Durch meine täglichen Berichte sind Sie über die wesentlichsten Ereignisse der letzten Zeit laufend informiert worden. Beiliegend sende ich Ihnen den Rest meiner Tagebuchnotizen bis und mit dem 20. August, der Verhaftung und Abführung des Marschalls. Die Vorgänge waren erschütternd und der alte Herr ist mit unglaublicher Ruhe und Würde seinem neuen harten Schicksal entgegengegangen.
Am gleichen Tage abends haben die Chefs der diplomatischen Missionen einstimmig beschlossen, mich mit der Wahrung unserer Interessen zu beauftragen. Ich habe Ihnen dies mitgeteilt und am Montag die Antwort erhalten ich solle sofort, wenigstens provisorisch, nach Bern kommen. Am Montag und Dienstag war die ganze Stadt Vichy in einem Fieberzustand von Angst und Aufregung, Angst vor den Deutschen und namentlich Angst vor dem Maquis. Die hier verbliebenen Vertreter des alten Regimes, wie namentlich auch die Lokalbehörden, beschworen mich, hier zu bleiben, um die Stadt vor schweren Unruhen und vor grossem Blutvergiessen zu bewahren. Ich konnte und wollte mich dieser Aufgabe umso weniger entziehen, als ich wirklich der Einzige war, um sie lösen zu können und als das Generalquartier der F.F.I. mich wissen liess, es wäre für meinen Besuch und meine Vermittlung sehr dankbar. Ich fuhr hierauf am 22. August hoch in die Berge des Zentralmassivs, auf einer abenteuerlichen Fahrt, die mir unvergesslich bleiben wird. In fünfstündiger Besprechung mit den zivilen und militärischen Leitern der F.F.I. Bewegung in Zentralfrankreich diskutierte ich eingehend:
1) Die Garantien für die Rückkehr meiner Gesandtschaft nach der Schweiz;
2) Die Garantien für die Behandlung des diplomatischen Corps;
3) Die Modalitäten des Überganges von Vichy vom alten auf das neue Regime.
Es gelang mir, das volle Vertrauen dieser Leute, die im Allgemeinen einen recht guten Eindruck machten, zu gewinnen.
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