Vertraulich
Madrid, 18. September 1937
Die finanziellen Massnahmen der Regierung von Valencia werden von Woche zu Woche drückender und einschneidender. Der privaten Geschäftstätigkeit ist bald auch die letzte Bewegungsfreiheit genommen, die Inkautierungen und die Kollektivisierung umfassen demnächst die gesamte Industrie, und ausländische Interessen geniessen nur noch in unbedeutenden Ausnahmefällen eine scheinbare Bevorzugung.
Mit welch beispielloser Gleichgültigkeit man unsere Handelsbeziehungen behandelt, ersehen Sie aus der Tatsache, dass man unser auf den 10. September befristetes Ultimatum, das Ihnen durch den Telegrammverkehr mit der Handelsabteilung bekannt sein dürfte, einfach ignorierte und auch bis heute alle meine Noten und Telegramme in dieser Sache unbeantwortet liess.
Trotz der wortreichen Versicherungen des spanischen Ministerpräsidenten in Genf ist die innere politische Lage der Regierung schwach und unsicher. Die politischen Parteien liegen andauernd in schwerem Hader, wobei die verhängnisvollen Auswirkungen auf die militärischen Fronten auch nicht im geringsten berücksichtigt werden. Eine baldige Umbildung der Regierung steht wieder bevor. Die gleiche wirre Desorganisation besteht auch in allen ändern Verwaltungsabteilungen, wovon der Handel in ganz besonderm Masse beeinträchtigt wird. Das Volk hungert, murrt und ist unzufrieden, die Landbevölkerung streikt, und in Barcelona, Valencia und Madrid mehren sich drohende Zeichen, die einem zweiten Kriegswinter nur in bedenklicher Sorge entgegensehen lassen.
Wenn auch Ministerpräsident Negrin in Genf verkündet, kein Russe stehe heute mehr in leitender Stellung im roten Spanien, so befolgen gehorsame Drahtzieher eben doch die Instruktionen aus Moskau, und mit einem Terror sondergleichen predigt man der Masse den Geist Lenins, die Parole der Zerstörung und des Unruhestiftens. Der Fanatismus von Führern und Verführten wächst mit der Abbröckelung der Fronten und mit dem Verlust eines jeden Quadratkilometers Boden.
Alle diese Verhältnisse dürften Ihnen glaubhaft machen, dass wir je länger je weniger auf Sicherheit und Zuverlässigkeit in unsern Handelsbeziehungen mit dem roten Spanien rechnen dürfen.