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Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 5, doc. 118
volume linkBern 1983
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E1004.1#1000/9#9740* | |
Dossier title | Beschlussprotokoll(-e) 10.04.-11.04.1906 (1906–1906) |
dodis.ch/42973 Protokoll der Sitzung des Bundesrates vom 10. April 19061 2051. Zweite Friedenskonferenz
Die russische Gesandtschaft teilt durch Note vom 21. März/3. April2 mit, die zweite Friedenskonferenz werde in der zweiten Hälfte des Monats Juli nächsthin im Haag zusammentreten3. Sie legt gleichzeitig das Programm der Konferenz vor, welches umfasst:
1. Gewisse in die Übereinkunft betreffend friedliche Schlichtung internationaler Streitigkeiten einzuführende Verbesserungen, namentlich mit Bezug auf den Gebrauch der Sprachen vor dem Haager Schiedsgericht, auf das Verfahren der internationalen Untersuchungskommission u.s.w.
2. Die Ergänzung der Konvention vom 29. Juli 1899 über die Kriegsgesetze und Kriegsgebräuche durch Bestimmungen betreffend die Eröffnung der Feindseligkeiten, die Rechte der Neutralen auf dem Festlande u.s.w.;
Eine der Erklärungen von 1899, d. h. die betreffend das Werfen von Geschossen und Explosivstoffen aus Luftballons, ist ausser Kraft getreten; es entsteht daher die Frage, ob sie erneuert werden sollte;
3. Ausarbeitung einer Konvention über die Gesetze und Gebräuche des Seekrieges. In dieser Hinsicht wären folgende Fragen zu erörtern: Beschiessung von Häfen, Städten und Dörfern durch eine Kriegsflotte, Legung von Torpedos etc.;
Umwandlung von Handelsschiffen in Kriegsschiffe;
Behandlung des Privateigentums der Kriegführenden im Seekriege;
Fristen, die den Handelsschiffen zu gewähren sind, um neutrale Häfen oder die Häfen des Feindes nach der Eröffnung der Feindseligkeiten zu verlassen;
Rechte und Pflichten der Neutralen zur See, u.a. was ist Kriegskontrebande, wie sind die Schiffe der Kriegführenden in neutralen Häfen zu behandeln, dürfen aufgebrachte neutrale Handelsschiffe bei höherer Gewalt zerstört werden?
4. Ergänzung der Übereinkunft von 1899 betreffend die Anpassung der Grundsätze der Genfer Konvention an den Seekrieg.
Nach einer Mitteilung des Gesandten der Vereinigten Staaten von Amerika sollte die Absicht Russlands bestehen, den Kongress schon auf Anfang Juli einzuberufen.
Es wird beschlossen:
1. Der russischen Gesandtschaft wird folgende Note adressiert:
«Monsieur le Chargé d’Affaires,
Par note du 21 mars/4 avril dernier, vous avez bien voulu nous communiquer le programme des travaux de la deuxième conférence de la paix et nous informer que celle-ci pourrait se réunir à La Haye la seconde moitié du mois de juillet prochain (nouveau style).
En vous remerciant de ces obligeantes communications, nous avons l’honneur de porter à votre connaissance que nous acceptons le programme tel qu’il a été établi par le Gouvernement impérial.
En ce qui concerne l’époque à laquelle devrait se réunir la conférence projetée, nous nous permettons de vous faire observer qu’une divergence existe entre votre note indiquant la seconde moitié de juillet et les communications que nous avons reçues du cabinet de Washington, suivant lesquelles ladite conférence serait convoquée déjà au commencement de juillet.
Or, si la conférence de Genève, qui poursuit un but éminemment humanitaire, doit aboutir, il y aurait lieu de lui laisser tout le temps nécessaire d’examiner d’une manière approfondie les questions visées par le programme et de leur donner la solution qu’elles comportent. Il convient, en outre, que les Gouvernements puissent prendre connaissance des résolutions qui seront prises à Genève et qui se rattachent à certains points du programme de la conférence de La Haye.
Par conséquent, nous aimons à espérer que le Gouvernement impérial voudra bien consentir à différer la convocation de la conférence de La Haye jusqu’à la seconde moitié du mois de juillet, ainsi que le faisait prévoir votre note du 3 avril.
Nous appuyons, dans ce cas, la proposition du Gouvernement des Etats-Unis d’Amérique et déclarons, en outre, que nous n’aurions rien à objecter à ce que la conférence de La Haye fût renvoyée à une époque encore plus éloignée si le désir en était exprimé.»4 Conseil fédéral.
2. Das Militärdepartement wird eingeladen, die Fragen militärischer Natur, die das Programm der Konferenz enthält, zu prüfen und dem Bundesrate Bericht zu erstatten, insbesondere darüber, ob die Schweiz der Übereinkunft vom 29. Juli 1899 betreffend die Gesetze und Gebräuche des Landkrieges beitreten solle oder nicht5.
Der Bundesrat hat aus den Gründen, die in seiner Botschaft vom 22. Mai 19006 dargelegt sind (S.14ff.), diese Übereinkunft nicht unterzeichnet; in der Bundesversammlung und in der Presse sind aber hierüber Bedenken geäussert worden: die Schweiz könne sich nicht von der übrigen civilisierten Welt isolieren; man werde sie, wenn sie die Übereinkunft nicht annehme, als vogelfrei erklären, u.s.w. Da sie auf der zweiten Haager Konferenz wiederum vor diese Frage gestellt wird, so erscheint es als angezeigt, letztere einer neuen Prüfung vom militärischen Gesichtspunkte aus zu unterziehen.
3. Das politische Departement wird eingeladen, die nach dem Haag zu entsendenden Delegierten im Einverständnis mit dem Militärdepartement vorzuschlagen.
4. Das Justiz- und Polizeidepartement wird ebenfalls zum Mitbericht über die am Kongress zu behandelnden Fragen eingeladen.
An den russischen Geschäftsträger.
- 2
- E 2001 (A), Archiv-Nr. 471.↩
- 3
- Die Schweiz war von der russischen Regierung bereits am 26. September 1905 zur 2. Haager Friedenskonferenz eingeladen worden, und der Bundesrat hatte sich grundsätzlich für eine Teilnahme ausgesprochen (E 1004 1/221, Nr. 4632).↩
- 4
- Vgl. dazu Nrn. 102, 103 und 107.↩
- 5
- Vgl. Nr. 123.↩
- 6
- Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend die Ergebnisse der Haager Konferenz, vom 22. Mai 1900, in: BBl 1900, III, S. 1 ff.↩
Tags
Hague Peace Conferences (1899 and 1907)