Language: ns
SVSt/Interhandel B
E 7160-07 (-) 1968/54, Bd. 1049
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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Aufsichtskommission

Korr. aus 1947-1956, Stucki, Schwab, Ott, Hofstetter, Protok. der AK Washington, fast alles Durchschläge.

Die AK Washington bespricht die Affäre an folgenden Daten (kopieren anhand Originalvorlagen, dies sind meist schlechte Kopien)
13.5.1952, 846-848
23.1.1951, 741
12.12.1950, 724
23.11.1948, 493 f.
16.12.1947, 347-349
9.9.1947, 298 f.
26.8.1947, 272-274

4.3.1947, Botschaft Washington, Grässli an Legationsrat (Kohli?). «Interessanterweise habe ich in allerjüngster Zeit erfahren, dass eine Delegation der Remington Rand Inc. nach der Schweiz abgereist sei. Mit einiger Überraschung hörte ich, dass sich der Verwandte des ehemaligen Reichstagsabgeordneten und Präsidenten des Aufsichtsrates der IG Farben, Dr. Hermann Schmitz, D. Schmitz von der GAF, darunter befindet. Auch war davon die Rede, dass der Sohn des ehemaligen IG Farben-Gewaltigen, Professor Duisberg, alle Hebel in Bewegung setzte, um mit der Delegation reisen zu können. Augenblicklich weiss ich nicht, ob die Bemühungen erfolgreich waren. Jedenfalls muss man sich fragen, ob der für die Zusammensetzung der Delegation Verantwortliche eine glückliche Hand hat, wenn er Persönlichkeiten wie Schmitz und Duisberg, die zwar naturalisierte Amerikaner sind, einspannen will, um die amerikanische Regierung davon zu überzeugen, dass die GAF ein- für allemal von deutschem Einfluss gesäubert werde.»

3.7.1950, Ott an Stucki. Engl. Sequesterbehörden wünschen Auskünfte über Mollwo und Greutert; die Erbschaft Greutert sei teilweise an dt. Erben gegangen, teilt Ott mit (dt. Angehörige der Witwe??)

3.11.1950, SVSt an Stucki. Erwähnt beiläufig, dass die Sopadep entstanden sei im Hinblick auf die Evakuierungsmassnahmen des BR 1939, es sich also um eine «Evakuationsgesellschaft» handelte.

23.4.1951, Dr. Hanns Gierlichs an SVSt/Ott. (Kopie 1) Interessanter Brief, der die Lösung der Dividendengarantie bekräftigt, wird von Schwab und Ott an Stucki weitergeleitet mit Brief 26.4.1951. «Wenn man die Erklärung von Dr. Gierlichs liest, so gewinnt man erneut die Überzeugung, dass unbekümmert um Recht, unbekümmert um die Tatsachen von Amerika versucht wird, einen interessanten Vermögenskomplex an sich zu reissen.» (2)


Minister Stucki


6.3.1956, Telefonrapport Hofstetter über Anruf Stucki. Dieser erkundigt sich, wie es mit der Beteiligung heute im Dienst der Interhandel stehender ehem. Angestellter der SVSt an den Revisionen verhält. Zu Senn, der nun bei der Bank Hofmann AG tätig ist: «Ob Hofmann durch die Interhandel beherrscht ist, kann an Hand der Akten nicht festgestellt werden (nach Äusserungen des Sekretärs von Dr. Sturzenegger wäre Hofmann im Effekt durch Interhandel beherrscht).» (1) Stucki fragt zweimal, ob Ott beteiligt war, was zu bestätigen scheint, dass er wirklich wenig Ahnung hat. (2)


EPD/Korrespondenz


Enthält bekannte Briefe, nur von 1945/46, u.a. Protest Iselin an Petitpierre über die prov. Sperre, 9.10.1945, wobei mir eine Kleinigkeit auffällt, die ich bei der früheren Erfassung dieses Briefs nicht bemerkt hatte. Es heisst dort bei Iselin: «Absprachegemäss gestatte ich mir, auf die mir gestern gewährte mündliche Unterredung zurückzukommen. Sie erklärten mir, dass der Revisionsbericht der Schweizerischen Verrechnungsstelle, dessen Schlussfolgerungen Sie sich anschlössen, die Rechtslage unserer Gesellschaft im Zusammenhang mit den Bundesratsbeschlüssen betreffend die Sperrung deutscher Vermögenswerte, vollkommen klarstelle, dass nämlich jeglicher Tatbestand fehle, der eine Unterstellung unserer Gesellschaft unter die Sperre rechtfertigen könnte, was uns übrigens bereits durch die Revisoren nach Abschluss der Prüfung bekanntgegeben worden war.» Letzteres ist m.M. nach eine unbeabsichtigte Mitteilung, dass Freuler die Resultate der 1. Revision ausgeplaudert hatte. Es mutet doch eher unwahrscheinlich an, dass die Revisoren berechtigt waren, ein solches Ergebnis mitzuteilen.


Bundesanwaltschaft


Kleiner Bestand an Durchschlägen, 1951-1956; uninteressant.


EVD (1939-1946)


Durchschläge u. ein paar Originale von Dr. Hotz, Handelsabteilung; interessant insofern die Unterlagen bis 1939 zurückreichen. In irgendeinem Dossier des EVD müssten die Originale liegen.

16.2.1939, Hotz an C. Steiger, SVSt, unter Beilage eines Exposé von Gottfried Keller. (Kopie 2) Es geht um Clearing und den angeblich schweiz. Charakter der Gesellschaft.

2.3.1939, Steiger an Hotz. Antwort auf vorgenannten Brief, wertvoller Rückblick auf die bisherigen Kontakte der SVSt mit der IG Chemie, bes. im Rahmen der Clearing-Probleme. (Kopie 3)

Rest der Korr. von 1945/46, Sperre, nicht mehr sonderlich wichtig, da schon andernorts erfasst.


EPD ( 1942-1956)


Ebenfalls zahlreiche Durchläge und wenige Originale, einzelnes ist neu.

25.2.1942, Aktennotiz M. Ott aufgrund eines Telefons mit Kohli. Das früheste mir bisher unterlaufene Dokument, das seine Beschäftigung mit der Problematik bezeugt. (Kopie 4)

17.5.1945, Aktennotiz anlässlich des Besuchs bei Dr. Meister, Sektion f. Rechtswesen. Zeigt geringen Kenntnisstand zu dieser Zeit.

18.7.1945, Kohli an Schwab. Er hatte ein Gespräch mit Reagan von der US-Botschaft, der sich interessierte, ob IGC auch der Sperre unterliege. Kohli hatte die Auskunft gegeben, dies dürfte der Fall sein, worauf 25.7.1945 Schwab zurückfragt, worauf sich diese Antwort stütze, denn gemäss der eben durchgeführten Revision «konnten keinerlei positive Anhaltspunkte gefunden werden, die darauf schliessen lassen, dass heute noch eine Verbindung mit der IG Farben besteht».

27.7.1945, Antwort an Schwab. Führt die Verdachtsmomente an, wie sie in der Abteilung bei Kohli vorhanden waren. (Kopie 5)

28.7.1945, Aktennotiz Mehnert über Gespräch mit Kohli. Dieser habe seine Verwunderung ausgedrückt, dass nicht gesperrt sei, «es handle sich um eine eminent politische Angelegenheit».

30.10.1945, Petitpierre an Schwab (vertraulich). Nach Aussprache im BR werde eine vorläufig 3-monatige Sperre verhängt. «Nachdem unterdessen im BR eine Aussprache über diese Angelegenheit stattgefunden hat, kann ich Ihnen das Einverständnis dazu erklären, dass Sie die interessanten und unerfreulichen Feststellungen bei der Teerfarben Aktiengesellschaft Zürich zum Anlass nehmen, bei der IG Chemie und ihrem Kreis eine neue, ergänzende Kontrolle durchzuführen.»

8.1.1946, Straessle, Botschaft Washington, an Kohli. Betont das neuerdings wieder gewachsene Misstrauen gegenüber der Schweiz. Bes. Bedeutung komme dabei IG Chemie zu. Im Gespräch mit US-Beamten sei zu erfahren, dass eine Aushändigung des gegen IG Chemie sprechenden Materials nicht in Frage komme, um nicht der Firma Munition in dem von ihr gegen den APC angestrebten Prozess zu liefern. (3 f.)
«Eine Deblockierung der Guthaben der Gesellschaft in der Schweiz würde zweifellos Anlass zu neuer ungünstiger Publizität geben und - im Hinblick auf die Notorietät von IG Chemie als Ableger von IG Farben - den sonstigen öffentlichen Behauptungen des Treasury und anderer Stellen mehr Glaubwürdigkeit verleihen.
Mit unserer Mitteilung, dass wir keinen genügenden Beweis zur Blockierung von IG Chemie besitzen, wird übrigens das Misstrauen gegen die SVSt und die Notwendigkeit des Abbruchs der Verhandlungen betreffend die Zertifizierung erklärt. Wenn die Verrechnungsstelle nicht selbst feststellen könne, wird argumentiert, dass IG Chemie's Existenzberechtigung lediglich in der Wahrnehmung der Interessen von IG Farben bestehe, trotz all der äusserlichen Aufmachung als schweizerisches Unternehmen, dann müsse eben befürchtet werden, dass sie auch andere ähnlich gelagerte Fälle als schweizerische Interessen zertifizieren würde.» (4)
Und schliesslich heisst es noch: «Die IG Chemie hat unseren Gesamtinteressen schon soviel geschadet, dass es kaum zu verantworten wäre, uns noch grösseren Risiken auszusetzen.» (5)

29.4.1946, Mehnert an Petitpierre (Express). In Ergänzung des Briefs von Schwab vom 11.4.1946, der ebenfalls in Kopie beiliegt, wird die von Schwab aufgeworfene Frage, ob den betr. Gesellschaften ein Exemplar des Berichts auszuhändigen sei, aufgegriffen. «In Ergänzung der Ausführungen unseres Herrn Direktionspräsidenten gestatten wir uns festzustellen, dass noch niemals ein Revisionsbericht der Schweizerischen Verrechnungsstelle der revidierten Gesellschaft im Original zugänglich gemacht worden ist. Es würde sich daher um ein Novum handeln, das nicht unbedenklich wäre, da unsere Revisionsorgane gehalten sind, in den Revisionsberichten nicht nur ihre tatsächlichen Feststellungen niederzulegen, sondern auch ihre persönlichen Eindrücke und Vermutungen; in den beiden zur Rede stehenden Fällen haben letztere eine besondere Bedeutung. Wenn es auch selbstverständlich ist, dass einer jeden revidierten Firma die festgestellten belastenden Tatsachen bekanntgegeben werden, damit sie die Möglichkeit hat, sich zu diesen zu äussern, so scheint uns die revidierte Firma auf keinen Fall einen Anspruch darauf zu haben, die lediglich für die internen Zwecke der Verrechnungsstelle im Revisionsbericht niedergelegten Kombinationen der namentlich angeführten Revisoren kennen zu lernen.»

8.5.1946, Petitpierre an Schwab. Bestätigt Empfang des Berichts und der Kopien des Briefwechsels mit den Firmen. Ohne Bezug auf den Brief vom 29. April befindet Petitpierre, es sei kein Exemplar des Berichts auszuhändigen; man werde sich nach seiner Rückkehr aus Washington noch mündlich verständigen. «Es hat mich interessiert, Ihrem Brief zu entnehmen, dass bis zu dessen Absendung an den in Washington gepflogenen Verhandlungen der Fall der IG Chemie überhaupt nicht erwähnt worden ist.»

21.5.1946, SVSt an PD (Rechtswesen). Man verzichte darauf, die prov. gesperrten Firmen zur Anmeldung zu verpflichten, womit deren Vermögen allerdings auch keinen Eingang fänden in das Enquete-Resultat.

10.5.1946, Bruggmann an PD/AA. Berichtet über Gespräch mit Seymour Rubin und Harry Jones. (Kopie 6)

10.6.1946, Bruggmann an PD/AA (inzwischen Zehnder?). Interhandel-Anwalt John J. Wilson glaubt, bald in Schweiz reisen zu können und bittet um Weiterreichung folgender Nachricht:
«Bekanntlich interessiert sich seit einiger Zeit die amerikanische Firma Remington Rand für die Übernahme der General Aniline and Film Corporation. Kürzlich sei Mr. Wilson von dem Unternehmen nunmehr informiert worden, dass es den Londoner Vertreter nach der Schweiz zu entsenden beabsichtige, um dort mit der IG Chemie zu einer raschen Verständigung zu kommen, d.h. bevor der Anwalt und der Vertreter der amerikanischen Regierung, Mr. Harry Jones, in der Schweiz eingetroffen sind. Anscheinend ist es der Remington Rand gelungen, IG Chemie-Aktien im Wert von ungefähr 4 Millionen ($ oder Fr. ? sic) aufzukaufen. Wie Sie wissen, liegen gewisse Umstände vor, die es vielleicht als ratsam erscheinen lassen, die GAF zu verkaufen. Diese Möglichkeit wird einen Hauptgegenstand der Besprechung zwischen der IG Chemie und Mr. Wilson bilden. Der Anwalt warnt aber vor einem übereilten Entschluss, da Remington Rand bei den hiesigen Behörden nicht das beste Ansehen hat. (1)
Meinerseits glaube ich, dass es sich nicht empfiehlt, dass die IG Chemie, nachdem der ganze Fall eine umfassende Prüfung erfahren soll, unmittelbar vorher zu einem Verkauf schreitet.» Die Firma solle das wenn schon in die Verhandlungen einbringen.

13.6.1946, PD/Kappeler an Schwab. Es geht um die kürzliche Bitte von Sturzenegger, einem Gesandten der DLB via Schweizer Konsulat in Konstanz eine Nachricht zukommen zu lassen. «... nous devons vous dire que nous ne sommes pas absolument persuadé du caractère suisse, au point de vue économique, de l'ensemble du capital de Sturzenegger & Cie. A cet égard votre rapport ne conclut pas non plus de façon absolument nette.»

26.6.1946, Ott an PD/Kappeler (Rechtswesen). Antwort auf obigen Brief, in der Ott die momentane Sicht der Dinge erklärt. (Kopie 7)
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