Classement thématique série 1848–1945:
II. RELATIONS BILATÉRALES
8. Espagne
8.3. Questions politiques générales
Pubblicato in
Documenti Diplomatici Svizzeri, vol. 11, doc. 215
volume linkBern 1989
Dettagli… |▼▶Collocazione
Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
▼ ▶ Segnatura | CH-BAR#E2300#1000/716#524* | |
Vecchia segnatura | CH-BAR E 2300(-)1000/716 259 | |
Titolo dossier | Madrid, Politische Berichte und Briefe, Militärberichte, Band 8 (1935–1938) |
dodis.ch/46136
Die Auswirkungen der jüngsten Wahlen2 offenbaren sich in beunruhigender Weise. Der zügellose Siegestaumel der Linken würde zur Bartholomäusnacht werden, wenn man ihm freien Lauf liesse. Johlende Banden mit roten Fahnen, der Sichel und dem Hammer, durchziehen die Strassen. Als besonderes Schau- und Zugstück wird eine Schar «asturianischer Waisenkinder» mitgeführt, und niemand denkt mehr an die Waisen der scheusslich ermordeten Soldaten der Guardia civil, an die lebendig verbrannten Priester und an die vergewaltigten Mädchen und Frauen von Oviedo vom Oktober 1934. In der grossen Stierkampfarena von Madrid standen gestern über zwanzigtausend Menschen mit erhobenen Fäusten, sangen unter der Begleitung der «Banda Municipal» die Internationale und horchten den aufreizenden Reden des dem Henker entronnenen Revolutionsführers Gonzalez Pena und der Kommunistin «La Pasionaria»3 und verlangten drohend die Einlösung der Wahlversprechen. Azana4 verkündete vor den Wahlen: «Wir werden in der Erfüllung unseres Programmes nicht einen einzigen Tag verlieren, wir werden uns treu und loyal an unsern Pakt halten, vom Anfang bis zum Ende.» Der grosse Zauberer wird Mühe haben, die entfesselten Geister zu bändigen. Die «sozialistische und syndikalistische Jugend» ist bereits zu wüsten Tätlichkeiten übergegangen und beging in verbrecherischer Sinnlosigkeit zahlreiche Sabotageakte, die von der Zensur totgeschwiegen werden. Unter dem Druck dieser beängstigenden Atmosphäre hat denn auch die neue Regierung in einer Weise, die Nichteingeweihten als überstürzt und voreilig erscheinen mag, bereits Massnahmen getroffen, die beruhigend wirken sollen, deren Erlass aber eigentlich den Cortes5 Vorbehalten wäre.
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Im ganzen Lande sind die höchsten und die bescheidensten Staatsstellen bereits von den Leuten der Volkspartei besetzt. An vielen Orten ging der Wechsel nicht ohne blutige Gewaltakte vor sich. Die Rechtsfront kapituliert auf der ganzen Linie. Die Aristokraten, die zum Teil an Gut und Leben schwer bedroht wurden, haben das Land nach Möglichkeit verlassen. Die Grenzstelle in Irun wies vor und nach dem Wahltag den Übertritt von mehr als zweitausend Automobilen aus Spanien auf. Die Hotels in Gibraltar sind von spanischen Emigranten überfüllt, andere flüchteten nach Portugal.
Die Regierung scheint heute die öffentliche Lage zu beherrschen, und dem erfahrenen und rücksichtslosen Azana wird es schliesslich gelingen, die Massen zu bändigen, aber vor der Regierung türmt sich riesengross ein anderes Gespenst auf, die finanzielle Lage des Landes, die mit ihrem 800 Millionen Budget-Defizit zu Besorgnissen Anlass gibt, die auch uns nicht gleichgültig sein können. Dieses Problem ist weder mit erhobenen Fäusten, noch mit dem Geschrei halbwüchsigen Strassenpöbels: «Viva Espana roja» zu lösen.
- 1
- Rapport politique: E 2300 Madrid, Archiv-Nr. 8.↩
- 2
- Au Parlement, le 16 février, remportées par le Front populaire.↩
- 4
- Un des chefs des républicains de gauche.↩
- 5
- Parlement.↩
- 6
- Les premières mesures gouvernementales: l’école soustraite à l’influence de l’Eglise, l’amnistie pour les délits politiques, y compris meurtres et attentats, la fermeture des locaux de la Phalange fasciste, un crédit extraordinaire ouvert pour combattre le chômage, la reprise annoncée des relations diplomatiques avec l’Union soviétique.↩
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