Classement thématique série 1848–1945:
II. RELATIONS BILATÉRALES
A. AVEC LES ÉTATS LIMITROPHES
3. Italie
3.2. Affaires économiques
Imprimé dans
Documents Diplomatiques Suisses, vol. 13, doc. 100
volume linkBern 1991
Plus… |▼▶Emplacement
Archives | Archives fédérales suisses, Berne | |
▼ ▶ Cote d'archives | CH-BAR#E7110#1967/32#28792* | |
Ancienne cote | CH-BAR E 7110(-)1967/32 1225 | |
Titre du dossier | Verhandlungen, Verschiedenes (1939–1939) | |
Référence archives | 821 • Composant complémentaire: Italien |
dodis.ch/46857
Le Directeur de la Division du Commerce du Département de l’Economie publique, J. Hotz, au Ministre de Suisse à Rome, P. Ruegger1
Wir sind Ihnen sehr dankbar für Ihren ausführlichen Bericht vom 22. vorigen Monats (Ref. Nr. 39. A.o/l.e)2 über die Wirtschaftslage Italiens, die engere Verknüpfung der italienischen Wirtschaft mit der deutschen und über die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten und Voraussichten. Ausserdem haben wir aus Ihrem Bericht ersehen, dass Herr Minister Guarneri anlässlich Ihrer Besprechungen erneut auf die Notwendigkeit hingewiesen hat, dass die Schweiz mehr in Italien kaufe, während er dagegen kein Wort über die Notwendigkeit baldiger Verhandlungen mit unserm Lande fallen gelassen hat. Schliesslich bemerken Sie, dass die wirtschaftliche Lage Italiens und das enge Zusammengehen mit Deutschland auf der ganzen Linie Sie jeden Tag mehr von der Zweckmässigkeit überzeugt, dass wir womöglich den Betrag unserer eingefrorenen Handelsguthaben in Italien vermindern. Wir nehmen an, dass Sie unter den eingefrorenen Handelsguthaben nur den Clearingsaldo im Auge haben; denn Sie wissen ja noch besser als wir, dass kaum eine Möglichkeit besteht, auch die schweizerischen Kapitalanlagen in Italien zu reduzieren.
Selbstverständlich bereitet auch uns der hohe Clearingsaldo kein Vergnügen3, zumal damit gerechnet werden muss, dass er weiter ziemlich stark ansteigen könnte, wenn einmal Spanien wieder als Konkurrent Italiens auf dem schweizerischen Markt auftreten wird. Um den Clearingsaldo herabzudrücken, kommen, sofern von Italien nicht freie Devisen erhältlich sind - was Sie kaum annehmen werden-, nur zwei Wege in Betracht: die Erhöhung der Einfuhr und/oder die Verminderung der Ausfuhr. Wie es mit den Möglichkeiten der Erhöhung der Einfuhr steht, wissen Sie selbst am besten. Italien ist kein Lieferant von Artikeln des Massenverbrauchs wie Benzin, Getreide, Zucker usw. und, soweit es nicht lebensnotwendige Erzeugnisse ausführt, bestehen bekanntlich die grössten Schwierigkeiten, sie, wenn überhaupt, zu annehmbaren Preisen zu erhalten. Wir verweisen auf unsere Korrespondenz über die italienischen Lieferungen von Häuten und Fellen, Ölkuchen und ändern Futtermitteln, Reis, Pyrit usw.4Italien verbraucht, infolge der Notwendigkeit, seinen Goldvorrat zu schonen und auch infolge der Kriegswirtschaft, die genannten Erzeugnisse selbst. Als Exporteur anderer Erzeugnisse wie Geflügel, Eier und Butter ist Italien schon längst ausgeschieden und dafür sogar zum Einfuhrland geworden. Wenn Sie von der Vorkriegseinfuhr die Rohseide abziehen, die wir nur noch in höchst bescheidenem Masse beziehen können, weil unsere Seidenindustrie zusammengebrochen ist, und weil Kunstseide in weitgehendem Masse die Naturseide verdrängt hat, so werden Sie feststellen, dass sich im Grunde genommen unsere Einfuhr der beiden letzten Jahre und des laufenden Jahres aus Italien trotz der Schwierigkeiten in der Erlangung mancher wichtiger Erzeugnisse erstaunlich gut gehalten hat. Dies ist zweifelsohne wenigstens zu einem Teil unserm Bestreben zuzuschreiben, die Einfuhr aus Italien nach Möglichkeit zu begünstigen. Ohne die auch von italienischer Seite öfters verlästerten Einfuhrbeschränkungen wäre zweifelsohne der Import geringer, weil Italien für eine Reihe von Erzeugnissen wie beispielsweise frischen Früchten und Gemüsen, Olivenöl usw. gegenüber Frankreich nicht wettbewerbsfähig wäre. Die Tatsache, dass wir die Einfuhr aus Italien zum Nutzen des Clearings schon bisher nach Kräften zu fördern suchten, hat zur Folge, dass die Möglichkeiten einer weitern Steigerung sehr gering eingeschätzt werden müssen. Sie wissen dies übrigens aus Ihren eigenen Erhebungen im Verein mit der Schweizer Handelskammer in Mailand bereits ebenfalls. Unsere Untersuchungen sowie eine Umfrage der Zürcher Handelskammer haben kein anderes Ergebnis gezeitigt. Wie Ihnen ferner bekannt ist, konnte auch der hiesige italienische Handelsattaché auf der Suche nach vermehrten Importmöglichkeiten, die er im Verein mit der Italienischen Handelskammer für die Schweiz durchgeführt hat, nur wenige Artikel von insgesamt sehr bescheidenem Werte ausfindig machen, deren Einfuhr aus Italien noch gesteigert werden könnte, falls Italien Zusatzkontingente gewährt würden. Soweit Italien für einfuhrbeschränkte Waren in vermehrtem Masse lieferungsfähig wäre, zeigt es sich nicht selten, dass diese Lieferungsfähigkeit nur dank eines Dumpings vorhanden ist, gegen das sich natürlich die schweizerischen Produzenten zur Wehr setzen.
Bleibt der andere Weg: die Beschränkung der schweizerischen Ausfuhr nach Italien. Dieser Weg wurde von uns zusammen mit dem Vorort des Schweizerischen Handels- und Industrie-Vereins schon seit mehr als einem Jahre geprüft. Abgesehen davon, dass wir nicht einseitig die vertraglich festgelegten Kontingente herabsetzen dürften, ist die Beschränkung der Ausfuhr stets das letzte Mittel zur Sanierung eines Clearings und ein Mittel, zu dem man nicht gerne greift. Wenn einmal Spanien wieder als Lieferant auftritt, dürften wir allerdings kaum um dieses Mittel herumkommen. Dafür wird aber dann eben unsere Industrie als Ersatz wieder gewisse Absatzmöglichkeiten in Spanien haben, die ihr heute fehlen.
Sollten Sie in der Lage sein, uns konkrete Anregungen für die von Ihnen - wie natürlich auch von uns - als wünschenswert betrachtete Verminderung unseres Clearingsaldos machen zu können, so wären wir Ihnen für deren Bekanntgabe sehr dankbar. Vor allem belieben Sie uns wissen zu lassen, ob Sie die wirtschaftliche Entwicklung so einschätzen, dass es Ihnen als unbedingt notwendig erscheint, möglichst rasch Verhandlungen mit Italien über eine Herabsetzung der Kontingente für die Einfuhr in jenes Land zu verlangen.5
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