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SBV / Interhandel I a (1952)
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
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SBV / Interhandel I a (1952)
870'003'001/1



Es handelt sich um die erste einer Serie von Mappen, welche die Aktionärsstreitigkeiten, Prozesse in USA, Anmeldeprozeduren etc. dokumentieren. Dem Dossier liegt übrigens (ohne nähere Erklärung) die vom 28.7.1949 stammende Übersicht der Zeugenaussagen von Sturzenegger in USA bei (auch im BAR vorhanden)

17.4.1952, Dr. Henggeler an Präs. VR Speich. Überreicht Exposé. Es zeichnen für Advokaturbüro J. & E. Henggeler: Dr. O. Schuppisser, Dr. H. Widmer, Dr. A. Pestalozzi-Henggeler, Dr. P. Gmür-Henggeler, Dr. Alice Pestalozzi, Dr. Peter Alther.

Exposé Dr. J. Henggeler (April 1952). Aus Anlass der Anerkennung des Interventionsrechts durch höchstes Gericht der USA plädiert Henggeler für die Zusammenfassung aller Aktionärsinteressen in einem einzigen Komitee, ohne dass er sonderlich konkret wird.

24.4.1952, Protokollnotiz Besuch Henggeler bei Speich und Schweizer. Henggeler möchte mit Moskowitz zusammenarbeiten, da dieser den Erfolg in Sachen Kaufman erreicht habe. Die Intervention zugunsten gutgläubiger Schweizer Besitzer müsse nur dann durchgezogen werden, wenn Interhandel den Prozess verliere. Speich und Schweizer skeptisch: man anerkenne hier indirekt die US-Argumentation vom Kriterium des «enemy taint». Henggeler hat bereits mit Iselin und Germann gesprochen, die nichts gegen ein solches Komitee haben, wohl aber Moskowitz ablehnen, da dieser selbst im Prozess das gegenwärtige Management als «enemy tainted» bezeichnet habe, was Moskowitz bestreite.
«Jedenfalls schwebt Herrn Dr. Henggeler vor, ein Komitee zu bilden, in dem die Generaldirektionen der drei Banken durch je ein Mitglied vertreten wären. Eventuell wäre auch ein Vertreter von Schoop, Reiff in das Komitee aufzunehmen.
Darüberhinaus hat Herr Dr. Henggeler mit Herrn Minister Stucki gesprochen, der ihn zunächst an Herrn Dr. Iselin verwiesen hat. Aber Herr Dr. Henggeler würde auf alle Fälle nochmals mit Herrn Minister Stucki sprechen, um sicher zu sein, dass diese Art des Vorgehens auch von den Behörden genehmigt wird.» (2)

Henggeler arbeitet in der Folge wie angekündigt ein Zirkular aus zugunsten eines gemeinsamen Vorgehens der drei Grossbanken. Am 30.4.1952 findet Besprechung mit den Grossbanken statt, gleichen Tags schreibt Henggeler an Schweizer, dass er in keiner anderen Gruppe, ohne Moskowitz, teilnehmen könnte, da dies jenem gegenüber «höchst unkollegial» wäre.

Notiz 30.4.1952. «Kurator AG (Bank für Anlagewerte) werde heute einen neuen Aufruf veröffentlichen zur Bildung eines Schutzkomitees aller gutgläubigen Aktionäre mit Stichtag 16.2.1942. Anwaltsbüro Prof. Niederer und Dr. Hugo A. Frey, Zürich.» Ein Artikel NZZ, 998, 7.5.1952 bezeichnet übrigens Curator beiläufig als Revisionsgesellschaft, «bekannte Rechtsberater» stünden dahinter.

2.5.1952, Auskunft des SBV-Rechtsbüros Zürich über Dr. Hans Pestalozzi-Keyser, Bahnhofstr. 31: geniesse höchstes Ansehen, sei «zuverlässig in jeder Hinsicht». Dieser zeichnet denn auch in der Folge die Inserate der Interhandel, in denen diese zur Sammlung der Aktionäre aufruft, unabhängig und parallel zur Hauptklage. In der NZZ, 969, 3.5.1953, ruft derweil per Inserat die Curator AG zum selben Anliegen auf und bezeichnet sich selbst als berufene Vertreterin. Und schliesslich folgt am 5. Mai Schoop, Reiff.

2.5.1952, Notiz Schweizer (unsigniert).
«1. Dr. Iselin hält seinen Einspruch gegen jede Verknüpfung mit Moskowitz aufrecht, und Dr. Henggeler verzichtet daraufhin auf die Übernahme eines Mandates.
2. Am Freitagnachmittag erhielten wir Mitteilung, dass die Kurator AG (Gruppe Bank für Anlagewerte) am Samstag, den 3. Mai, Publikationen wegen der Bildung eines Schutzkomitees werde erscheinen lassen, wobei als Stichtag für die Beitrittsberechtigung das Datum der Beschlagnahmung in Amerika, nämlich der 16.2.1942, vorgesehen sei. ...
4. Ich habe daraufhin mit Dr. Jann ... abgemacht, dass wir Banken uns vorläufig jeder Stellungnahme enthalten und zunächst die Publikationen der verschiedenen Gruppen abwarten.
Ich habe auch Herrn Germann ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns in diesem Stadium in keiner Weise binden können in Bezug auf die allfällige Unterstützung irgendeines Komitees.»

3.5.1952, Notiz Interhandel. «Laut Mitteilung Dr. Linder vom 3. Mai besteht die Gefahr, dass die Bankgesellschaft auf eigene Faust vorgehen wird, obwohl mir Dr. Jann bestätigt hat, dass er mit unserer Haltung - nämlich die vorläufigen Publikationen durch die verschiedenen Komitees abzuwarten - einverstanden sei.» (das kommt von Dr. Albert Linder, seit 1945 Gen.dir. SKA) Die Empfehlung heisst also abzuwarten, wie Öffentlichkeit reagiert, wie Börse reagiert, erst dann entscheiden, ob man eigenen Kunden Anschluss an dieses oder jenes Komitee empfiehlt.

5.5.1952, Henggeler an Schweizer und Speich, SBV. Zieht sich zurück und konstatiert, sein «Versuch, ein Schutzkomitee unter massgebender Beteiligung der führenden schweizerischen Grossbanken zu bilden», sei gegenstandslos geworden.

Es folgen diverse Rundschreiben der Curator AG (Wirtschaftsberatung, Revisionen, Verwaltungen), Rämistr. 3.

15.5.1952, SBG, Jann und Budich, an Gen.dir.SBV, Schweizer. Man habe Scheitern eines einheitl. Vorgehens sehr bedauert, wolle sich aber nicht öffentlich exponieren, da man seinerzeit an Emission nicht beteiligt war «und weil wir auch nie Interhandel-Aktien unsern Kunden als Anlage empfohlen haben». Falls aber diesbezügliche Kundenfragen kommen sollten, würde man am ehesten einen Anschluss an Komitee Schoop Reiff empfehlen.

26.5.1952, Besprechungsnotiz, Dr. Jann, Dr. Linder, Dr. S. Schweizer und Dr. E. Roesle. Die Banken wollen nun doch noch versuchen, «die drei Komitees zu vereinigen», unter Einbezug der SBVg.

4.6.1952, Schweizer an Dr. Linder, SKA. Reagiert auf die ihm hinterbrachte Ansicht von Jann und Linder, doch noch Henggeler zur Leitung des Komitees zu gewinnen; er ist dagegen, obwohl er persönlich, wie er sagt, mit Henggeler befreundet sei; der Versuch sei schon einmal gescheitert.

12.6.1952, Besprechung von Bankenvertretern bei SBVg, Basel.

8.8.1952, Notiz für Gen.dir. Schweizer. Auf der Suche nach einer angesehenen Persönlichkeit an der Spitze des Komitees verfällt Roesle von der SBVg tatsächlich auf die Idee, Pilet-Golaz anzufragen, wogegen indes sogleich Einwände Laut werden: die Amerikaner würden das u.U. wenig schätzen.

19.9.1952, Moskowitz an Roesle/SBVg; am gleichen Tag Besprechung bei der SBVg usw. usf., sieht alles nicht mehr sonderlich bedeutsam aus.
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