hier seien auch Kommissionen ausgezahlt worden. [Personen erwähnt].
3 "Die Schweiz. Bodenkreditanstalt und speziell Dir. Willy Schulthess sind bei dieser Operation grosse Risiken gelaufen; denn die Vermittlung eines derartigen grossen Postens von Wolfram nach Deutschland während der Kriegszeit hätte unfehlbar die Versetzung der Schweiz. Bodenkreditanstalt und ihres Direktors auf die schwarze Liste zur Folge gehabt, sofern die Alliierten davon Kenntnis erhalten hätten."
[Es werden sehr ausführliche Reisebereichte von Herr Dir. Willy Schulhtess erwähnt, die man zur Untersuchung verlangen wolle, wo?]
Auch hier werden wieder die mutmasslich gestohlenen Aktiensendungen von 1943 (aus Belgien und Frankreich) durch die Firma Otto Wolff erwähnt (SBKA und Chade).
Bezüglich der Rodopia wird vermutet, dass sie die Interessen der Firma Otto Wolff in Köln vertritt.

4 "Eine weitere Transaktion von Fluchtgeldern, die bei der Schweiz. Bodenkreditanstalt abgeklärt werden muss, besteht im seinerzeitigen Transfer eines Betrages von Fr. 11.000.000.-, welche Siedersleben im Jahre 1944 für Rechnung der Firma Otto Wolff in Köln aus Spanien in die Schweiz transferierte.

Es soll in der Folge untersucht werden, ob möglicherweise Gelder im Zusammenhang mit dem Import von Eisenhalbzeug und Stab- und Formeisen getarnt worden sind.

Zum Advokaturbüro Dr. Wilhelm Frick

Von der Kantonspolizeit konnte in Erfahrung gebracht werden, dass das Adovkaturbüro Frick, Hoffmann und Keller einen fachlich gesprochen sehr guten Ruf besitze. Das Büro Frick fungiert als offizieller Vertreter des deutschen Konsulats, hat daher eine starke deutsche Kundschaft und gute Beziehungen zu deutschen Konsularkreisen. Frick war Mitbegründer der "Eidg. Aktion", ist deutschfreundlich eingestellt, hegt ausgesprochene Sympathien zum Nationalsozialismus. Hoffmann ist auch germanophil, Kurt Keller wird als Nazi bezeichnet.

6 "Das Advokaturbüro Frick unterhält enge Beziehungen mit Oeding, Eidenschink, Hermann, Schmidt Moering, Rauch und mit Dr. Karl von Berg, geb. 20.7.1888, Rechsanwalt und Notar in Berlin, ehemaliger persönlicher Anwalt Goerings."

Die Beträge an Oeding seien in der Regel an Frick überwiesen worden. Dieses Geld wurde dann durch Frick in die Dufourstrasse 51 GmbH, Zürich gesteckt; dadurch gehörte die GmbH zu 100% Oeding. An der Dufourstrasse ist auch die Immobilien A.G. in Zürich mitbeteiligt, vermutlich sei daher auch diese "deutsch beherrscht". Die Durfourstrasse sei am 12. 4. 1945 gelöscht worden. Die Aktiven und Passiven seien an die Betag A.G. in Zürich übergegangen. Asu der Betag A.G. sei dann noch die Odrag A.G. in Zürich hervorgegangen.
6 "Sowohl die Betag wie die Odrag sind deutsch beherrscht und gehören zum überwiegenden Teil Oeding."
Die Beamten der SBKA haben die Dufourstrasse 51 GmbH verwaltet. Formell kann der SBKA nicht nachgewiesen werden, dass das Unternehmen Oeding gehört, weil die SBKA eine Quittung mit dem Vermerk "zu Handen von Regierungsrad Oeding" zurückgewiesen hat und korrigieren lassen hat.
[Es folgen hier zahlreiche, komplizierte Angaben zu verflechtungen im Bereich Frick: natürliche und juristische Personen: Interverlag A.G., Zürich; Staatsrat Dr. K. Hemmen, deutsch-liechtensteinischer Doppelbürger; Architekt Weideli; Ernst Göhner A.G.; Securitas A. G. in Vaduz; Rechtsanwälte Schneider und Hürlimann; Transalpina A.G. in Zürich; Chesa Vals; Dr. Gritsbach, General Bodenschatz; Staatsekretär Körner; Hans Rauch; Hauscentra.]
Es sei der Verrechnungsstelle bekannt geworden, dass
8 "sich Rechtsanwalt Dr. Wilhelm Frick, wie übrigens noch eine ganze Reihe von schweizerischen Rechtsanwälten, auf den Standpunkt stellt, dass sie gestützt auf das Anwaltsgeheimnis, nicht verpflichtet seien, die in den Gesellschaften liegenden und von ihnen verwalteten deutschen Vermögenswerte anzumelden."

Anwalt Ingenieur Willy Müller (Ipsophon)


9 Müller habe die Erfindung mit Hilfe von Thierfelder in die Schweiz gebracht. Am 22.2.43 gründete Bührle von der Oerlikon-Bührle eine Holdinggesellschaft (1Mio. Franken als Grundkapital), die zu 51% Bührle, zu 42% Willy Müller gehört, dann zu 5% Frick und zu 2% Schulthess von der SBKA. Bührle bezahlte FR. 500.000.- a fonds perdu, wovon 488.000.- Fr. in freien Devisen und nur Fr. 12.000.- über den Verrechnungsverkehr abgewickelt wurden. Interesse hat die SVSt an dem Fall, weil der Anteil Müllers und die Zahlungen Bürhles aus dem Ipsophongeschäft unter die Sperre fallen. Aus weiteren Zusammenhänge geht hervor, dass die Elwa Elektro A.G in Zürich deutsch beherrscht sei.

Angelegenheit Hermann Scheffknecht


10 "Hermann Schwffknecht, Textil-Industrieller aus Lustenen im Vorarlberg übertrug ca. 2 Tage nach dem Einmarsch der deuschen Truppen in Oesterreich im Jahre 1938 einen grossen Teil seines Vermögens an Frau Beelin in St. Gallen, hauptsächlich darum, um es dem Zugriff der Nazis zu entziehen. Das Vermögen war beim Bankhaus Wegelin in St. Gallen, bei der Bündner Kantonalbank in Chur und bei verschiedenen anderen Banken deponiert. Unter den Vermögenswerte befand sich auch eine Lebensversicherung bei der Patria in Basel mit einer Versicherungssumme von Fr. 400.000.- für welche die Prämien im voraus entrichtet wurden. Im Jahre 1940 wurde Scheffknecht von der Gestapo im Gefängnis von Feldkirch eingesperrt. Man versuchte 2 Jahre lang, Scheffknecht zur Herausgabe der Unterlagen für seine in der Schweiz deponierten Vermögenswerte zu zwingen, zum Zwecke der Realisierung der entsprechenden Devisen für den deutschen Staat.[...] Schliesslich wurde die ganze Angelegenheit einem Rechtsanwalt Dr. Schöne in Berlin, SS-Obergruppenführer, als Vertreter des Reichswirtschaftsministeriums, übertragen, damit die entsprechenden Vermögenswerte Scheffknecht mit Hilfe von Rechtsanwalt Kurt Keller vom Büroc Frick, der in der Schweiz das Seinige dazu beitragen sollte, an das Reich überfürht werden können. [...] Rechtsanwalt Keller setzte jedoch Schwffknecht und Frau Beeli unter einen derartigen Druck, dass sich schliesslich Schwffknecht, um dem Tode zu entrinnen, gezwungen sah, Keller die verlangten Vollmachten auszuhändigen. In der Folge gelang es Keller, Vermögenswerte im Gesamtbetrag von rund 1.7 - 2 Millionen Franken herauszubekommen und zum Teil an das Reich abzuführen."
Ein anderer Teil dieses Vermögens liegt bei der Atmos im Depot. Die SVSt will ermitteln, welche Vermögenswerte von Scheffknecht noch bei der Atmos oder bei Keller oder sonstwo liegen, da alle diese Werte unter die Vermögenssperre fallen, und zwar trotzdem Frau Beeli in St. Gallen als Schweizerin Eigentümerin ist. Es ist nämlich noch nicht abgeklärt, in welchem Umfang Frau Beeli ein Anrecht an diesem Vermögenswerten schlussendlich eingeräumt werden sollte.

Rechtsanwalt Dr. Karl vom Berg (persönl. Anwalt Goerings)

11 Weil vom Berg 1944 grössere Vermögensverschiebungen nach und durch Schweiz vorsah, wurde sollte ein Einreisegesuch abgewiesen werden. Wiedererwägungsgesuche von Frick wurden abschlägig behandelt.

Frau Fricke

Die Übertragung des Besitzes von Oeding auf Frau Fricke habe "vor kurzem" stattgefunden. Frau Fricke war zudem Bevollmächtigte der Artus A.G. in Zürich. Die Firma wurde 1930 gegründet und 1935 wieder gelöscht. Frau Fricke ist einziger VR der Immobilien A.G. "Solum" in Zürich.

Zigarettenfabrik Memphis

12 "Gemäss Rapport des Eidg. Politischen Departementes soll ein gewisser Georg Eidenschink, Bankier in München, als Beauftragter Himmlers beim Kauf der Cigarettenfabrik Memphis A.G. in Dübendorf gehandelt haben. Es wird behauptet, dass Dr. Hans Georg Friedrich, Direktor der Memphis, vom Münchner Bankier Eidenschin ein Aktienpaket im Nominalwert von Fr. 265.000.- erworben und gleichzeitig das volle Verügungsrecht über diese Titel erhalten habe. Friedrich soll nur ein Anzahlung von Fr. 10000.-geleistet haben, und den Rest noch schuldig sein. [...] Es stellt sich die Frage, ob Dr. Hans Georg Freidrich als Strohmann er deutschen Verkäufer dieser Aktien zu betrachten ist, und ob auf der Grundlage des Kaufvertrages vom 6.9.1944 die Memphis der Vermögenssperre gemäss BRB vom 166.2./27.4.45 zu unterstellen ist. [...] Darüber hinaus sind wir von der Stadtpolizei in Zürich darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Cigarettenfabrik Memphis in Dübendorf gegenwärtig einen Bau für die Aufnahme der Verwaltung der Cigarettenfabrik Memphis im Werte von Fr. 300.000.- aufstelle. Die Vermutug liegt daher nahe, dass die Cigarettenfabrik Memphis bei der Finazierung der Liegenschaften deutsche Fluchtkapitalien verwendet. Auch dieser Punkt sollte bei eier diesbezüglichen Revision auf Grund der Buchhaltung abgeklärt werden."
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