Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 6, doc. 279
volume linkBern 1981
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2300#1000/716#1175* | |
Old classification | CH-BAR E 2300(-)1000/716 495 | |
Dossier title | Washington, Politische Berichte und Briefe, Militär- und Sozialberichte, Band 34 (1917–1917) | |
File reference archive | 186 |
dodis.ch/43554
Auf Ihr Kabel Intérêts Nr. I2, erhalten am 15. Februar, habe ich Ihnen gleichen Tages mitgeteilt3, dass unser Kabel Nr. 794 nicht auf Anregung der amerikanischen Regierung, sondern aus Graf Bernstorffs Initiative entstanden sei. Ergänzend beehre ich mich, Ihnen noch weitere Aufklärung über die Angelegenheit zu geben:
Am 5. Februar teilte mir Graf Bernstorff telephonisch mit, dass ein Professor Kirchwey mich in einer Friedensmission zu sehen wünsche. Derselbe werde mich zusammen mit Dr. Barthelme aufsuchen und er, Graf Bernstorff, erkläre sich im voraus mit allem einverstanden, was wir in der Sache beschliessen werden.
Am 6. Februar kamen die beiden Herren zu mir und legten mir zwecks chiffrierter Übermittlung an die deutsche Regierung den hier beiliegenden Entwurf eines Kabels vor (Beilage l)5. Da es sich aber im Laufe der Unterredung herausstellte, dass Dr. Barthelme am Tage vorher ein ähnlich lautendes Kabel bereits an die Kölnische Zeitung abgesandt hatte, welches, wie er sagte, vor der Absendung dem Marinesekretär Daniels, dem Kriegssekretär Baker (und durch diesen sogar dem Präsidenten Wilson) Vorgelegen haben soll, gutbefunden und von der Zensur nicht beanstandet worden war, so schien es mir überflüssig, zweimal fast das gleiche zu kabeln (Beilage 2)6.
Ich behielt mir daher vor, vorerst mit Graf Bernstorff Rücksprache zu nehmen und fuhr, begleitet von Dr. Barthelme, zu diesem.
Der Graf würdigte meinen Einwurf, setzte sich an sein Pult und schrieb das für Berlin via Bern bestimmte Kabel Nr. 79 (Beilage 3).
Dies war drei Tage nach dem Abbruch der Beziehungen, und ich hatte damals die deutschen Geschäfte in Wirklichkeit noch nicht übernommen.
Am 10. Februar morgens lief Ihre Antwort Nr. 827 ein. Ich zeigte sie dem Prinzen Hatzfeldt, als er gegen 10 Uhr in unsere Kanzlei kam. Er nahm davon eine Abschrift.
Gegen Mittag kam Mr. Draper, ein Vertreter der «Associated Press», zu mir und wollte sich von mir die Richtigkeit einer der «Associated Press» am Vorabend zugegangenen Mitteilung, deren Inhalt sich ungefähr mit derjenigen Ihres Kabels Nr. 82 deckte, bestätigen lassen. Ich lehnte jegliche Auskunft ab und verwies ihn an den Grafen Bernstorff, mit dem er früher täglich verkehrt hatte.
Zu meiner Überraschung veröffentlichte die Nachmittags-Zeitung Evening Star (Beilage 4)8, die ganze Angelegenheit, und ich sah mich dadurch gezwungen, die Sache in einer für jenen Nachmittag sowieso auf 6 Uhr in anderen Geschäften angesetzten Unterredung auf dem Staatsdepartement zur Sprache zu bringen. Am nächsten Morgen kam Counsellor Polk im Aufträge des Staatssekretärs zu mir nach Hause und bat mich, ihm das gestern mündlich Gesagte schriftlich geben zu wollen. Nach Rücksprache mit Graf Bernstorff, welcher die Worte «informally or formally» beifügte, sandte ich das Memorandum gleichen Nachmittags zu Herrn Lansing. Ihr Kabel Nr. 939, eine Richtungstellung des Wortes «Sperrgebiet» enthaltend, lief erst am Abend des 12. ein, zu spät, um noch verwendet zu werden.
Am 12. Februar sandte mir das Staatsdepartement die hier beigefaltete Antwort (Beilage 6)10 und veröffentlichte dieselbe gleichzeitig, ebenso wie den Text meines Memorandums.
Ich berichtete Ihnen darüber mit Kabel Intérêts No 411
und erhielt am 15. Februar darauf Ihre Antwort Intérêts Nr. 1, in welcher Sie mich dringlich «um Aufklärung über den ganzen Vorgang dieser Angelegenheit» ersuchen.
Ich tat dies gleichen Tages mit Kabel Intérêts 3, aus welchem hätte hervorgehen sollen, dass ich am 5. Februar nicht aus eigener Initiative, sondern lediglich auf Wunsch des Grafen Bernstorff gehandelt habe.
Darüber, auf welche Weise der Inhalt Ihres Kabels Nr. 82 am 10. Februar der hiesigen Presse verfrüht bekannt geworden war, regte ich mich damals wenig auf. Ich hatte vermutet, dass es durch Graf Bernstorff geschehen sei. Als aber im Verlaufe der nächsten Tage Berlin und Bern überhaupt verneinten, mir Auftrag erteilt zu haben, und derart dem grossen Publikum ein Rätsel aufgegeben wurde, an dem es immer noch herumratet (Beilagen 8 und 9)12,
und als das Staatsdepartement von mir Aufklärung über das Durchsickern an die Presse erbat, so suchte ich solche am 19. Februar durch den Journalisten Draper, der einzigen Person, mit welcher ich am 10. Februar in der Sache gesprochen hatte, zu erhalten. Anbei die schriftliche Bestätigung dessen, was Draper mir am 19. Februar mündlich gesagt hatte.
Gestern, den 19. Februar13, habe ich Ihnen, mit Intérêts No 1014,
die von Draper erhaltenen, ergänzenden Nachrichten gekabelt und hoffe, derart den Sachverhalt vollständig klargestellt zu haben.
Gerne möchte ich auch erwähnen, dass die hier beiliegende Mitteilung der World (Beilage 10)15 unzutreffend ist. Ich hatte anlässlich einer Unterredung mit Counsellor Polk denselben allerdings gefragt, ob er von mir, angesichts der wilden Zeitungsgerüchte, irgendwelche Aufklärung wünsche. Er antwortete mir «Nein, wir wissen, dass Sie in guten Treuen handeln», worauf ich die Sache ruhen liess.
Dr. Barthelme ist wegen seines Kabels vom 5. Februar (Beilage 2), welches hier ebenfalls veröffentlicht wurde, von der Kriegspartei hart angegriffen worden. Es hiess, sein Bleiben hier sei unmöglich, und das Staatsdepartement hat ihm wirklich den Wink gegeben, auch ihm freies Geleite verschaffen zu wollen. Er bleibt jedoch in Washington und fährt fort, die Kölnische Zeitung zu bedienen.
- 1
- Lettre (Copie): E 2300 Washington, Archiv-Nr. 34. Deutsche Interessen.↩
- 2
- cf. no 272.↩
- 3
- Cf. no 274.↩
- 4
- Cf no 268.↩
- 5
- Non reproduit.↩
- 6
- Non reproduit.↩
- 7
- Cf.f 269.↩
- 8
- Non reproduit.↩
- 9
- Non reproduit. Cf. E 2020/66.↩
- 10
- Non reproduit.↩
- 11
- Non reproduit.↩
- 12
- Non reproduit.↩
- 13
- Erreur probable de date.↩
- 14
- Non reproduit. Cf. E 2001, Archiv-Nr. 45, dont nous connaissons seulement la date de réception qui est le 20 février 1917.↩
- 15
- Non reproduit.↩
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