dodis.ch/44367
La Légation de Suisse à
Washington à la Division des Affaires étrangères du Département politique
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Washington, , 20. November 1919 (Ankunft: 21. November)
In der gestern erfolgten Schlussabstimmung hat der Senat die Ratifikation des Friedensvertrages ohne Reservationen mit 53 gegen 38 Stimmen und die Ratifikation mit Vorbehalten mit 51 gegen 41 Stimmen verworfen. Senatspräsident verfügte, dass Friedensvertrag weiterhin zur Diskussion stehe, was aber ebenfalls abgelehnt wurde. Eine Motion, deren Zweck die Wiedererwägung des Vertrages ist, wurde auf den Senatstisch gelegt, was mit einer Verschiebung auf unbestimmte Zeit identisch ist. Für die gegenwärtige ausserordentliche Session ist der Friedensvertrag somit aus Abschied und Traktanden gefallen.
Er kann von Wilson in der ordentlichen Session, die am 1. Dezember beginnen wird, wieder eingebracht werden. Es ist heute noch nicht abzusehen, ob der Präsident dies tun wird, und ob unterdessen ein Kompromiss der Vertragsfreunde zum Abschluss gelangen wird. Die öffentliche Meinung wird hierbei eine grosse Rolle spielen. Es ergibt sich aus der Schlussdebatte, dass die Mittelgruppe der Mildreservationists wegen der unversöhnlichen Haltung, die die Demokraten einnehmen, und derjenigen des Präsidenten sehr missgestimmt ist und den unglücklichen Ausgang auf die Haltung zurückführen. Leider ist in der Lage eine weitere Verschärfung dadurch entstanden, dass gestern ein von Wilson an Hitchcock gerichteter Brief veröffentlicht wurde, in welchem Wilson den Wunsch äussert, es müsse jeder Anhänger des Vertrages die Vorbehalte Lodge’s verwerfen. Ich werde Ihnen raschmöglichst über die weitere Entwicklung Bericht erstatten.