dodis.ch/19021

Der Direktor der Handelsabteilung des Volkswirtschaftsdepartements, E. Stopper, an den Delegierten für Technische Zusammenarbeit, H. Keller1

Entsendung einer technischen Handelsmission nach Thailand

Mit Ihrem Schreiben vom 24. Mai 19622 fragen Sie uns an, welche Folge wir der Anregung unseres Botschafters in Bangkok im letzten Absatz seines Briefes vom 9. Mai3 zu geben gedenken.

Allgemein war es bisher nicht üblich, dass die Schweiz Handelsmissionen nach näheren oder ferneren Ländern sendet, um entweder Absatzgebiete für eigene oder solche für Produkte des betreffenden Landes zu finden. Wir wissen, dass die meisten anderen Länder ab und zu solche Missionen abordnen, die jeweils aus Behördenmitgliedern und Vertretern der Privatindustrie zusammengesetzt sind. In der Schweiz wurde es bisher der Initiative der Privatindustrie und des Handels überlassen, sich ihre Beziehungen im Ausland selbst zu suchen. Im Falle der Entsendung einer offiziellen Handelsmission unter behördlicher Beteiligung würde sich auch die Frage der Finanzierung eines solchen Unternehmens stellen, für die unseres Wissens weder im Budget der Handelsabteilung noch sonstwo etwas vorgesehen ist. Die Entsendung offizieller Handelsmissionen würde deshalb eine neue Art der Exportförderung darstellen, über die vermutlich der Bundesrat zu entscheiden hätte.

Abgesehen von diesen allgemeinen Erwägungen stellt sich die Frage, ob Thailand das geeignete Objekt für einen Anfang der Betätigung im obgenannten Sinn wäre. Soweit in der Mission auch der Importhandel vertreten wäre, mit dem Ziel, den Handelsverkehr in der Richtung Thailand – Schweiz zu fördern, könnte eine solche Mission gewiss mit Sympathien auf thailändischer Seite rechnen. Wenn aber das Ziel lediglich die Förderung schweizerischer Produkte nach Thailand wäre, so könnte angesichts des Umstandes, dass wir etwa zehnmal mehr nach Thailand exportieren als wir von diesem Land beziehen, kaum mit besonderer Begeisterung auf thailändischer Seite gerechnet werden. Ferner wäre es wohl im Zuge der allgemeinen Tendenz, die unterentwickelten Länder zu unterstützen, von Vorteil, wenn eine Handelsmission auch ein konkretes Programm für die Beteiligung an einem für die Entwicklung des Empfängerlandes förderlichen Werk mit sich bringen würde. Jedenfalls müsste ein solches Unternehmen gründlich vorbereitet werden. Unseres Erachtens bestehen indessen die Voraussetzungen dazu gegenwärtig nicht.