dodis.ch/42701 Le Ministre de Suisse à
Paris, Ch.
Lardy, au Président de la Confédération et Chef du Département politique, E.
Müller1
Bei Anlass der Budget-Beratung des Ministeriums des Äussern ist die gegenseitige Lage Englands und Frankreichs zur Erörterung gekommen. Die Haltung der Redner und noch weitmehr die Haltung der Kammermitglieder und der Presse war eine überaus friedliche. Allerdings hat Herr Ribot einige schärfere Worte fallen lassen; die Absicht desselben, den Posten eines Ministers des Auswärtigen wieder zu erobern und zu diesem Zwecke den Gedanken zu beseitigen, er sei den Engländern gegenüber zu abhold, war sehr leicht zu erkennen und hat der Rede die Spitze abgebrochen. Tatsache ist und bleibt, dass die Kammer in der unzweideutigsten Weise ihre Friedensliebe bekundet hat und ich muss offen gestehen, dass etwas mehr Schneid mir nicht missfallen hätte.
Heute bin ich von einer Seite, die öfters sehr gut unterrichtet ist, auf die Frage von Marocco aufmerksam gemacht worden. Über Marocco ist etwas im Gange zwischen den Franzosen und den Engländern und darin soll der Grund der jetzigen Besserung in den englisch-französischen Beziehungen zu suchen sein. Den Franzosen würde England freie Hand in Marocco lassen; vae victis, die Spanier können sich nicht widersetzen und in Marocco hätten die Franzosen die Compensation für ihren Verzicht auf die Fischereirechte in Terre-Neuve und auf die internationale Stellung Frankreichs in Ägypten. Dabei spielt England ein unfeines Spiel, indem sehr leicht nicht nur Spanien, sondern Italien und vielleicht auch Deutschland, nicht so leicht mit einer Vergrösserung nach Westen des französischen Algeriens einverstanden sein werden; da es sehr leicht Conflicte zwischen den Stämmen von Südalgerien und Südmarocco gibt, so ist jederzeit ein Anlass gegeben.
Ich glaube, dass diese Mitteilung noch verfrüht ist, muss Sie aber auf die Möglichkeit eines solchen Auswegs aufmerksam machen, indem mein Gewährsmann in africanischen Sachen wirklich sehr gut unterrichtet ist und mir schon Anfang Januar des letzten Jahres den Fashoda Handel prophezeit hat.