dodis.ch/44333 CONSEIL FÉDÉRAL
Procès-verbal de la séance du 22 octobre 1919
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Antrag des politischen Departements vom 21. Oktober 1919
Das von Hunger bedrohte Vorarlberg ist wegen der Valutaverhältnisse genötigt, sich für die Versorgung mit Lebensmitteln an Württemberg zu wenden, wo es zu günstigem Bedingungen als in der Schweiz einkaufen kann und offenbar auch in politischer Beziehung grosses Entgegenkommen findet. Dadurch könnte ein Umschwung der Stimmung bezüglich des Anschlusses an die Schweiz hervorgerufen werden, der sehr zu bedauern wäre. Daher stellt das politische Departement den Antrag, der Bundesrat wolle es ermächtigen «der Vorarlberger Landesregierung, bezw. ihren Delegierten, vertraulich und mündlich, aber bestimmt, zu erklären, dass im Fall einer Unabhängigkeitserklärung die Schweiz das Vorarlberg weiter verproviantieren und auch politisch unterstützen werde». In der Beratung wird bemerkt, die Entente werde jedenfalls vorläufig eine Unabhängigkeitsbewegung im Vorarlberg oder gar dessen Anschluss an Deutschland nicht dulden. Anderseits aber wird anerkannt, dass der Moment gekommen sei, die Folgen, die der Anschluss Vorarlbergs für die Schweiz voraussichtlich zeitigen werde, eingehend zu prüfen und baldigst diese Untersuchung zum Abschluss zu bringen. Demgemäss wird beschlossen:
1. Von offiziellen oder offiziösen politischen Verhandlungen mit Vorarlberg über den Anschluss an die Schweiz wird zur Zeit abgesehen.
2. Die Studien über die voraussichtlichen Folgen des Anschlusses Vorarlbergs an die Schweiz (insbesondere betr. Übernahme der Verkehrsanstalten, Valutaregulierung und Übernahme der Staatsschulden, übrige wirtschaftliche Folgen) sind von den betreffenden Departementen fortzusetzen und durchzuführen und deren Resultate sodann einer Kommission zur weitern Prüfung zu unterbreiten.