Classement thématique série 1848–1945:
V. AFFAIRES MILITAIRES ET FAITS DE GUERRE
1. Stratégie générale
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 13, doc. 188
volume linkBern 1991
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#J1.49#1000/1346#87* | |
Old classification | CH-BAR J 1.49(-)1000/1346 2 | |
Dossier title | Heft III: 25. August 1939 bis 31. Dezember 1939 (1939–1939) | |
File reference archive | 5-3 |
dodis.ch/46945 Notice du Chef de l’Etat-Major Général de l’Armée, J. Labhardt1
[...]
Darauf unterhielt ich mich mit Oberstlt. Masson und Oberst Frick über die Lage. Einen besonders bedrohlichen Charakter vermag ich nicht zu erkennen; immerhin scheint es mir notwendig, die Bereitschaft an unserer Grenze zu erhöhen.
18oo treffen wir beim General ein, der uns über seine Besprechung mit Minister Stucki orientiert; danach sei man in Frankreich der festen Überzeugung, dass die Deutschen angreifen werden und voraussichtlich mit einem Zangenangriff, so dass auch die Schweiz in Mitleidenschaft gezogen werde. Er, Stucki, hätte diese Nachrichten unter anderem auch vom frühem Minister Coulondre; was man in Frankreich besonders befürchte, sei, dass ihre militärische Hilfe infolge des langen diplomatischen Weges zu spät komme. Stucki sei deshalb hier, um alles so vorzubereiten, dass bei einem Angriff von Deutschland sofort Verbindung mit der französischen Regierung aufgenommen werden könne2
. Im Anschluss an diese Meldung sprach sich der General auch dahin aus, dass er die Lage als bedrohlich ansehe, hingegen zuerst noch mit mir besprechen wolle. Daraufhin veranlasste ich Oberstlt. Masson und Oberst Frick, sich zu äussern. Oberstlt. Masson ergänzte mündlich die Meldungen des Nachrichtenblattes, sprach sich weder für eine bedrohliche Lage noch für das Gegenteil aus; demgegenüber Oberst Frick die Auffassung vertrat, dass die Wahrscheinlichkeit eines Grossangriffs von Deutschland gegen Frankreich sehr gering sei, indem Deutschland mit allen Mitteln danach trachte, die Franzosen von den Engländern zu trennen. Daraufhin sprach ich mich ungefähr folgendermassen aus: ich erinnerte daran, dass eigentlich das Aufgebot der Grenztruppen und nachher auch der gesamten Armee hauptsächlich unter dem Einfluss der Bedrohung durch Frankreich an unserer Westgrenze entstanden sei. Seither seien diese Truppen dort geblieben, sogar noch vermehrt worden; immerhin sei ich der Auffassung, dass diese Aufstellung defensiver Natur sei. Demgegenüber sei bis vor einer Woche der Raum zwischen Bodensee und Ulm-Stuttgart sozusagen frei von Truppen gewesen. Es seien einige Ausbildungszentren und rückwärtige Staffeln konstatiert worden, aber nicht Truppenkörper, mit denen ein Angriff hätte durchgeführt werden können. Ich hätte mich direkt verwundert, dass diese Lage so lange vorhanden gewesen sei, und heute wundere ich mich nicht, dass eben auch dieser Raum mit grössern Kampftruppen-Verbänden belegt sei; was Frankreich tue, könne auch Deutschland nicht verwehrt werden, und ich sei auch heute noch der Ansicht, dass diese Belegung keine unmittelbare Bedrohung für uns bilde, indem der Hauptgegner Deutschlands eben doch England sei und die Hauptoperationsrichtungen gegen England doch über Holland und Belgien durchführen werde und nicht über die Schweiz.