Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 6, doc. 229
volume linkBern 1981
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2200.19-01#1000/1707#4* | |
Old classification | CH-BAR E 2200.19-01(-)1000/1707 1 | |
Dossier title | Propositions et interventions en faveur de la paix. (1916–1916) | |
File reference archive | I.C.2 |
dodis.ch/43504
Ich möchte nicht versäumen, mich mit Ihnen rechtzeitig in Fühlung zu setzen bezüglich dessen, was jetzt etwa geschehen könnte oder sollte, nachdem die Zentralmächte den Alliierten ein grundsätzliches Friedensangebot gestellt haben.
Ich habe mit Interesse aus der Rede Sonninos den Satz ersehen, man kenne die Bedingungen nicht, unter denen die Zentralmächte bereit wären, Frieden anzubieten. Darf hieraus der Schluss gezogen werden, dass die italienische Regierung diese gerne kennen möchte? Und wenn dem so sein sollte, dürfte daraus nicht entnommen werden, dass man durch das Mittel einer neutralen Regierung orientiert zu werden wünsche? Und würde sich das nicht schon deshalb empfehlen, weil man sich dann nicht den Anschein zu geben brauchte, man wolle, «en conversation» eintreten?
Ich bin mir des überaus heiklen Charakters auch nur blosser Andeutungen sehr wohl bewusst, aber ich möchte doch nicht versäumen, einen ganz feinen Fühler auszustrecken, wenn es ohne Risiko geschehen kann.
Ich betone ausdrücklich, dass uns keinerlei Mitteilung oder Andeutung über die Friedensbedingungen gemacht worden ist, auch keine Andeutung darüber, man wäre bereit, uns solche behufs Weitergabe an die Entente zu machen. Ich bedaure das nicht; um so unbefangener kann gegebenenfalls der Fühler sein, den man ausstrecken würde.
Ich bemerke wieder, dass aus einer Besprechung mit Paulucci hervorgeht, er vertrete die Ansicht, man sollte nicht rundweg ablehnen, sondern die Friedensbedingungen zu erfahren trachten. Das mag indessen eine rein persönliche und vorläufige Ansicht sein.
Die gleiche Auffassung vertritt Herr von Groote. Dagegen habe ich aus einer Besprechung mit Herrn Beau unter gestrigem Datum den bestimmten Eindruck erhalten, dass die Alliierten nicht einmal hören wollen, wie die Bedingungen etwa lauten könnten, und dass man es zum voraus als ausgeschlossen erachtet, dass die Zentralmächte Bedingungen stellen könnten, die für die Alliierten annehmbar oder auch nur diskutabel wären.
Im weitern erwähne ich, dass mir Herr von Panhuys vertraulich über ein Gespräch mit Herrn Beau vom 7. Dezember Mitteilung machte, in dem letzterer bemerkte, ein Anbieten von guten Diensten seitens einer neutralen Regierung würde sicherlich gegenwärtig als eine wenig freundliche Handlung von den Alliierten eingeschätzt. Es stimmt das auch mit einer Bemerkung, die Herr Beau vor einiger Zeit gegenüber Herr Dunant machte.
Herr Paravicini berichtet aus London, dass das Foreign Office die deutsche Proposition als einen geschickten Coup betrachte zum Zweck der moralischen Wirkung auf das deutsche Volk und die Neutralen und um im Verhältnis der Ententestaaten untereinander Schwierigkeiten zu schaffen. Die englische Presse erklärt einstimmig einen Frieden zu den deutschen Bedingungen (ohne sie zu kennen) für unmöglich. Herr Rumboldt meinte in der gestrigen Besprechung, man werde in keiner Form auf die Anregung eingehen.
Indem ich Ihnen diese Mitteilung mache und Sie bitte, sich zu überlegen, ob Sie eine ganz feine Sonde im Sinne meiner Ausführungen für tunlich und der Sache des Friedens und unserer Interessen forderlich erachten, und indem ich Sie ersuche, wenn immer möglich in Erfahrung zu bringen, wie man im Vatikan die Sensationsnachricht aufgenommen hat, versichere ich Sie...
- 1
- Lettre: E 2200 Rom 7/1, 1.C.2.↩
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