Langue: ns
1944
BArch Berlin, R 3102, 728 [alt R 24]
Info Commission Indépendante d'Experts Suisse-Seconde Guerre Mondiale (CIE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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Signatur: BArch Berlin, R 3102, 916 [alt R 24]


Bemerkung gemäss Findmittel Berlin-Lichterfelde durch deutsches Team: Nicht enthalten
Umfang: ca. 100-150 S.
Kurzbeschrieb: Viel nicht relevantes, dann zwei Exemplare "Uebersicht über den Aussenhandel der Schweiz für den Monat .... 1944" (z.B. März), geordnet nach Ländern. Ein Dokument exzerpiert.

Einzelne Dokumente:

Planungsamt (Der Beauftragte für Vierjahresplan. Der Generalbevollmächtigte für Rüstungsaufgaben) an Zentralreferat für die Auslandsstatistik und Auslandsforschung, zh. ORR Langelütke, 15.3.1944


Anliegend übersende ich Ihnen für Ihre Arbeiten einen mir zugegangenen Geheimbericht über die Schweiz vom Februar dieses Jahres."
Beilage: "Abschrift. Bericht über die Schweiz" ("Geheim!"), o.D., ohne Signatur.
"A. Allgemeines:
Die Schweiz ist auch im fünften Kriegsjahr eine Insel des Wohlstandes und der Gesättigtheit. [...]. Bewirtschaftungsmassnahmen bestehen selbstverständlich, sie halten sich aber in einem Rahmen, der mit deutschen Verhältnissen überhaupt nicht verglichen werden kann; lediglich z.B. auf dem Gebiete des Kraftwagenverkehrs bestehen erhebliche Einschränkungen, und dies in erster Linie wegen Gummimangels."
"Die Ursachen für diese fast friedensmässige Zustände sind die folgenden: Einmal hat die Schweiz in Jahrhunderten des Friedens und der Unberührtheit von kriegerischen Ereignissen einen Lebensstandard entwickelt, der weit über dem unsrigen liegt. Das Volk war in der Lage, auf allen Gebieten bestände zu sammeln und zu erhalten, zum andern begann rechtzeitig vor Ausbruch dieses Krieges die Schweiz mit einer weitgehenden Bevorratung, die sie auch in den ersten Kriegsjahren noch erfolgreich fortsetzen konnte. [...]. In geschickter Ausnutzung ihrer sog. neutralen Position gegenüber den kriegführenden Parteien hat es die Schweiz bisher immer noch verstanden, ihren Vorteil zu finden."
"B. Deutsch-schweizerische Wirtschaftsbeziehungen.
[...]
Während die Schweiz seit 1933 einen versteckten und teilweise sogar offen zu Tage tretenden Boykott gegen deutsche Waren betrieb - dies wird u.a. im Jahresbericht 1938 der Deutschen Handelskammer in der Schweiz deutlich ausgesprochen -, wetzt sie heute, d.h. im Kriege, alles daran, von Deutschland kriegswichtigste Rohstoffe wie Kohle, Eisen, Mineralöl etc. so viel wie möglich zu erhalten und dem gleichen Partner bei der Abgabe von Wirtschaftsgütern Schwierigkeiten zu machen. Nur während einer kurzen Zeitspanne, und zwar unmittelbar nach dem Niederbruch Frankreichs, glaubte die Schweiz - um den Anschluss nicht zu verpassen - etwas tun zu müssen; in diesen Zeitraum fiel der Entschluss zur Bewilligung von Vorschüssen an das Reich im deutsch-schweizerischen Verrechnungsverkehr, was bekanntlich zu der sog. Bundesgarantie führte, die seit über Jahresfrist wieder heiss umkämpft ist.
Die Schweiz tendiert politische, weltanschaulich und wirtschaftlich ganz eindeutig nach dem Westen. Es gibt keine oder nur ganz wenige führende Persönlichkeiten in der Schweiz, die anders denken. Wer sich seit über zehn Jahren als Deutscher bemüht, Verständnis für die deutsche Sache in der Schweiz zu finden oder zu wecken, weiss, dass die Widerstände geradezu unüberwindlich sind.
In wirtschaftlicher Beziehung versteht es die Schweiz ausgezeichnet, Deutschland wichtige Güter, die in der Schweiz verfügbar sind bzw. ohne Schwierigkeiten geschaffen werden könnten - von Rüstungsgegenständen soll gar nicht gesprochen werden -, unter Bezugnahme auf die Gefährdung der Beziehungen zur anderen Seiten, vorzuenthalten oder nur in ganz beschränktem Umfang zu überlassen. Es besteht in der Schweiz keinerlei Bereitschaft, auch nur geringfügige Einschränkungen auf sich zu nehmen, um Deutschland dringendst benötigte Dinge abzugeben.
Die öffentliche Meinung in der Schweiz steht völlig unter dem Einfluss der Feindmächte. Für sie befindet sich Deutschland seit über Jahresfrist ständig kurz vor dem Zusammenbruch; man drückt sich dahin aus, dass man den schlechten Franken, die man nach Deutschland gegeben hat, nicht noch gute hinterher werfen will. [Zitat kontrollieren!] Die Ergebnisse der deutsch-schweizerischen Wirtschaftsverhandlungen, die seit vielen Jahren unerfreulich sind, werden daher immer schlechter und dies, obwohl die Schweiz völlig vom deutschen Machtbereich eingeschlossen und in der Zufuhr einer Unzahl wichtiger Güter und bei der Ausfuhr vom Reich abhängig ist. Scheinbar sind Überheblichkeit, Wohlgenährtheit, gute Nerven, kein Mangel an Zeit, gute Voraussetzungen für den Erfolg. Es ist nur die Frage, wie lange das geht."
"C. Einige wichtige Wirtschaftszweige der Schweiz.
Die Behörden wachen peinlich darüber, dass nach Deutschland nur die sog. vertraglichen Minimen geliefert werden. Die deutsche Industrie am Hochrhein hat infolgedessen in letzter zeit erhebliche Ausfälle an Schweizer Energie. Dies beruht nur zum geringen Teil auf mangelnden Niederschlägen, zur Hauptsache aber auf dem Nichtwollen der Schweiz."
"D. Folgerung.
Die Schweiz ist, wie kaum ein anderes vergleichbares Land, industriell hochgezüchtet; ihre grossen Kapazitäten der chemischen, elektrotechnischen, Maschinen-, Apparate-, Uhren-, Textil-, Nahrungs- und Genussmittelindustrie wie auch die Energiewirtschaft sind im Frieden grossenteils auf Export abgestellt errichtet worden; heute dienen sie überwiegend der Sättigung der einheimischen Bedürfnisse, um nach dem Kriege auf dem europäischen Markt wieder ansehnliche 'Absatzquoten' zu fordern. Wenn die Schweiz für das künftige Europa in diesem Schicksalskampf sonst keinen Beitrag leistet, dann wird es höchste Zeit, dass ihre hochentwickelte Wirtschaft und ihre tüchtigen, fleissigen, wohlgenährten Arbeitskräfte in ganz anderem Umfang als bisher erfasst und eingesetzt werden. Anstatt dass man, um einige sicherlich wichtige Dinge zu erhalten, immer wieder zu neuen langwierigen - geradezu unwürdigen - Verhandlungen und Zugeständnissen bereit ist, sollte man endlich der Schweiz die Forderung stellen: Entweder - Oder, und zwar mit allen Konsequenzen. Die Schweiz wird sich dann sehr bald zu Europa bekennen - wenn auch nicht geistig, so aber materiell."
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