Washington, 16. August 1872
Die japanesische Gesandtschaft, die sich längere Zeit dahier aufgehalten hat, und deren Haupt Iwakura ist, hat sich endlich am vergangenen Dienstag, den 6ten August, nach Liverpool eingeschifft. Ehe dieselbe Washington verliess, habe ich mir eine Audienz einräumen lassen; vermittelst des Dollmetschers des Herrn Arinori Mori, japanesischer Gesandter hier, welcher die Gesandtschaft nach Europa begleiten wird, wurde den Herren manche ersichtliche und genaue Aufklärung über die Schweiz gegeben, die in ihrer Weise von Nutzen sein möchte.
Eine der ersten Fragen, welche Iwakura stellte, war: «Welche Interessen können die Schweizer in Japan haben?» Ich erwiederte: «Gegenseitige vortheilhafte. Wir wünschen, die Rohproducte Japans zur Fabrikation auf möglichst billige Weise zu beziehen, und die fabricirte Waare wollen wir Ihnen zu den billigsten und annehmbarsten Bedingungen liefern.»
Der Umfang und die Grossartigkeit der Schweizer Industrie fiel den Herren Japanesen auf, und erregte, wegen deren inländischer Lage, deren höchstes Erstaunen, ebenso war für sie der Umstand, dass in der Schweiz schon vor 500 Jahren die republikanische Regierungsform schon bestanden, sehr interessant.
Im Laufe der Conferenz wurden verschiedene Fragen zur Sprache gebracht, über alle staatlichen Einrichtungen der Schweiz gesprochen, vorzüglich bekundeten sie aber ein lebhaftes Interesse für die Einrichtung der dortigen Schulen und für das Militairwesen. Es wird die Gesandtschaft die Schweiz besuchen, da solche auf ihrem Programm verzeichnet steht, bis wann aber dies geschehen wird, liess sich nicht ermitteln. In den Vereinigten Staaten hat man dieser Gesandtschaft jede erdenkliche Aufmerksamkeit gewidmet, und hat sich dieselbe darüber sehr dankbar geäussert.
Als ich den Herren erklärte, dass ein Schweizer Herr Aimé Humbert2 gewesen, welcher als der Verfasser eines der prachtvollsten Werke über ihr Land einen Weltruf geniesse, erstaunten solche nicht wenig, nach ihrer Meinung glaubten sie, es sei ein Franzose gewesen.
Im Übrigen sind die Herren der Gesandtschaft und besonders die Herren Iwakura und Mori äusserst bescheiden, und besonders der Letztere, der auch etwas Schriftsteller ist (er ist Verfasser eines Werkchens über die «Union Americas» in der japanesischen Sprache) ein streng republikanisch und volksthümlich gesinnter Mann.