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Documenti Diplomatici Svizzeri, vol. 7-I, doc. 55
volume linkBern 1979
Dettagli… |▼▶Collocazione
Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
▼ ▶ Segnatura | CH-BAR#E2001B#1000/1502#272* | |
Vecchia segnatura | CH-BAR E 2001(B)1000/1502 13 | |
Titolo dossier | Anerkennung Litauen (1917–1921) | |
Riferimento archivio | B.15.11.09 |
dodis.ch/43800
Ich erhielt heute den Besuch der Herren Thos. Naroushevitsh und Dr. John Szlupas, Präsident und Vice-Präsident des Executive Committee of the Lithuanian National Council, welche mir das inliegende voluminöse Memorandum2 übergaben, begleitet von dem in Kopie ebenfalls beiliegenden Schreiben.3
Die Herren dankten mir für das Liebeswerk, das die Schweiz für Angehörige Lithauens während des Krieges getan hat und baten mich, dem h. Bundesrat dieses Memorandum zu unterbreiten mit der Bitte, nach Möglichkeit für die Aspirationen der Lithauer zur Gründung eines eigenen unabhängigen Staatswesens auf der Friedenskonferenz einzutreten.
Ich erklärte den Herren, dass die schweizerische Regierung selbstverständlich allen Freiheitsbestrebungen unterdrückter Nationalitäten sympathisch gegenüberstehe und ich nicht daran zweifle, dass auch die Nationalisierung Lithauen’s in der Schweiz mit grossem Mitgefühl begrüsst werde, dass aber die Schweiz naturgemäss nur in sehr beschränktem Masse einen Einfluss auf den Friedenskongress ausüben könnte und ihre Beteiligung an demselben zurzeit überhaupt noch im unsichern stehe.
Aus der Besprechung mit den Herren ging hervor, dass die Lithauer die Bildung eines eigenen Staatswesens beanspruchen, das ungefähr die russischen Provinzen Kovno, Wilna, Grodno und Suwalki umfasst und in der Memel einen natürlichen Zugang zum Meer hat. Beansprucht wird von preussischen Landesteilen der nördlich der Pregel liegende Teil, ohne Königsberg.
Im Laufe des Gesprächs fragte ich die Herren, ob sie sich die Eingliederung der Lithauischen Republik in eine grössere Conföderation vorstellen oder vollständige Abgeschlossenheit beanspruchten. Man erwiderte mir, dass Lithauen einer Vereinigung mit den an die Baltische See angrenzenden Teilen des bisherigen russischen Reiches Kurland, Livland, Estland und Finnland zu einem Staatenbunde sympathisch gegenüber stehen würde, dass aber unbedingte Abneigung gegen eine Confédération mit den Russen, den Polen oder den Deutschen bestehe. Man fürchtet in diesen drei letzteren Fällen die Unterdrückung durch das stärkere Element. Bezüglich Russland ging die Auffassung dahin, dass eine Einverleibung in einen russischen Bundesstaat schon deswegen als ausgeschlossen betrachtet werden müsse, weil nach Ansicht der Herren die Wiederherstellung der Ordnung in Russland noch lange nicht zu erwarten sei.
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Questioni legate al riconoscimento di Stati