dodis.ch/46103

Le Chef de la Délégation suisse chargée des négociations de clearing avec l’Italie, P. Vieli, au Directeur de la Division du Commerce du Département de l’Economie publique, W. Stucki1

Soeben von einer persönlichen Besprechung mit Giannini zurückgekehrt, kann ich Ihnen folgendes mitteilen:

Ich habe noch einmal die letzten Trümpfe ausgespielt und erklärt, dass meine formellen Instruktionen aus Bern dahin lauteten, dass ich die Offerte von 3,5 Millionen2 für die ersten Dezembertage nur dann annehmen könne, wenn man dafür die späteren Raten um 1 Monat vorrücke. Sie werden sich aus der Beilage meines Briefes vom 23. November3 erinnern, dass die Italiener vier Monatsraten von je 4,7 Millionen offeriert hatten, wobei die erste Rate am 31. Januar 1936 fällig geworden wäre. Schon in meiner persönlichen Unterredung von gestern hatte ich dies als unannehmbar erklärt, worauf mir Giannini sukzessive zuerst 2 Millionen, dann 3 Millionen, dann 3,5 Millionen in den ersten Tagen Dezember, hernach 1,2 Millionen am 1. Februar und die folgenden drei Raten von je 4,7 Millionen am l.März, 1. April und l.Mai offeriert hatte. Dieses letztere Angebot habe ich Ihnen gestern Abend telephonisch bekannt gegeben und Sie ermächtigten mich heute Morgen, nach Rücksprache mit Herrn Bundesrat Obrecht, auf dieser Basis eventuell abzuschliessen, allerdings mit der Beifügung: «au mieux».

Wie bemerkt, habe ich nun den «coup» versucht und Giannini erklärt, dass ich abreisen müsste, wenn nicht nebst den 3,5 Millionen in den ersten Dezembertagen die anderen Raten jeweils um 1 Monat vorgeschoben würden, d. h. also anfangs Januar 1,2 Millionen, Anfang Februar, März und April je 4,7 Millionen. Es gab darauf eine ziemlich heftige Szene, worauf Giannini in meiner Anwesenheit den Sovraintendenten4Guarneri anrief, der offenbar die Stellung eines Diktators auf dem ganzen Devisengebiet einnimmt und in ständigem Kontakt mit dem Regierungschef steht. Als ich aus dem Telephon merkte, dass Guarneri nicht einlenken wollte, rief ich schliesslich mit ziemlich lauter Stimme, sodass er es auf der ändern Seite hören konnte: «Herr Guarneri möge wohl eine Autorität auf dem Devisengebiet sein, ich möchte ihn aber auch fragen, ob er die Verantwortung übernehme, dass es mit der Schweiz zu einem Bruch komme und die Schweiz dann zu den Sanktionsstaaten5 hinübergleite. Schliesslich rückte das Angebot heraus, am 10. Dezember 3 Millionen, am 10. Januar 1,7 Millionen, am 10. Februar, 10. März und 10. April jeweils 4,7 Millionen zu bezahlen. Nach weiteren Verhandlungen, die immer zwischen mir und Giannini und Guarneri am Telephon vor sich gingen, erlangte ich schliesslich folgende Zahlungstabelle:

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Ich glaubte diese Offerte annehmen zu sollen. Wir erhalten allerdings in den ersten Dezembertagen 500 000 Franken weniger als er mir gestern (wie ich heute aus dem Telephongespräch Giannini–Guarneri genau merkte, auf eigene Faust und ohne Zustimmung Guarneris eingeräumt hatte; dagegen erfolgen die späteren Zahlungen umso rascher. Das Resultat ist eigentlich noch günstiger als dasjenige, welches wir als erste Alternative in unserem Aide-Mémoire vom 22. November. 1935 unter Punkt 3 a) aufgestellt hatten (unser Aide-Mémoire habe ich meinem Briefe vom 23. ds. Mts. beigefügt)7.

Die Seidenfrage8 konnte ich trotz nochmaligem Insistieren nicht mit dem Clearingvertrag verkoppeln. Die Italiener waren in dieser Frage äusserst kategorisch und schnitten jede Diskussion ab. Wir werden nun trachten müssen, sie nachträglich einer Lösung zuzuführen. [...]