Thematische Zuordung Serie 1848–1945:
VIII. HAAGER FRIEDENSKONFERENZEN
3. Projekt einer dritten Friedenskonferenz
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 5, doc. 415
volume linkBern 1983
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2001A#1000/45#564* | |
Old classification | CH-BAR E 2001(A)1000/45 48 | |
Dossier title | Nr. 482. Vorbereitungen für eine dritte Friedenskonferenz (1911–1914) | |
File reference archive | B.231-3 |
dodis.ch/43270
Wie Ihnen bekannt ist, bereiten die Regierungen der Mächte für demnächst die dritte Haager Friedenskonferenz vor. Zwar besteht, wie man unbestimmten Äusserungen der politischen Tagespresse entnehmen kann, zur Zeit in den Regierungskanzleien einiger führender Mächte eine gewisse Unsicherheit in dem Entschlüsse zur Einberufung der Konferenz auf nächstes Jahr. Allein man darf daraus nicht den Gedanken an eine erhebliche Verschiebung ableiten, sondern man muss die beiden nächsten Jahre als mutmassliche Konferenzjahre im Auge behalten.
Wir sind der Meinung, dass der Schweiz ihrer politischen Mittlerstellung im Staatenvereine zufolge eine ganz besondere Aufgabe in der Friedensbewegung zufällt. Sie soll die Trägerin eines Gedankens sein, dessen Verwirklichung die Kulturaufgabe des Jahrhunderts seiner Erfüllung entgegenführt und dem nationalen Glücke der Völker den sicheren Boden bereitet. Sie soll dem Gedanken des Völkerfriedens eine Stätte des Gedeihens bieten, von der aus er seinen Lauf in die Welt immer wieder antreten und dereinst zum Siege gelangen kann. Und von dieser ihrer schützenden und tragenden Aufgabe soll die Schweiz Zeugnis ablegen, wenn die Staaten ihre politischen und nationalen Interessen im Haag gegeneinander wägen und gutnachbarliche Möglichkeiten zu gewinnen trachten. Sie soll Zeugnis davon ablegen, indem ihre Bevollmächtigten, wohl informiert in den Lebensbedingungen der einzelnen Staaten, einen zwischenstaatlichen modus vivendi vertreten, der der Menschlichkeit zu ihrem Rechte verhilft und die wirtschaftliche Aufgabe der Völker untereinander zu sicherem Erfolge führt.
Darum gelangen wir an Sie, hochgeachtete Herren, und bitten Sie, Sie möchten allen Kreisen, die an dem internationalen Friedenswerk interessiert sind, nämlich neben den Politikern und Diplomaten auch den Vertretern der Wissenschaft und den Haushaltern der nationalen Wirtschaft Gelegenheit geben, in der Kommission zur Vorbereitung der dritten Haagerkonferenz mitzuwirken, damit die Vorbereitung eine im vollen Sinne des Wortes schweizerisch-nationale genannt werden kann.
Wir ersuchen Sie, unser Schreiben in wohlwollende Erwägung zu ziehen3.
- 1
- Unterzeichner: Dr. Bucher-Heller, Präsident; R. Geering-Christ, Aktuar.↩
- 2
- Schreiben: E 2001 (A), Archiv-Nr. 482.↩
- 3
- Das Politische Departement antwortete am 2. Juli wie folgt: [...] Wir haben mit Interesse von dem in Ihrem Schreiben entwickelten Gedanken Kentniss genommen und können Sie versichern, dass die von Ihnen bezeichneten edlen Ziele für die politische Betätigung der Schweiz im Staatenvereine unsererseits volle Beachtung finden sollen. Was speziell die Vorbereitung der III. Friedenskonferenz anbetrifft, so können wir Ihnen mitteilen, dass zunächst Herr Prof. Dr. Max Huber in Zürich mit den vorbereitenden Untersuchungen beauftragt worden ist; nach Beendigung dieser Vorarbeiten soll eine Kommission einberufen werden, welche das Programm der III. Friedenskonferenz bezw. die Instruktionen für die Schwei- zer. Delegierten an dieselbe prüfen und behandeln wird. In unsern Vorschlägen an den Bundesrat betr. die Zusammensetzung dieser Kommission werden wir alle in Frage kommenden Interessen und so namentlich auch die von Ihrem Vereine vertretenen gerne berücksichtigen (E 2001 (A), Archiv-Nr. 482).↩