Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 21, doc. 137
volume linkZürich/Locarno/Genève 2007
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2300#1000/716#307* | |
Old classification | CH-BAR E 2300(-)1000/716 152 | |
Dossier title | Guatemala, Politische Berichte und Briefe, Militärberichte, Band 3 (1961–1963) |
dodis.ch/15004 Der schweizerische Gesandte in Guatemala, M. Koenig, an den Generalsekretär des Politischen Departements, R. Kohli1 Ausbildung von kubanischen Guerillas in Guatemala?
Die einem Freund des Präsidenten gehörende Kaffee-Plantage «Finca
Helvetia» genoss während einiger Zeit die Aufmerksamkeit der Weltpresse, weil angeblich dort kubanische Flüchtlinge in der Taktik des Kleinkrieges ausgebildet werden. Der Name der Pflanzung rührt daher, dass sie vor mehr als 40 Jahren von Schweizern geschaffen worden war. Wegen unglücklicher
finanzieller Dispositionen geriet dann das Unternehmen in Schwierigkeiten und wurde schliesslich von Roberto Alejos, der dem Präsidenten Ydígoras Fuentes nahe steht und das Ehrenamt eines Gesandten des Malteserordens bekleidet, erworben. Wohl um den für Guatemala unangenehmen Pressekommentaren entgegenzutreten, lud Alejos das diplomatische Corps für einen Tagesausflug nach der Finca Helvetia ein. Präsident Ydígoras Fuentes, der auch zugegen war, führte uns zu einem Ausbildungslager für etwa 200 Soldaten mit Schiessanlagen usw., wobei er darauf hinweisen konnte, dass es sich lediglich um guatemaltekische Soldaten handelt, die allerdings von amerikanischen Instruktoren unterrichtet werden. Von einem Schweizerbürger, der Nachbar der Finca
Helvetia ist, vernahm ich kurz darauf, dass uns Präsident Ydígoras nur einen
Teil des Ausbildungslagers gezeigt habe. Versteckt im Dschungel seien noch weitere Baracken und dort handle es sich tatsächlich um eine Kriegsschule für kubanische Emigranten.
Dieser Tage ist der Korrespondent der New York Times aus Guatemala ausgewiesen worden, weil er diese letztere Tatsache gemeldet hatte, zusammen mit einem Bericht über den letzten September eingeweihten neuen Flugplatz von Retalhuleu (in der Nähe der Finca Helvetia), auf dem angeblich Strahlflugzeuge landen können. Tatsächlich handelt es sich um einen modernen Flugplatz von 1,5 km Länge, mit harter Piste. Kleinere militärische Jet-Flugzeuge werden dort ohne weiteres landen und aufsteigen können.
Die Empfindlichkeit des Präsidenten, auf dessen persönliche Anordnung der amerikanische Korrespondenz das Land verlassen musste, überrascht um so mehr, als er selber in seinen Äusserungen nicht gerade vorsichtig ist. Herrn
Dumur, Korrespondent der Gazette de Lausanne, der hier fünf Tage weilte, sagte er nämlich, es befänden sich kubanische Freiheitskämpfer in Guatemala und er habe kürzlich einige Flugzeuge nach Kuba geschickt, um deren Familienangehörige herauszuholen. Die kubanischen Flüchtlinge, so fuhr er allerdings fort, stellen nach seiner Auffassung keine genügende Kraft dar, um Castro zu stürzen. Sie seien vielfach Maulhelden und zudem unter sich uneinig.
- 1
- Politischer Bericht: E 2300(-)1000/716/152.↩