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1934-1943
Sekretariat der Eidg. Bankenkommission: Dossier Wohl & Landau, Zürich.

BAR; E 6521 (A) 1979/51, 205.
Info Commissione Indipendente d'Esperti Svizzera-Seconda Guerra Mondiale (CIE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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Beim 1950 von der Bank Landau & Kimche AG, Zürich übernommenen Bankgeschäft Wohl & Landau, Zürich handelt es sich um eine relativ kleine polnisch-schweizerische Bank, deren Haupttätigkeit während des Krieges der Devisen- und Banknotenhandel war. Die Bank wurde 1920 von den drei aus Krakau, Polen stammenden jüdischen Bankiers Aron Wohl, Aron Holzer und Abraham Landau gegründet. Noch im gleichen Jahr übernahm Abraham, genannt Roman Landau die Firma. 1935 siedelte Aron Wohl nach Krakau über, wo er sich an der Bank Aron Holzer, Krakau beteiligte.
Das Dossier der Eidg. Bankenkommission enthält neben den Revisionsberichten der Jahre 1939 bis 1943 verschiedene Akten betreffend eine 1934/1935 wegen illegalen Coupons- und Devisenhandels durchgeführte Untersuchung gegen Aron Wohl.
1. Die im August 1935 erstellten Berichte des Schweizer Konsulats in Zagreb und der Kantonspolizei Zürich geben Aufschluss über den illegalen Handel mit Coupons jugoslawischer Staatsanleihen. Die Coupons werden in der Schweiz gekauft und in Belgrad eingelöst. Der Couponserlös in Dinar wird anschliessend unter Umgehung der jugoslawischen Devisenvorschriften ins Ausland verschoben und dort mit Gewinn in Schweizer Franken umgewechselt. Gemäss dem Konsularbericht sei man in den jugoslawischen Finanzkreisen empört, dass "die unlauteren Couponstransaktionen immer und immer wieder aus der Schweiz und insbesondere vom Bankplatz Zürich aus getätigt werden." Die in diese Transaktionen involvierten Devisenhändler die bei der Bank Wohl & Co. Decknamen- oder Nummernkonti besitzen, erteilen der Bank von Budapest, Wien, Amsterdam oder Paris aus Dispositionsaufträge. Wohl & Co. führen die Transaktionen durch und halten den Kunden die Ausführungsbestätigungen banklagernd zur Verfügung. Als die Polizei schliesslich bei der Bank Ermittlungen über die Devisengeschäfte anstellte, soll Abraham Landau erst unter grossem Druck Auskunft erteilt haben.
2. Im Dossier liegen schliesslich auch Gerichtsakten, welche die Löschung der Unterschrift des unbeschränkt haftenden Gesellschafters Aron (genannt Arthur) Wohl durch das Bezirksgericht Zürich vom Februar 1940 dokumentieren. Gemäss den Akten des Bezirksgerichtes war Wohl nach dem Überfall der Deutschen auf Polen geflohen und beim Versuch die rumänische Grenze zu überschreiten, von den Russen verhaftet worden. Aron Wohl - damals Alleininhaber der Bank Aron Holzer, der grössten Privatbank Polens -, hatte grossen Besitz im devisenfreien Ausland. Es bestand die Gefahr, dass er gezwungen wurde, auf sein Vermögen zu verzichten. Da die Bank Wohl & Landau den Verfügungen Wohls, der einzelunterschriftsberechtigt sei, Folge leisten muss, entzieht das Bezirksgericht Zürich mit Entscheiden vom 5.2. und 7.11.1940 Aron Wohl auf Antrag des zweiten u. h. Gesellschafters, Roman Landau die Vertretungsbefugnis. Roman Landau siedelt anfang 1941 nach Rio de Janeiro über, und die Bank übt praktisch keine Geschäfte mehr aus. Rechtsanwalt Dr. Max Kimche, Zürich, der die Bank ebenfalls vor dem Bezirksgericht vertreten hat und als Vertreter von Roman Landau amtet, tätigt in der Folge keine neuen Geschäfte mehr und zahlt nach Möglichkeit den Kontoinhabern ihre Einlagen zurück. Bei den Kreditoren handelte es sich ausschliesslich um Polen jüdischen Glaubens, von denen viele im osteuropäischen Kriegsgebiet wohnten und deshalb auf der Flucht waren. Da sie unbekannten Aufenthalts waren oder mit ihnen "aus bekannten Gründen" nicht korrespondiert werden konnte, wurden deren Guthaben 1941 auf ein besonderes Konto der Zürcher Kantonalbank einbezahlt.
3. Die Revisionsberichte zeigen die starke Drosselung der Geschäftstätigkeit in den Jahren 1939 und 1940. Der Ertrag stammte 1939, als die Bank letztmals einen Gewinn ausweisen konnte, v.a. aus dem Devisen- und Notenhandel. Vermögensverwaltung wurde gemäss dem Revisionsbericht praktisch keine ausgeübt. 78 Prozent der gesamten Aktiven, nämlich Fr. 435'000.-- Bankguthaben und Fr. 131'000.-- Debitoren befanden sich im Ausland.
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