Classement thématique série 1848–1945:
IV. POLITIQUE ET ACTIVITÉS ÉCONOMIQUES
4. Affaires financières internationales
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 13, doc. 62
volume linkBern 1991
more… |▼▶Repository
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E6100A-17#1000/1917#12* | |
Old classification | CH-BAR E 6100(A)-17/1000/1917 1 | |
Dossier title | Währungspolitik (Dossier Nr. 1117) (1936–1939) | |
File reference archive | F.01-33 |
dodis.ch/46819
Unter Bezugnahme auf unser Schreiben vom 22. März3, mit welchem wir Ihnen durch Kopie unseres Schreibens vom gleichen Tage an Herrn Minister Stucki in Paris eine Orientierung über die damalige Währungslage übermittelten4, möchten wir Ihnen hiemit über die seitherige Entwicklung einen kurzen Bericht zukommen lassen.
Die starken politischen Spannungen der vergangenen Wochen haben scheinbar die Stabilität der internationalen Währungslage in keiner Weise gestört. Die Tatsache, dass die massgebenden Welt Währungen, insbesondere Pfund und Dollar, in ihrem gegenseitigen Verhältnis fast keine Schwankungen durchgemacht haben, ist sehr wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Währungsbehörden der einzelnen Länder mit Hilfe der Währungsausgleichsfonds die Gestaltung der Valuten regulierten.
Was die Schweiz im besonderen betrifft, so waren bei uns in der vergangenen Woche erhebliche Kapitalabflüsse ins Ausland festzustellen. Mitte der Woche erreichten sie den Höchstbetrag von rund 13,8 Millionen Dollar an einem Tage. Gegen das Wochenende trat dann eine Beruhigung ein, die auch zu Beginn der laufenden Woche weiter angehalten hat. Wir haben den Eindruck, dass es sich bei diesen Kapitalabwanderungen zur Hauptsache um ausländische Fluchtgelder handelt, die teils auf Sicht, teils in Form von Wertschriften vorübergehend in der Schweiz Anlage gesucht hatten. In geringerem Masse sind auch gewisse schweizerische Kreise zur Liquidation von inländischen Anlagen und zur Transferierung des Gegenwertes in Devisen geschritten. Wie bereits erwähnt, ist heute die Lage wieder ruhig, wenn auch nicht vorausgesehen werden kann, ob und inwieweit neuerliche. Kapitalabflüsse stattfinden werden.
In bezug auf die Entwicklung der Devisenkurse bei uns können wir feststellen, dass Nationalbank die Kursbildung jederzeit fest in der Hand gehabt hat. Wir benützten den Kapitalabfluss, um den Dollar bei uns von rund 4,44 1/2 bis auf 4,46 und das Pfund von 20,81 auf 20,87 3/4 ansteigen zu lassen. Dieser Pfundkurs entspricht einer Abwertung des Schweizerfrankens, am Golde gemessen, um 30,91 %5. Als Folge des seit dem letzten Samstag zu beobachtenden Yersiegens der Kapitalabflüsse wurde unsere Valuta gegenüber den übrigen Währungen wieder fester. Heute notiert der Dollar 4,45 3/s, das Pfund 20,85, was noch einer Entwertung unserer Valuta von 30,76% entspricht. Insgesamt sind im Verlaufe der letzten 10 Tage etwa 200 Millionen Franken abgeflossen. Vom Standpunkt der Geldmarktlage und der Verminderung der übermässigen Goldbestände ist diese Abnahme zu begrüssen. Anderseits sind die Auswirkungen am Kapitalmarkt, die sich aus der Liquidation von Anleihenstiteln ergeben haben, nicht gerade erfreulich; auf jeden Fall wird dadurch der Zeitpunkt für die Konsolidierung der schwebenden Schulden durch die öffentliche Hand weiter hinausgeschoben.