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1946-1957
SVSt / Interhandel Dossier J
E 7160-07(-) 1968/54, Bd. 1057 (1946-1956)
Information Independent Commission of Experts Switzerland-Second World War (ICE) (UEK)
Info UEK/CIE/ICE ( deutsch français italiano english):
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Telefonabhörberichte (Mappe)


3.11.1945, Ott an Oberst Widmer. Auftrag zur Abhörung von Gadow, Sturzenegger, Mollwo, ohne dass dabei sehr viel herauskommt. Die folgende Serie transkribierter Gespräche reicht für Sturzenegger vom 18.11.1945 bis 16.1.1946. Wie üblich sind die transkribierten Gespräche sehr schwer verständlich, da unter Insidern stattfindend, so dass auch der abhörende Beamte oft Lücken und Fragezeichen einsetzt. Weitere Abklärungen, zum Beispiel zur Identität der Gesprächspartner, wurden nach den hier vorliegenden Papieren gar nicht mehr angefertigt, während bei den abgehörten Gesprächen von 1940/41 solcher Aufwand durchaus getrieben wurde.

18.11.1945, 2 Gespräche von «Edi» (mit Badenser oder württemberg. Dialekt), bei Sturzenegger privat in Binningen, an Hr. Paul X (St. Galler Dialekt). Es geht um eine rätselhafte Aktientransaktion, in deren Rahmen Ciba erwähnt wird, ein Herr Wander, ein von Wyss, ein Mayer, ein Dr. Duttweiler. Zum Schluss übernimmt Sturzenegger das Gespräch noch kurz, um Paul X zu begrüssen, mit dem er per Du ist.

18.12.1945, Sturzenegger mit Dr. Friedrich, Zürich. Es geht um die Umwandlung der Inhaber- in Namensaktien.

4.1.1946, Sturzenegger an Dr. René Niederer. Sie sind per Du.

3.1.1946 und 16.1.1946, Sturzenegger mit X (Zürich). Gespräch berührt auch Revision durch SVSt. 3.1.1946, X teilt Sturzenegger mit, er habe ein Gepräch «mit dem Präsidenten der New Yorker Stock Exchange» gehabt und diesem erklärt, «sie hätten in Amerika viel zu wenig Respekt vor dem fremden Privateigentum». Und am 16.1.1946 sagt X: «Ja, und also was die für Sachen behaupten, Leute, die die Sache gar nicht verstehen, nicht. Also übertreiben und falsche Beurteilung, die die Tatbestände nicht kennen, nicht, es ist unglaublich. Ich habe da vor ein paar Tagen einen etwa fünfseitigen Brief bekommen von Herrn Petitpierre. Da hat man sagen hören, das Gesetz wegen diesen Raubgütern sei auf ein Mal Kopf über Hals erlassen worden, wo die Polen - die Polen hätten eine Note geschickt. S: Das genügt, um zu... X: Die Polen, nicht wahr, aber natürlich dahinter stecken die Russen, nicht. S: Natürlich. - Ja das ist - das kennen wir eben. Das ist die Angst, nicht wahr, nur dem Druck nachgeben!»

Gadow und Sturzenegger sind per Sie.

15.11.1945, Germann an X in Zürich (ohne dass sich sage liesse, ob es sich um denselben X wie oben handelt). X: «Nein, wir müssen da eine Entscheidung machen wegen dem - eh - dem Material. G.: Ja, und das ist? X: - ja kann ich drauf (??) G: (lacht) ja du bis ein - ? -. Ich läute Dir später nochmals an, salü.» Das klingt mir allerdings stark nach einer verkürzten Mitteilung, die aus Sorge wegen allfälligen Abhörens gar nicht ausformuliert wird - ist ja auch nicht nötig, da die Beteiligten wissen, wovon die Rede ist.


Einvernahmen 16. und 20.10.1947 (Mappe)


Serie von Fragen an Sturzenegger, Gadow, Germann, offensichtlich durchgeführt im Zusammenhang mit dem Rekursverfahren.

20.10.1947, W. Germann und H. Sturzenegger. Befragung über IG Konsortium. Frage: «Wie setzte sich das IG Konsortium zusammen? A.: Das IG Konsortium ist der eigentliche Vorläufer der IG Chemie, indem in diesem Konsortium Greutert & Cie. aufgrund der grossen Guthaben von IG Farben die entsprechenden Effekten-Transaktionen durchgeführt hat, wobei aber ein eigentlicher Konsortiumvertrag nie bestanden hat, Herr Greutert und seine Geschäftsfreunde sich aber einig waren, dass diese Transaktion zum grossen Teil als Vorläufer für die schon seit einiger Zeit in Aussicht genommene Gründung der IG Chemie dienen sollte. Diese Richtlinie wurde auch innegehalten, denn der Grossteil der im IG-Konsortium liegenden Werte wurde mit der Zeit auf die IG Chemie übertragen. Ein anderer Teil wurde dann auf die Sekretariats-Konti A usw. überführt, über die ebenfalls dann Effektentransaktionen geleitet wurden. Was nun die Sekretariats-Konti betrifft, so traten sie erst nach der Gründung der IG Chemie in Erscheinung... F.: Hat die IG Chemie irgendwie mit dem deutschen Konsulat verkehrt? A.: Nein. Zur Illustration sei noch beigefügt, dass Herr Dir. Germann 1943 geschäftlich nach Schweden reisen wollte, wobei ihm das deutsche Durchreise-Visum verweigert worden ist.» - Zu letzterem siehe aber Telefonabhörung 1940/41, wo auf zahlreiche Kontakte mit deutschen Stellen verwiesen wird.

20.10.1947, Befragung von Carlo Mollwo betr. Rotopulsor AG. Er sei zu dem VR-Mandat gekommen wegen seiner früheren Tätigkeit für die MG, deren holländ. Tochter die Rotopulsor gehöre - mit IG Chemie oder IGF habe die Rotopulsor nichts zu tun.

16.10.1947, Befragung von Sturzenegger über Norsk Hydro (Kopie)


Hastur. Anlagen in England 1955


Aus einem Revisionsbericht der SVSt v. 5.3.1955 über die in England liegenden Vermögenswerte der Bank erfährt man nebenbei, dass die Traversina-Familienstiftung, Chur, vom Stiftungsrat Dr. Jakob Auer, Talstr. 83, Zürich betreut wird (5). Die Stiftung Prudentia sorgt für Angehörige der Familien von Eichhorn und Grabowska, Stiftungsräte sind Dr. Paul Scherrer, Advokat in Basel, und W. Germann. (7 ff.)

Erhebungen 1956 bei Handelsregisterämtern Basel und Schaffhausen, Erbschaftsamt Basel
18.10.1956, Bericht von Fritz Hofstetter zu Handen Kohli/SVSt. Interessante Angaben zu Greutert, Roesch u.a. (Kopie, abgelegt unter Personen), sorgfältige Arbeit des auch sonst durch Präzision auffallenden Hofstetter.


Dr. Ott (Handakten)


In diesem Dossier findet sich als erstes «Bemerkungen zum Memorandum der Commission Mixte vom 7.10.1947 i.S. Interhandel», ein ms.-schriftl. Entwurf mit handschriftl. Korrekturen, der offensichtlich von Ott persönlich stammt. (49 S.) Eine Kopie dieses Textes ist bereits abgelegt unter PD/Sperre und Rekurs.

Undatiert, Résumé derjenigen Tatbestände, welche sich im Bericht IG Chemie/Sturzenegger & Cie., Basel, negativ, d.h. eher gegen den Standpunkt der Firmen auswirken. Interessantes Resumee anhang des Rees-Berichts, das sehr negativ ausfällt; mit handschriftl. Notizen von Ott persönlich. (Kopie 1)

16.9.1947, Entwurf der Stellungnahme SVSt zum Rekurs der IGC gegen Sperre. Wie man hier erkennt, verfasst von Ott, ergänzt mit Notizen (mindestens zwei Handschriften). Die definitive Fassung vom 24.9.1947 als Kopie im Bestand «Sperre und Rekurs» abgelegt. Es folgt noch die erste handschriftliche Fassung (Kopie 2,Titelseite)

Undatierte Notizen zum Rekurs der IGC, verfasst kurz vor Abschluss der Rev., d.h. Anfang 1946. Nimmt Stellung zu den einzelnen Punkten der Beschwerde (die in Kopie nicht vorliegt, siehe Notizen Sperre und Rekurs). Zur Motivation der 2. Rev. heisst es: «a) Die Revisionen bei den Herren Mollwo und der von ihm präsidierten Gesellschaften Sopadep in Lausanne, sowie bei Dr. Gadow von der IG Chemie in Basel, die sich Chefrevisor Freuler persönlich vorbehalten hatte, sind lt. Angaben des Revisors Rees nicht, bzw. nicht in genügender Weise durchgeführt worden. ... d) Endlich machte Revisor A. Rees nachträglich darüber Andeutung, dass er aus einer Bemerkung des Chefrevisors schliessen musste, es sei versucht worden, ihn unter Druck zu setzen.» (1) - Zu Absatz 7: Chefrevisor Freuler sei nicht ermächtigt gewesen, eine solche Erklärung abzugeben. (5)


Eduard Heyer


Betrifft die Bitte Heyers per Brief 10.3.1956, ihm zu bestätigen, dass er seinerzeit entgegen dem, was FuW suggeriere, nichts mit der Revision von IGC zu tun gehabt habe.

14.3.1956, Aktennotiz Hofstetter über Telefongespräch mit Heyer. «Die Interhandel bzw. deren Organe hat Direktor Heyer nach seinen Angaben erst 1952 durch Vermittlung von Dr. Erich Schmitt, seinem , kennen gelernt. Die Aussenhandel ist aber nicht von der Interhandel beherrscht.» Hofstetter fragt ihn zudem, weshalb er mit dem Fall als Leiter des Spezialbüros nichts zu tun hatte. Heyer: «Der Fall IG Farben/IG Chemie war nach der Auffassung von Herrn Präs. Schwab der grösste Fall.» Man habe ihn nicht dem Spezialbüro übergeben, weil dieses zu viel zu tun hatte. In den Notizen von Hofstetter ist ein gewisses Misstrauen spürbar; er hält auch fest, ein Bericht I sei mit «Heyer» überschrieben. Über Herrmann von Fuw sagt Heyer: «Herrmann ist hysterisch bis in sämtliche Nervenäste. Ich habe das Gefühl, dass einige andere Herren im Hintergrund stehen und Herrmann finanzieren, speziell ein Brupbacher.» (2)

27.11.1956, Kohli an Schaffner/Dir. Handelsabt. EVD. Man könne Heyer die Bestätigung nicht geben, weil gar «nicht mit Sicherheit» feststellbar sei, dass Heyer mit dem Fall «überhaupt nie etwas zu tun hatte». Heyer verlangt nun, dass man ihm wenigstens bestätige, dass das Spezialbüro die Rev. nicht durchgeführt habe. 17.1.1957, Chefrevisor Wyss an Heyer. «Gerade die Tatsache, dass man s.Zt. mit der Untersuchung des grössten Sperrefalles nicht das Spezialbureau betraut hat, das eigens zum Zwecke der Nachforschungen nach verheimlichten oder getarnten deutschen Vermögenswerten ins Leben gerufen wurde, wird die Aussenwelt nach Bekanntwerden nicht verstehen. Im Gegenteil, die Leute der und darum herum werden diese Gelegenheit zu neuen Ausfällen gegen die Verrechnungsstelle wahrnehmen. Man riskiert damit den Vorwurf, dass man mit Absicht die Spezialequipe nicht eingesetzt hat.» Telefon Heyer vom 21.1.1957. Wünscht Bestätigung weniger wegen FuW als wegen der drei Grossbanken SKA, SBV und SBG, wo «grosse Zurückhaltung» ihm gegenüber herrsche seit den Vorwürfen (was immerhin interessant ist). Dieses Theater geht immer so weiter, bis Heyer im Februar 1957 wenigstens eine minimale Bestätigung erhält.


Hans Senn


Auch Senn (Bank Hofmann) erhält im März 1957 eine entsprechende Bestätigung, dass er an den Revisionen nicht beteiligt war. Intern wird zugleich bestätigt, dass Senn etwas später via Commission mixte, AK und Rekurskommission sehr wohl mit Interhandel zu tun hatte. Beiliegende «Handakten Hans Senn» zeigen, dass die «Bemerkungen zum Memorandum vom 7.10.1947 der Commission Mixte» von ihm verfasst wurden. Einige undat. beiliegende Notizen von Senn mit Nennung zahlreicher Namen und Firmen (Kopie) zeigen, dass er sich sehr wohl und offensichtlich intensiv mit der Angelegenheit befasst hatte. Die Notizen dürften von einer Sitzung mit der Commission mixte stammen oder so ähnlich, denn sie weisen auf die Verdächtigungen durch die Alliierten hin.
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