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1942-1944
BA/MA; RW 20-5/22-24; Lage- und Wochenberichte der Rüstungskommandos in Baden, 1942-44
Information Unabhängige Experkommission Schweiz-Zweiter Weltkrieg (UEK) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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1. [RW 20-5/22] Lageberichte zur Situation der Rüstungsproduktion in Baden 1942/43

- Lagebericht des Führungsstabs Wirtschaft beim Badischen Finanz- und Wirtschaftsminister zum 15.11.1942: "Nachdem die Zahl der eingesetzten Arbeitskräfte im September erheblich zurückgegangen war, hat die Wiederaufnahme der Ostarbeitertransporte und die verstärkte Zuteilung von Arbeitskräften aus den besetzten Westgebieten eine Belebung des Arbeitseinsatzes gebracht. (...) Die Steigerung des Kräfteeinsatzes kam restlos der Rüstungswirtschaft zu gut. (...) Für Baden war allerdings die Arbeitseinsatzlenkung so ungünstig, dass trotz der erhöhten Zuweisung von Arbeitskräften eine leichte Steigerung des Restbedarfs eingetreten ist." Ergebnis der "Arbeitseinsatzlenkung":
Monat insgesamt Ostarbeiter Sonstige Kriegsgf. Restbedarf
September 42 3.398 403 621 541 15.396
Oktober 42 5.025 1.420 1.219 400 16.072

"Die Ostarbeiter klagen über zu schlechte Ernährung, vor allem wird die Güte des Brots beanstandet. Auch die durchgeführten Freiheitsbeschränkungen werden nach wie vor als lästig und hemmend empfunden." (S. 6f.)

- Lagebericht des Führungsstabs Wirtschaft beim Badischen Finanz- und Wirtschaftsminister zum 15.1.1943; Ergebnisse der Arbeitseinsatzlenkung im Rüstungssektor:
Monat insgesamt Ostarbeiter Ausländer Kriegsgf. Restbedarf
November 42 9.207 3.600 2.674 777 13.972
Dezember 42 5.502 2.043 1.644 377 12.760
"Der Rückgang gegenüber November ist auf Nachlassen der Ostarbeiter- und sonstigen Ausländertransporte zurückzuführen." (S. 7)

- Lagebericht der Rüstungsinspektion (Rü In) Oberrhein für Baden und das Elsass vom 2.2.1943, Stand: 15.1.1943: "Manche Arbeitskräfte verhalten sich infolge der aussen-politischen Vorgänge passiv, wenn nicht feindlich. Erhebliche Disziplinwidrigkeiten in den Betrieben. Unentschuldigtes Fernbleiben vom Arbeitsplatz."

- Lagebericht der Rü In Oberrhein für Baden vom 24.3.1943, Stand 15.3.1943; Zahl der zugewiesenen Arbeitskräfte:
Monat insgesamt Ostarbeiter Sonst. Kriegsgf. Restbedarf
März 1943 5.668 144 1.706 426 17.093.2.1943 4.007 373 1.838 312 13.979

2. [RW 20-5/23] Wochenberichte (z.T. einzelner Abteilungen) der Rü In Oberrhein, Oktober-Dezember 1942

- Wochenbericht der Rü In Oberrhein 19.-25.10.1942: "In der Schweizer-Grenzgängerfrage gab das Aussetzen der Strombelieferung am Freitag bei den in St. Ludwig [St-Louis] mit Strom vom Schweizerwerk Birseck belieferten Firmen Anlass, OKW Wi-Amt erneut (...) um Abstellung der gegenwärtig unmöglichen Grenzverhältnisse dringend zu bitten."
Wochenbericht der Abteilung Heer: "Fa. AG der Eisen- und Stahlwerke vorm. Georg Fischer fertigte bis jetzt 90 000 Wgr. [Wurfgranaten]. Die Fertigung wird auf 200 000 Stück pro Monat erhöht."

- Wochenbericht der Rü In Oberrhein 26.10.-1.11.1942; Wochenbericht der Abteilung Marine: "Bei Fa. BBC wird eine Erhöhung des Lieferprogramms für Haupt-E- Maschinen für U-Boote gefordert. Ausführungsmöglichkeit wird noch geprüft."

- Wochenbericht der Rü In Oberrhein 1.-7.11.1942: "Die vom Landesarbeitsamt Stuttgart angebotenen 300 Codreanu-Legionäre (...) sind von Rüstungskommando Villingen (Freiburg) für Aluminiumwerke Rheinfelden (...) abgelehnt worden, da diese (...) eine Menge Vorarbeiten für ihre Ostarbeiter geleistet haben und jetzt letztere nicht gegen unbekannte Kräfte austauschen wollen."
"Die AG der Eisen- und Stahlwerke in Singen [GF] sah sich Ende Oktober zu einer Notstandsmeldung wegen ihrer Koksversorgung veranlasst. Das Werk sollte ab 4.11. stilliegen. Um eine Fertigungs-Unterbrechung zu vermeiden, hat Rü In Oberrhein über die Kammern Freiburg und Konstanz sofortige Aushilfslieferungen durch Zuteilung von 150 to Koks veranlasst. (...) In einer am 2.11. stattgehabten Besprechung beim LWA Karlsruhe (...) wurde einwandfrei nachgewiesen, dass die eingetretene Notlage bei der AG in Singen durch fehlerhafte Angaben in den Meldebogen der Firma und nicht durch Versagen der verteilenden und betreuenden Stellen entstanden ist."

- Wochenbericht der Rü In Oberrhein 8.-14.11.1942: Die Rü In wurde von Wehrmachtsseite ersucht, der Hoffmann-La Roche in Grenzach bevorzugt mit Kohle zu versorgen.
Wochenbericht der Abteilung Heer: "Die Fa. AG der Eisen- und Stahlwerke vorm. Gg. Fischer, Singen a. H. erhielt von der Fa. Maybach Kenntnis von einem Führerbefehl, wonach das Panther-Programm mit einer erheblichen Steigerung sofort zu Lasten sämtlicher anderer Aufträge in vollem Durchgang durchgeführt werden muss."

- Wochenbericht der Rü In Oberrhein 15.-21.11.1942: Der Antrag der AG der Eisen- und Stahlwerke [GF] auf Zuweisung von Ausländerbaracken wurde befürwortet und weitergeleitet.
Wochenbericht der Abteilung Heer: 1000 Verteilerkasten als neuerteilter Wehrmachtsauftrag an die BBC Mannheim.
Wochenbericht der Abteilung Marine: Anlässlich eines Werksbesuchs bei der BBC Mannheim "wurde auch die Frage der Auszeichnung von Gefolgschaftsangehörigen besprochen. (...) BBC steht auf dem Standpunkt, lieber auf weitere Auszeichnungen von Gefolgschaftsmitgliedern zu verzichten, da bei dem jetzigen Verteilungsschlüssel nur Unruhe und Unzufriedenheit unter der Gefolgschaft zu erwarten sind."

- Wochenbericht der Rü In Oberrhein 22.-28.11.1942: Wegen ausbleibender Kohleversorgung sind "einige Betriebe wie (...) AG der Eisen- und Stahlwerke Singen [GF] (...) kurz vor der Stillegung".
Wochenbericht der Abteilung Luftwaffe: "In der Aluminiumerzeugung ist eine gewisse Entlastung eingetreten, sodass Aluminium z.Zt. den Erfordernissen entsprechend angeliefert werden kann. Die Aluminium-Herstellungswerke sind mit 40 % ihrer Fertigungsmöglichkeit ausgelastet und wird (sic!) nach Anlauf des erhöhten L[uft]w[affen]-Programms mit 80 % ihrer Fertigungsmöglichkeiten ausgelastet sein." (S. 2)

- Wochenbericht der Rü In Oberrhein 29.11.-5.12.1942: "(...) unerlaubte Entfernung vom Arbeitsplatz und Versuche des illegalen Grenzübertritts nach Frankreich, und neuerdings auch besonders nach der Schweiz, dauern an."

- Wochenbericht der Rü In Oberrhein 6.-12.12.1942; einer Firma wird die Entfernung Schweizer Grenzgänger zum 31.12.1942 auferlegt.
Der Antrag der BBC Mannheim auf Zuweisung von Ausländerbaracken wurde befürwortet und weitergeleitet.

- Anlage zum Wochenbericht 13.-19.12.1942; Thema: "Unterbringung der Ostarbeiter. (...) Nach Möglichkeiten sind für die Unterbringung bereits bestehende Gebäulichkeiten auszunützen; wo dies nicht möglich ist, müssen Baracken erstellt werden. (...) Die Lager für Ostarbeiter dürfen nicht mit Stacheldraht umzäunt werden, in Gegensatz zu den Lagern für Kriegsgefangene. (...) Der Ostarbeiter ist im Essen was Qualität betrifft, genügsam, auf Quantität legt er aber grossen Wert. Wenn er diese bekommt, ist er arbeitsam und leistet Gutes. Von einzelnen Betrieben wurden Arbeitsleistungen bis zu 130 % gemeldet."

3. [RW 20-5/24] Kurzberichte der Rü In Oberrhein über die Rüstungsproduktion und Arbeitereinsatzlage, 1944

- Bericht vom 6.4.1944: "In der Fertigung der Haupt-E-Maschinen bei Fa. BBC, Mannheim, ist besonders durch den Fliegerangriff vom 20.3.44 eine empfindliche Störung eingetreten. Behebungsmassnahmen sind im Gange. Fertigung der U-Boot-Armaturen leidet unter ungenügender Anlieferung von Stahlguss." (S. 2)
"Infolge Ausfall Schweizer Zulieferungen (...) erhöhter Abfall in der Lagersteinfertigung der Bad. Saphirschleifwerke Elzach." (S. 2)

- Bericht vom 7.7.1944: "Mittelschwerer Sachschaden" durch Bombadierung bei der BBC Mannheim. Sie ist "durch Fliegerschaden am 25.5. und 3.6. mit der Ablieferung der Haupt-E-Maschinen in weiteren Rückstand gekommen (...)." (S. 1)
- Bericht vom 5.8.1944: "Schwierigkeiten in der Fertigung der Haupt-E-Maschinen bei BBC, Mannheim, überwunden, Liefertermin für Juli-Soll nur um wenige Tage überschritten. Fertigung der Aufladegebläse planmässig, desgleichen Fertigung der U-Boot-Motoren für Type 23 (...)." (S. 1)
"Arbeitsleistung der Ostarbeiter und Flamen zufriedenstellend. Klagen über Arbeits-unwilligkeit der Italiener. Haltung der polnischen Kriegsgefangenen z.T. aufsässig." (S. 3)

- Bericht vom 5.9.1944: "Fertigung der Haupt-E-Maschinen bei BBC, Mannheim, durch Bombenschäden erneut schwer beeinträchtigt (50%iger Ausfall für etwa 3 Monate)." (S. 1)
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