dodis.ch/42561 Le Chef du Département des Affaires étrangères, A. Lachenal, aux missions diplomatiques suisses1
Herr Ritter schreibt uns aus Yokohama unterm 29. September I.J.:
«Was die Nachrichten vom Kriegsschauplatz anbetrifft, so ersehe ich aus den europäischen Zeitungen, dass Sie in gewisser Beziehung besser informiert werden als wir und dass die westliche Presse die Verhältnisse objektiver und daher richtiger beurtheilt als die unserige. Ich begnüge mich daher, Ihnen wieder eine Nummer der ‹Eastern World› zuzusenden, aus welcher Sie die Vorkommnisse der letzten Woche entnehmen mögen.
Zur Zeit ist ganz Japan in einem Siegesfieber. Der Kaiser hat Tokio verlassen und sich mit dem Hofe in die im Süden des Landes liegende Stadt Hiroshima begeben und ein Ministerium nach dem ändern folgt ihm nach.
Als Grund der Verlegung des Hofes von Tokio nach Hiroshima wird japanischerseits angegeben, die grössere Nähe dieses letzteren Ortes beim Kriegsschauplätze. In fremden Kreisen jedoch wird angenommen, es sei dies ein Machtzug der Anführer der kriegführenden Partei, den Kaiser auf diese Art dem Einflüsse der fremden Diplomaten zu entziehen. Man glaubt auch, dass diese Verlegung des königlichen Haushaltes keine temporäre sein werde, sondern dass wohl der Hof definitiv nach Hiroshima oder in die alte Königstadt Kyoto verlegt werde. [?]
Die Eisenbahnen im ganzen Lande haben den Passagiertransport bis auf das Minimum reduziert und stehen im Dienste der Regierung für Soldaten und Kriegsmaterialbeförderung.
Dass die Japaner den Krieg auch während des kommenden Winters führen werden ist ausgemachte Sache und es werden hier mächtige Vorbereitungen dafür getroffen. Die ‹Japan Daily Mail› gab vor einiger Zeit die täglichen Kosten dieses Krieges für Japan als $ 300000 weit übersteigend an.»