Language: ns
1938-1955
Helvetia Allgemeine, VR-Ausschuss-Protokolle 1938-55
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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- 5.7.38: Künftige Entwicklung der Filiale Wien: Auffassung, dass das Geschäft durch den Anschluss profitieren werde. "Fast sämtliche Abteilungsleiter in der österreichischen Versicherung sind Juden. Sie sind bereits entfernt worden oder sie werden in Bälde nicht mehr da sein. [allgemein]" Agent der Helvetia im nationalsozialistischen Gablonz ist Anhänger Henleins, aber in der Politik nicht hervorgetreten.
- 5.7.38: Allgemeine Reiseeindrücke: England wird Tschechoslovakei nicht fallen lassen. In Rumänien werden die breiten Volksschichten "... von den Juden in einer Weise ausgebeutete wie kaum in einem anderen europäischen Staate". Auffallend für den Ausländer in Griechenland, "..das  sozusagen gänzliche Fehlen der Juden".
6.12.38: Neubesetzungen in der Repräsentanz wegen Anschluss des Sudetenlands
18.4.39: Der "Nichtarier" Norbert Lustig kann nach deutschem Einmarsch nicht mehr Geschäftsleiter in Prag bleiben. Die Gesellschaft ist moralisch verpflichtet ihm eine Abfindung zu zahlen oder ihm bei der Ausreise zu helfen. Er könnte Agentur in Frankreich führen. Leipzig. Stellen keinen Antrag für Herabsetzung der Grundsteuer, da Ariernachweis erbracht werden müsste.
14.5.39: Herr Lustig bleibt momentan Leiter der Repräsentanz, da noch keine Judengesetze eingetroffen sind, trotzdem Einreisemöglichkeiten für Lustig nach Schweiz oder Frankreich abklären.
Reisebericht von Herrn Huggler nach Prag: Möglichkeit, dass Herr Palek als offizieller Repräsentant fungiert, aber Lustig trotzdem die Geschäfte leitet. Zusammenlegung des Geschäfts mit der Schweizer National nicht zu empfehlen, da ihre Repräsentanten (bisher: Georges Basch; künftig: Gustav Preuss) nicht Transportvers.-Spezialisten sind.
-6.7.39: Judengesetze sind eingetroffen. Arisierung der Gesellschaft in Prag wird unumgänglich.
-8.9.39: Beitritt in die deutsche Kriegsversicherungsgemeinschaft (DKG) unter gewissen Voraussetzungen.
-19.9.39: Palek neuer Bevollmächtigter in Böhmen/Mähren.
-12.12.39: Extrazulage von 2'000 Kronen an Norbert Lustig.
-7.3.40: Anfrage wegen Kredit der Wirtschaft an England (für Staat aus Neutralitätsgründen nicht möglich). Helvetia hat kaum Interessen in England, aber viele in Deutschland. Frage wird geprüft.
-11.3.40: Probleme mit neuem Verteiler DKG. Da sonst Verluste drohen muss man zustimmen.-
-12.6.40 (Besprechungsprotokoll): "Helvetia arisches Unternehmen. Diese Tatsache wurde ebenfalls kurz erwähnt".
-12.6.40: Bevollmächtigung von Norbert Lustig erloschen.
-26.2.41: Weitere Beibehaltung von Lustig könnte Schwierigkeiten bereiten. Kündigung (mit sechsmonatiger Voranzeige). Aus Billigkeitegründen wird ihm dann eine Rente in der Höhe des bisherigen Gehaltes bezahlt. Notfalls aus der Fürsorgekasse.
-17.9.41: Nach Besuch von Direktor Binder in Prag, hat dieser festgestellt, dass ein Ausscheiden Lustigs noch nicht erforderlich ist. Anpassung des Vertrages.
-22.5.42: Lustig wurde mit seiner Familie ausgesiedelt. Ueberbrückungsrente wird ihm auf Separatkonto gutgeschrieben (da Auszahlung nicht möglich). Alleinige Leitung der Agentur jetzt bei Cesmir Vilin.
-24.8.45: Reise nach Süddeutschland: Bericht über Situation in Deutschland. Bezirksdirektor Gringmuth hat sich wegen den "politischen Verhältnissen" veranlasst gesehen, um seine Pensionierung nachzusuchen. Gewährung einer Pension von 7'800 RM. Entnazifizierung durch die Siegermächte. "Einige Versicherungsgesellschaften haben zur Schonung ihrer meist kompromittierten leitenden Angestellten sich entschlossen, diese vorzeitig in den Ruhestand zu versetzen."




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