dodis.ch/44004
La Division des Affaires étrangères du Département politique aux Légations de Suisse à
Washington et
Londres 1
Bern, 17. März. 1919, 15 h
Zu wiederholten Malen und in unzweideutiger Weise setzten wir den Entente-Vertretern in Bern unsern Standpunkt hinsichtlich des Anschlusses Deutsch-Österreichs an das Deutsche Reich mündlich auseinander. Ohne uns in irgend welcher Weise mit den Wünschen Deutsch-Österreichs oder Deutschlands zu beschäftigen, behandeln wir die Angelegenheit nur von unserem nationalen Gesichtspunkte aus, wobei wir uns selbstverständlich ausnahmslos auf den Boden unserer eigenen Interessen stellen. Eine Nichtvereinigung der beiden genannten Staaten ist für unser Land von grösster Wichtigkeit, denn eine vom Umbrail bis Basel reichende reichsdeutsche Grenze würde für die Schweiz wirtschaftlich und politisch schwerwiegende Folgen haben. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung Deutsch-Österreichs ist laut unsern Auskünften im Grunde genommen dem Anschluss an Deutschland feindlich gesinnt, und zweifelsohne würde dieser Volkswille sich im entscheidenden Momente Geltung verschaffen, wenn Deutsch-Österreich von der Entente zu erkennen gegeben würde, dass Letztere einerseits einen Anschluss Deutsch-Österreichs an Deutschland nicht wünscht, und dass die Entente anderseits Deutsch-Österreich dazu verhelfen würde, bestehen und gedeihen zu können, ohne sich an Deutschland anzuschliessen. Wenn die Entente Deutsch-Österreich keine diesbezüglichen Zusicherungen gibt, wird Letzteres notgedrungen gezwungen sein, sich Deutschland anzuschliessen.
Wollen Sie jede Gelegenheit benützen, den massgebenden Kreisen diese Sachlage und unsern Standpunkt mitzuteilen, jedoch nur gesprächsweise und mündlich. Für den Fall, dass die Verhinderung des Anschlusses unmöglich werden sollte, müsste von uns die Schaffung eines sich aus dem Tirol und Vorarlberg zusammensetzenden Pufferstaates angestrebt werden. Wir ersuchen Sie, ebenfalls auf diese, im Interesse der Schweiz liegende eventuelle Lösung hinzuweisen.