Nachdem ich gestern dem Chef des Protokolls meinen Besuch gemacht hatte, wurde ich heute von Herrn Delbos empfangen. Ich habe ihm die Kopie des Beglaubigungsschreibens überreicht. Sein Empfang war ausserordentlich herzlich. Er hat betont, dass in den heutigen Zeiten die Demokratien mehr als je aufeinander angewiesen seien, dass die französisch-englische Freundschaft in keiner Weise erschüttert sei, da der Weggang von Eden nicht auf Divergenzen über das Ziel, sondern auf solche über die Methoden zurückzuführen sei, und endlich, dass er hoffe, auch mit der Schweiz die engsten und freundschaftlichsten Beziehungen pflegen zu können. Er fügte bei, er hoffe auf gemeinsame fruchtbare Arbeit und versicherte mich seiner grossen Sympathie für unser Land und seine besondern Verhältnisse. Er richtete auch an mich sehr schmeichelhafte Worte der Anerkennung.
Ich habe Herrn Delbos unserer grossen Sympathie für Frankreich und sein demokratisches Staatswesen versichert, meine Freude über die mir übertragene Mission ausgedrückt und der Hoffnung Ausdruck gegeben, in Paris für unsere ganz besonders heikle Lage als Mitglied des jetzigen Völkerbundes Verständnis und für die sich aufdrängende Lösung Unterstützung zu finden. Ich habe ihm angekündigt, dass ich in dieser Hinsicht in einiger Zeit mit bestimmten Instruktionen zu ihm kommen werde.
Herr Delbos wiederholte die Erklärung, dass die französische Regierung für das Bestreben, die volle schweizerische Neutralität zurückzugewinnen, durchaus Verständnis habe, dagegen etwas enttäuscht gewesen sei, dass die bekannte Rede im Ausschuss der 282 nicht ganz in Übereinstimmung mit dem gewesen sei, was am Déjeuner Avenol in Aussicht genommen wurde. Auf meine Einwendungen gab er immerhin zu, dass es sich mehr um die Form und den Ton als um den Inhalt der Rede gehandelt habe, die hier etwas «verschnupften». Er könne mich versichern, dass Frankreich trotz dieses Zwischenfalles schweizerische Vorschläge mit grossem Wohlwollen prüfen werde.
Die Überreichung des Beglaubigungsschreibens an den Präsidenten der Republik wird Ende dieser Woche oder anfangs der nächsten stattfinden. Der Tag ist noch nicht bestimmt.
Von Interesse mag noch sein, dass bereits jetzt in allen grossen Salons des Quai d’Orsay mit Hochdruck an den Vorbereitungen für den Besuch des englischen Herrscherpaares gearbeitet wird. Man gedenkt offenbar, diesem Besuch einen ungewöhnlich grossen äussern Glanz zu verleihen.