Classement thématique série 1848–1945:
I. LES RELATIONS INTERGOUVERNEMENTALES ET LA VIE DES ÉTATS
I.12 FRANCE
Également: Publication par le Journal officiel de la remise des lettres de créance de Kern au Président de la République française. Annexe de 26.2.1871
Abgedruckt in
Diplomatische Dokumente der Schweiz, Bd. 2, Dok. 339
volume linkBern 1985
Mehr… |▼▶Aufbewahrungsort
Archiv | Schweizerisches Bundesarchiv, Bern | |
▼ ▶ Signatur | CH-BAR#E2300#1000/716#710* | |
Alte Signatur | CH-BAR E 2300(-)1000/716 330 | |
Dossiertitel | Paris, Politische Berichte und Briefe, Militärberichte, Band 24 (1871–1871) |
dodis.ch/41872
Nachdem mir vorgestern Abend die neuen Lettres de créance für Thiers zugekommen waren, begab ich mich gestern Vormittag ins Ministerium des Äussern. Ich wurde von Hr. Jules Favre, Ministre des Affaires Etrangères, sogleich empfangen, dem ich eine Copie des neuen Creditivs überreichte, mit der Bitte, von demselben vorläufig Herrn Thiers Kenntniss zu geben, u. ihn zugleich in meinem Namen zu ersuchen, mir Tag u. Stunde zu bezeichnen, wo ich die Ehre haben könne, ihm das Original der Lettres de créance zu überreichen. Ich erlaubte mir beizufügen, dass es mich sehr freuen würde, wenn diess geschehen könnte, ehe Hr. Thiers nach Bordeaux abreise, in dem ich wusste, dass die Abreise nach Bordeaux für nächsten Montag, also für heute beabsichtigt ist. Hr. Favre ging ins Cabinet von Thiers und kam zurück mit der Eröffnung, dass Thiers mit Vernügen bereit sey, sogleich die neuen Creditive von mir in Empfang zu nehmen. In Anwesenheit von Jules Favre überreichte ich sofort Ihre Lettres de créance Herrn Thiers und begleitete diesen Akt mit folgenden Worten: «Ce n’est pas le moment, au milieu d’une crise formidable pour la France, de tenir un long discours. Je me bornerai donc, en remettant ces nouvelles lettres de créance à Votre Excellence, d’ajouter quelques mots:
Je suis heureux d’être le premier à remettre au Chef du Gouvernement républicain, que la France vient de se donner, les lettres de créance qui m’accréditent auprès de lui comme représentant du Gouvernement de la Confédération des républiques suisses. Je suis sûr d’être l’interprète fidèle des sentiments du Conseil fédéral et de la nation suisse tout entière en exprimant le vœu le plus sincère et le plus ardent, que la France puisse se remettre, dans un avenir prochain, des grands malheurs qui l’ont frappée pendant la dernière guerre; que la France puisse réussir à consolider ses institutions républicaines et à fonder la prospérité de la nation par le développement pacifique de ses immenses ressources.
Je me permets de rappeler à cette occasion que la Suisse est depuis plus de cinq siècles un témoignage vivant, que l’ordre et la sécurité sont bien compatibles avec des institutions républicaines, à la condition toutefois, que la loi, comme l’expression constitutionnelle de la volonté nationale, soit respectée par les citoyens, à quelque parti qu’ils appartiennent. Je me félicite que les nouveaux pouvoirs me mettront plus souvent en rapports personnels avec un homme d’état si éminent, non seulement par ses talents et son savoir, mais tout particulièrement aussi par son dévouement patriotique qu’il a prouvé tout particulièrement pendant cette crise douloureuse. Votre Excellence a constaté par des actes combien elle est pénétrée de la vérité des paroles qu’elle a prononcées, il y a peu de jours, devant l’Assemblée nationale à Bordeaux dans ces termes: «‹ Je n’ai éprouvé qu’un sentiment, un seul, celui de l’obéissance immédiate, absolue à la volonté du pays, qui doit être d’autant plus obéi, d’autant mieux servi, d’autant plus aimé qu’il est plus malheureux›.»
Die Antwort von Thiers auf meine Anrede finden Sie in der heutigen No . du Journal officiel. Dieselbe ist für meine Person zu schmeichelhaft, als dass ich mir gestatten könnte, die mich betreffenden Worte durch meine Feder zu reproduziren. Ich füge daher die betreffende Coupure aus dem Journal officiel hier bei2.
En exprimant à M. Thiers toute ma reconnaissance de ses paroles bienveillantes, j’ai terminé en déclarant, que je serai toujours heureux de faire aussi, à l’avenir, tout ce qui dépendra de moi pour raffermir l’amitié et les rapports de bon voisinage entre les deux nations.
M. Thiers était déjà prêt à partir de nouveau pour Versailles, accompagné de M. Jules Favre, pour continuer et, si possible, terminer les négociations sur les préliminaires de la paix.
Da ich weiss, dass die beidseitigen Bevollmächtigten sich strenges Stillschweigen über den Gang dieser Unterhandlungen auferlegt hatten, so enthielt ich mich darüber einlässlicher anzufragen. Vor der Audienz erfuhr ich ganz vertraulich folgendes von Favre. Mit grosser Mühe u. nur durch Verwendung beim Kaiser selbst sei es Herrn Thiers gelungen, für Frankreich Beifort zu retten. Umsonst habe er aber bisher versucht, als Grenzlinie eine Linie zu erhalten, welche sich von Krems am Rhein nördlich hinter Altkirch u. Beifort gegen Champagny zugezogen hätte. Von solchen Gebietsüberlassungen an irgend einen Staat wolle Bismark nichts hören, u. nur einen gewissen zu beengten Rayon um die Festung Beifort wolle er zugestehen. Über die Gegend von Delle im Sinne des Vorschlages der Regierung von Bern3 sey noch nichts ausgemacht, so dass er (Favre) hierüber sich nicht äussern könne. Dagegen sei Aussicht vorhanden, dass freier Transit auf der Linie von Basel über Mühlhausen u. Beifort, so wie auf der Linie über Delle, wie ich solches unter allen Umständen als etwas ganz Unerlässliches nachdruksamst verlangt habe, werde zugestanden werden. Ich wollte mich nämlich diessfalls in keiner Weise beruhigen mit den von Bismark bei Erneuerung eines Handelsvertrages in Aussicht gestellten möglichen u. erneuerten Zugeständnissen, sondern verlangte solche Freiheit v. allen speziellen Erschwerungen auf Eisenbahnen & Kanälen ganz unbedingt als etwas dauerndes Permanentes u. nicht v. Handelsverträgen Abhängiges. Ich benuzte zum Schluss diese Gelegenheit, den beyden französischen Bevollmächtigten die Wahrung der Interessen der Schweiz, die auch diejenigen Frankreichs seyen, sowohl bezüglich nationalökonomischer als militärischer Fragen auf das wärmste zu empfehlen.
Ganz konfidentiell: Jules Favre sagte mir, mit Bismark sei geradezu «nicht zu negoziren». Mehr als einmal habe er ihnen gesagt: «Hierüber diskutire ich mit Ihnen gar nicht». Es handelt sich dabei nur um Ja oder Nein!
Diesen Vormittag erhielt ich eine Antwort von Bismark über mein Gesuch betreffend unentgeltlichen Transport von dürftigen Schweizern über Strassburg nach Basel. Er hat solchen zugestanden, wünscht aber sehr, dass nicht zu viele Personen auf den gleichen Tag in dieser Richtung transportirt werden, weil grosser Mangel an Waggons herrsche u. die Linie für Militärdienst sehr in Anspruch genommen sey. Ich werde ihm heute antworten, dass seinem Wunsche entsprochen werde. Wir werden nicht mehr als etwa 6, höchstens 10 Individuen in dieser Richtung per Tag instradiren. Es bringt diese immerhin eine erhebliche Reduktion in den Kosten für Départs für uns mit sich.
[PS:]Nachrichten über die Friedenspreliminarien erhalten Sie weit schneller v. Versailles aus per Telegramm als von hier aus. Da ich vernehme, dass die Briefe nach der Schweiz sehr oft verspätet werden, lasse ich diese Depesche durch Herrn W. de la Rive abgehen, der morgen abreist.