dodis.ch/43248 Der Vorsteher des Politischen Departementes, E. Müller, an den schweizerischen Gesandten in Paris, Ch. Lardy1

Soeben erhalte ich Ihr confidentielles Schreiben vom 23. dies2, dessen Mitteilungen mich mit dem grössten Erstaunen erfüllen. Ich weiss nicht woher Herr Staatsrat Étier das Recht nimmt, in Paris Schritte zu tun, um den Präsidenten der französischen Republik zu veranlassen, zu Reklamezwecken eine Reise nach der Schweiz zu unternehmen. Ich werde Herrn Étier einladen, sich darüber zu äussern, woher er das Recht zu solchen Demarchen zu haben glaubt und ich werde ihm sagen, dass der Bundesrat sich eine derartige Einmischung in Angelegenheiten, die ausschliesslich in seinen Geschäftskreis fallen, verbittet3. Inzwischen ersuche ich Sie in geeigneter, möglichst unauffälliger Weise sowohl Herrn Mauris als Herrn Fernand David mitzuteilen, dass Herr Étier ganz und gar ohne Vorwissen des Bundesrates gehandelt hat und dass der Bundesrat die Demarchen des Herrn Étier missbilligt. Wie Ihnen bekannt ist4, gehört es zu den Traditionen des Bundesrates von denen er auch in diesem Falle nicht abweichen wird, dass er die Initiative zu Besuchen durchaus den fremden Souveränen und Staatsoberhäuptern überlässt.

Ich bestätige im Übrigen, was ich Ihnen schon im verflossenen Sommer mitteilte, dass hier bisher von keiner Seite weder offiziell noch offiziös noch überhaupt irgendwie Anfragen wegen eines Besuches des Herrn Poincaré erfolgt sind.